"Ich kann keinen Fehler sehen"

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BEZIRKSBLÄTTER: Herr Bosch, was sagen Sie zu der Aufregung um das von Ihnen geplante neue Gemeindezentrum in Enzesfeld?
ANTON BOSCH: Für mich ist das ein politisches Massaker. Meines Erachtens hat Listen-Bürgermeister Schneider nichts falsch gemacht, die ÖVP-SPÖ-FPÖ-Opposition agiert unverständlich.

Wenn die Atlas - wie nun angedacht - das Rathaus baut und an die Gemeinde vermietet, wäre die Gemeinde nicht mehr Herr im eigenen Haus, sondern logiert im Haus einer Genossenschaft. Unüblich?
Fakt ist: Das jetzige Rathaus ist 40 Jahre alt. Der Neubau war ein Wunsch des Bürgermeisters. Da wir von der Volksbank die nebenliegenden Gründe angeboten bekamen und auch gekauft haben, ist die Atlas der Gemeinde mit Vorplanungen auf eigene Kosten entgegengekommen. Fix ist noch nix. Sollte die Gemeinde beschließen, dass das Rathaus nicht neu gebaut wird, baue ich eben statt zwei Wohnbauten drei. Der Bürgermeister hat Wahlversprechen gemacht, die er jetzt auch umsetzen will und das finde ich persönlich sehr ordentlich. Darüber hinaus könnte die Gemeinde nach zehn Jahren das Rathaus ohnehin wieder zu einem Fixpreis bei Abschluss des Miet- bzw. Optionsvertrages ankaufen.

Ihr Plan sieht ein neues Rathaus auf drei Ebenen vor. Und vor allem einen Platz vor dem Rathaus nach dem Beispiel von Leobersdorf, wo Sie ja Bürgermeister waren.
Den Platz finde ich sehr wichtig, sinnvoll für die Ortsbelebung. Dazu ein Kaffeehaus. Enzesfeld würde begeistert sein.

Wenn Sie so überzeugt sind, warum gab es noch keine öffentliche Präsentation?
Ich wollte es nicht ohne alle Fakten und Zahlen machen. Ebenso hat eine Volksbefragung ohne Zahlen und Fakten keinen Sinn. Ende November hatte ich alle Unterlagen beisammen. Aber da kam es zu den Polit-Turbulenzen. Ich wäre durchaus bereit, im Jänner oder Februar eine Präsentation zu machen.

Gemauschelt ist ja im Zuge der Grundkäufe nicht geworden ...
Natürlich nicht. Die Volksbank hat der Atlas 4.500 Quadratmeter Grund um 645.000 Euro verkauft. Die Atlas will der Gemeinde zusätzlich einen angrenzenden 1.270 Quadratmeter-Grund abkaufen, um nicht geringe und vom Büro Stabentheiner seriös bewertete 147 Euro pro Quadratmeter - 184.000 in Summe. Die Gemeinde würde genau dort ihr neues Rathaus bekommen ohne Schulden, die rechtlichen Dinge wären noch auszuverhandeln. Ich kann da keinen Fehler sehen, Schneider hat sich zu nichts verpflichtet.

Ein Fehler, dass die Atlas "schwarz" ist, in einer ehemals stark "roten" Gemeinde?
Jede Genossenschaft ist verpflichtet, mit den Gemeinden zusammenzuarbeiten. Wir sind "schwarz", ja. Eine "rote" Genossenschaft hat aber in Enzesfeld 2012 ein nahes Grundstück für 45 Euro - und nicht für 147 - pro Quadratmeter bekommen. Schwamm drüber. Die Atlas will 35 wunderschöne geförderte Wohnungen mit Tiefgarage bauen. Wenn es ein Rathaus mit Platz werden soll, sehr gerne. Wenn nicht, habe ich auch kein Problem.

(Interview: Gabriela Stockmann)

Zur Sache:

Der Wirbel um das geplante neue Gemeindezentrum in Enzesfeld betrifft die Volksbankgründe neben dem Rathaus, die an die Genossenschaft Atlas verkauft wurden, die dort 35 geförderte Wohnungen bauen will. Daneben liegt ein noch in Gemeindebesitz befindlicher Grund, auf dem die Atlas eventuell ein neues Rathaus bauen will. Seit Bekanntwerden dieser Pläne (15. März) gehen die Polit-Wogen hoch. 700 Ortsbürger verlangten eine Volksbefragung: "Soll Enzesfeld/Lindabrunn unabhängiger Eigentümer ihres Rathauses bleiben? Soll die Gemeinde ihre Gründe im Ortszentrum behalten?" Weil der Bürgermeister diese Volksbefragung nicht will, zog am 24. November die ganze Opposition (6 SPÖ, 4 ÖVP, 2 FPÖ) aus dem Gemeinderat aus. Bis 14. 12. müssen mindestens drei Mandate für die nötige Zweidrittel-Mehrheit nachbesetzt werden, sonst gibt es Neuwahlen. Die ÖVP tauschte in der Folge ihr Team aus und verhinderte damit Neuwahlen. Auch die SPÖ zog wieder in den Gemeinderat zurück. Nun kann weiterregiert werden. Am 25. Jänner (18 Uhr, Volksschule Enzesfeld, Turnsaal) wird Anton Bosch seine Ortszentrums-Pläne öffentlich präsentieren. Die Präsentation findet im Rahmen der G21-Auftaktveranstaltung statt, in deren Rahmen Bürgermitbestimmung forciert wird.

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