Bad Blumau: Metaphernwirtschaft

Bad Blumau ist der Anlaßfall für eine längst fällige Debatte über landwirtschaftliche Kategorien und Kriterien (Grafik: Tourismusverband Bad Blumau)
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  • Bad Blumau ist der Anlaßfall für eine längst fällige Debatte über landwirtschaftliche Kategorien und Kriterien (Grafik: Tourismusverband Bad Blumau)
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Jetzt bekommt die Sache ja doch noch eine formell politische Dimension, die öffentlich zur Debatte stehen kann.


Die „Kronenzeitung“ meldete am 26.10.12, daß sich der Politiker Lambert Schönleitner eingeschaltet habe, um zu klären, was es in dieser Angelegenheit bisher allenfalls an Regelverstößen und Versäumnissen gegeben habe.

Schönleitner setzt bei Wasserrecht und Raumordnung an. Er wünscht sich ein „Gipfelgespräch“ mit den zuständigen Landesräten für Landwirtschaft, Umwelt und Tourismus. Da soll es dann um den Themenkomplex „qualitative bäuerliche Landwirtschaft“ versus „Industrieprojekte“ gehen.

Zwei Tage davor war auch ein weiterer Kommunikationsschritt der „Bürgerinitiative Bad Blumau“ zu vermerken. Ein umfangreicher Leserbrief im „Süd-Ost-Journal“. Leider ist der Beitrag von keiner Person gezeichnet, so daß weiter gerätselt werden darf, wer nun tatsächlich für diese Initiative steht.

Den Leserbrief halte ich übrigens vom Stil her für Profiarbeit. Das Stück hat nach meiner Meinung ein Werbetexter o.ä. verfaßt. Es ist als „Offener Brief“ an einen Spar-Vorstand (Dr. Drexl) gerichtet und als Metaphern-Konstruktion aufgebaut.

Ich glaube aber nicht, daß dieser Kolportage-Stil dem „einst ärmsten Ort Österreichs“ nützen kann. Zumal das wieder viel Polemik und wenig Sachinformationen liefert.

Ich finde es besonders ungünstig, wenn jemand Boulevard-Methoden übernimmt. Da wird etwa dem Bürgermeister Franz Handler erneut Korruption unterstellt, also ein strafbarer Tatbestand. Zugleich behauptet man, daß man das nicht behaupten möchte, sondern „dieses Thema als schlechte Optik abhandeln“ will.

Eine höchst unredliche Tour, jemandem strafbares Verhalten zu attestieren, an sich selbst aber den Tatbestand der üblen Nachrede zu vermeiden. Aber wer zeichnet denn inzwischen für diese Schritte verantwortlich?

Ich hab gerade nachgeschaut, die Bürgerinitiative „Pro Bad Blumau“ hat sich nun im Web ein Impressum gegeben. Zur „Verhinderung von Agrarindustrie in Bad Blumau“ erscheint da zwar noch immer kein Name, aber eine Sdresse.

Diese Adresse zur Forderung „Schützt Bad Blumau vor Agrarindustrie - für bäuerliche Landwirtschaft, für Sanften Tourismus“ läßt auf den Agrarier und Gemeinderat Karl Semmler schließen, der auch Leiter des Naturschutzbundes Steiermark, Bezirksstelle Fürstenfeld, ist.

Damit kennt man sich langsam aus. Gemeinderat Semmler und der Arzt Herbert Riegler stehen also für die Bürgerinitiative. Zusätzlich hat sich auch Gemeinderat Franz Spörk bei der Pressekonferenz deklariert.

Der Bad Blumauer Gemeinderat könnte demnach, als Baubehörde zweiter Instanz, langsam in die Gänge kommen und eine Art Stellungnahme des „offiziellen Bad Blumau“ erarbeiten.

Die gesamte Thematik ist auch andernorts Gesprächsthema. So berichtete Roman Schmidt am 23.10.12 hier über Vulkanland-Obmann Josef Ober, der sich „für bäuerliche Landwirtschaft“ ausspricht.

Im Beitrag „Ober gegen Agro-Industrie“ sagt der erfahrene Regionalmanager: „Regionen müssen zu etwas stehen und Regionen müssen Entscheidungen für oder gegen etwas treffen.". Er optiert für „bäuerliche und kleingewerbliche Betriebe."

Schmidt erwähnt: „Neben den Großställen ist dem Abgeordneten zum steirischen Landtag auch das Glashausprojekt in Blumau auf einer Fläche von 25 Hektar zuwider. Dahinter stehe ein Lebensmittelkonzern, der sich damit auch die Urproduktion sichere.“ Ober soll gesagt haben: "Ich vermisse hier den Aufschrei der Landwirtschaft."

Auch so ein Stück Metaphernwirtschaft. „Ich vermissen den Aufschrei von…“ Aufschreien ist eine ganz trübe Kategorie. Ein Versatzstück aus dem großen Floskelkatalog der PR-Branche.

In der Darstellung interessant: Hier wird Frutura, Projektbetreiber der Bad Blumauer Glashausgeschichte, gar nicht erst erwähnt, sondern gleich dem SPAR-Konzern unterstellt, er wolle selbst zum Produzenten werden. Jener SPAR-Konzern, an den der eingangs erwähnte, etwas plüschige „Offene Brief“ der Bürgerinitiative gerichtet war.

Na, da bin ich nun wohl nicht der einzige Oststeirer, der in absehbarer Zeit gerne genauer wissen würde, gemäß welcher Regelwerke von wem welche Vorhaben forciert werden und welche sachlichen Gründe allenfalls dagegen sprechen.

Freilich, Befindlichkeitsprosa interessiert mich dabei am wenigsten. Ich möchte gerne von der Annahme ausgehen, daß jeder Mensch seine Interessen verfolgt. Kollidieren die mit den Interessen anderer, dann sollte das öffentlich verhandelt werden.

+) Das BI-Impressum: [link]
+) Der Gemeinderat von bad Blumau: [link]
+) Roman Schmidt: „Ober gegen Agro-Industrie“ [link]

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