Wo und wie 1.300 Asylwerber im Bezirk Amstetten leben
Rund 1.300 Asylwerber leben derzeit im Bezirk. Die Situation ist ruhig und dennoch durchaus angespannt. Plus Umfrage: Das sagen die Mostviertler ...
BEZIRK AMSTETTEN. Die Stimmung im Mostviertel zur Flüchtlingskrise ist angespannt. Im Auftrag der BEZIRKSBLÄTTER hat das Institut Aconsult 604 Niederösterreicher zu ihrer Meinung befragt. Die Ergebnisse sind eindeutig.
75 Prozent der Mostviertler sind etwa für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen, ebenso viele fordern die strikte Einhaltung der Obergrenze. 71 Prozent glauben, dass die Mostviertler Gemeinden bei der Unterbringung an ihren Belastungsgrenzen angelangt sind. Die fremde Kultur der Zuwanderer beunruhigt zwei Drittel der Befragten, nur 39 Prozent sehen keine Probleme und sagen: Wir schaffen das! (siehe Grafik) Die BEZIRKSBLÄTTER haben nun recherchiert, wie die Lage im Bezirk Amstetten aussieht. Wie viele leben in welcher Gemeinde, wie sind sie untergebracht und wer sind die Flüchtlinge?
Flüchtlinge in Ybbstaler Idylle
49 Asylwerber leben derzeit im ehemaligen Blindenheim im 600-Einwohner-Ort St. Georgen am Reith. "Die Bewohner sind hier Selbstversorger", so Betreuer Andreas Rauter über die Flüchtlingsfamilien aus Syrien, Afghanistan, Iran, Albanien, dem Irak und Libanon. Für jede Familie gebe es einheimische Paten für Besorgungen oder auch Ausflüge. "Die Protestrufe gegen die Flüchtlinge werden hier schon leiser", meint er.
Leben im und mit Container
Mit 150 Personen sind die beiden Containerdörfer in den Amstettner Ortsteilen Mauer und Waldheim, die von der Firma SLC Europe betreut werden, voll belegt. Hauptsächlich aus Afghanistan stammen die Bewohner, die vor allem im Familienverband oder als unbegleitete Minderjährige hier leben.
Ein Blick ins Lager
Einmal sei es zu einer Wegweisung gekommen – ein Jugendlicher hatte sich nicht an das Handyverbot nach 22 Uhr gehalten, erzählt SLC-Bereichsleiterin Kitti Kiss. Ein paar Anrufe, etwa wegen eines Streits im Bus, denen dann nachgegangen wurde, sonst hätte es keine Probleme gegeben, erzählt sie. Auch das Interesse der Einheimischen am Lager hätte in letzter Zeit nachgelassen.
Das meint die Bevölkerung
Man würde wenig von den Flüchtlingen mitbekommen, heißt es von Ortsansässigen, etwa von der zweifachen Mutter Ramona Heindl. Ihr selbst sei noch nichts Negatives aufgefallen, manchmal würde man aber schon etwas hören, etwa von Flüchtlingen, die am Bahnhof Zigaretten schnorren, meint sie.
"Mich wundert's", sagt Christine Winninger über die derzeitige Situation. Sie hatte, wie andere auch, Angst und sich gegen das Containerdorf gewehrt, sagt sie "offen und ehrlich".
Ruhe und Anspannung
Die "durchaus berechtigten Ängste", die zu Beginn herrschten, "seien nicht eingetreten", meint Ortsvorsteher Anton Ebner. Das lege einerseits an der Betreuung – auch durch Freiwillige, andererseits sei hier kein Flüchtling anonym. Dennoch ist spürbar, schon bei kleineren Vorfällen könnte die Stimmung schnell kippen. Doch Ebner appelliert: "Wenn keine Probleme auftreten, muss man auch keine erfinden."
Problemzone Privatquartiere
Zunehmend schwierig wird allerdings die Suche nach Wohnungen. Besonders dann, wenn aus dem Werber ein Asylberechtigter wird. Oft sei, etwa in der Stadt Amstetten, kaum passender und leistbarer Wohnraum vorhanden, oder es gebe Bedenken der Vermieter. Obdachlosigkeit könnte so auch in unserer Region zum Problem werden.
Flüchtlingszahlen (Asylwerber) im Bezirk:
Allhartsberg 5, Amstetten (inklusive Ortsteile und Containerdörfer) 420, Ardagger 30, Aschbach 29, Behamberg 12, Biberbach 14, Ennsdorf 1, Ernsthofen 40, Ertl 0, Euratsfeld 20, Ferschnitz 0, Haag 12, Haidershofen 23, Hollenstein 14, Kematen 70, Neuhofen 12, Neustadtl 16, Oed-Öhling 27, Opponitz 90, Seitenstetten 28, Sonntagberg 11, St. Georgen/R. 49 (Bild), St. Georgen/Y. 22, St. Pantaleon-Erla 9, St. Peter/Au 9, St. Valentin 51, Strengberg 4, Viehdorf 25, Waidhofen 189, Wallsee 22, Weistrach 4, Winklarn 14, Wolfsbach 11, Ybbsitz 21, Zeillern 6.
Eine Karte mit allen Flüchtlingszahlen aus Niederösterreich finden Sie HIER.
Im Auftrag der Bezirksblätter hat das Institut Aconsult 604 Niederösterreicher zu ihrer Meinung befragt. Das sind die Ergebnisse:
Quelle: Bezirksblätter Umfrage durchgeführt von Akonsult KG
Stichprobe: n = 604 repräsentative telefonische Befragungen (CATI), niederösterreichische Wohnbevölkerung ab 16 Jahren. Die befragten Personen entsprechen in ihrer Zusammensetzung der niederösterreichischen Bevölkerung.
Zeitraum: 26. Jänner bis 1. Februar 2016
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