Von Losenheim zur Fischerhütte: 1200 Höhenmeter in vier Stunden

Da war ich noch guter Dinge - hinter mir das Ziel
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SCHNEEBERG. Eine "Tour de Force" habe ich mir am 10. Juli zugemutet. Es war ein Tag mit über 30 Grad angekündigt, da lag es nahe zu flüchten: nicht ins Freibad sondern auf den höchsten Gipfel Niederösterreichs - den Schneeberg mit knapp über 2000 Metern. Dort sollte es heute keine 20 Grad kriegen. Aber es sollte halt auch eine sportliche Herausforderung sein.

Verzicht auf den Sessellift

Also wählte ich den Abmarsch in Losenheim auf ca. 900 Metern Seehöhe am Fuß des Schneebergs, dort wo die Sesselbahn auf die Edelweißhütte führt. Ich stieg parallel zum Lift auf Wald- und Wiesenwegen steil hinauf, immerhin liegt die Edelweißhütte ja dann doch schon auf ca. 1300 Metern Seehöhe.
Eine Stunde brauchte ich für diese erste Etappe, die mir schon einiges abverlangte - oben grasten gemütlich - wie gemein - Schneebergrinder. Ich musste ihr Revier durchqueren, um weiter Richtung Fadensteig zu gehen.

Fadensteig: Schritt für Schritt nach oben

Ich kenne den Fadensteig - ich weiß, dass es nicht flacher weitergeht, sondern noch steiler. Also legte ich mal eine kleine Pause ein, zum Glück hatte ich genug zum Trinken dabei - und eine Packung Cashews. Picknick in der Wiese, einige Wandersleut gingen flotten Schrittes optimistisch an mir vorbei.
Ich raffte mich wieder auf und ging weiter, steil durch ein Waldstück, ehe der Felsen vor mir auftauchte, ab dem es heißt: hier wird auch ein bisserl geklettert. Am besten nicht den Blick nach ganz oben richten, denn das nimmt den Mut - es ist wirklich steil.
Schritt für Schritt kam ich voran, bin ja nicht unbedingt eine Kletter-Koriphäe - und man muss schon auf jeden Schritt achten, will man nicht im Graben landen oder abrutschen.
Vor dem Einstieg in den Fadensteig rastete ich noch einmal kurz, unterhielt mich mit einer Gruppe von drei jungen Leuten, die zum ersten Mal am Fadensteig unterwegs waren und mir in der Folge immer wieder mit einem freundlichen Hallo begegneten. Ich erzählte, dass ich es mir zum Ziel gesteckt habe, jedes Jahr mindestens einmal hier hochzugehen. So bleibe ich im Training. Denn ohne eine gewisse Grundkondition sollte man sich den Weg eigentlich nicht zumuten, finde ich.

Eine gefährliche Stelle

Der Fadensteig ist zwar anstrengend aber nicht wirklich gefährlich - mit einer Ausnahme. Bei der Überquerung eines Geröllfeldes besteht tatsächlich wenig Griffigkeit: die Gefahr, weit hinunter zu rutschen und sich die Haut aufzuschürfen und vielleicht mehr, ist gegeben.
Ich übersah leider, dass diese Stelle mit einem Seil an der Wand abgesichert ist - und folgte den anderen Kletterern. Plötzlich fand ich mich mitten im Schutt wieder, ich sah keine Möglichkeit, einen Schritt nach vor oder zurück zu setzen noch mich anzuhalten, das sichernde Seil hatte ich vor Augen, aber ich erreichte es nicht. Da kam ein wenig Panik auf.
Am Hosenboden meiner neuen Wanderhose rutschte ich Zentimeter für Zentimeter in sicheres Terrain. Endlich erreichte ich das Seil, mein Herz klopfte und die Beine fühlten sich an wie Butter. Ich musste aber weiter. Es half nichts.

Eine letzte längere Rast

Nach einer weiteren halben Stunde (am Ende wird steil hinauf geklettert, es gibt aber gute Halte und Trittmöglichkeiten in den Felsen, das kenne ich schon - es sieht spektakulärer aus, als es dann tatsächlich ist) folgte der Ausstieg. Eine Blumenwiese begrüßte mich, ein weiter Ausblick auf die Voralpen, den ich endlich genießen konnte. Die jungen Fadensteig-Neulinge, die ich am Einstieg kennenlernte, picknickten hier auch gerade.

Letzte Etappe nicht unterschätzen

Ich wusste, dass mir die letzte anstrengende Etappe bevorstand, kontinuierlich bergauf zur Fischerhütte - etwa eine Stunde Gehdauer noch. Also dehnte ich meine Rast gebührend aus, ich dachte an die Leute, die unten in der Ebene bei 30 Grad schwitzen, hier heroben war es richtig kühl. Ich packte meine Windjacke aus.
Die brauchte ich dann aber doch nicht, denn nach ein paar weiteren Schritten wurde mir wieder recht heiß. Auch einige andere schleppten sich mehr als sie gingen Richtung Himmel. Ja, das sage ich nicht ohne Grund: Denn der Weg führt immer noch oben - das Ziel ist nie zu sehen. Die Fischerhütte liegt in einer kleinen Senke hinter dem Gipfel Kaiserstein und ist erst wenige Minuten vor der Ankunft zu sehen.

Viele waren gefordert in der dünneren Luft

Meinen Weg pflasterte eine erschöpfte Frau, die in der Wiese schlafend signalisiert: Ich gehe keine Schritt weiter. Ich überholte - und wurde später wieder von ihr überholt - eine jüngere Frau, die auf zwei Wanderstecken Richtung gestützt nach oben wankte, während ihre Freunde immer wieder auf sie warten mussten. Ich überholte einen jungen Mann, der anfangs sehr rasch ausschritt, aber sich selbst oder den Weg unterschätzte und immer öfter Luft holen musste. Ein alter Mann zog seine Wanderschuhe aus und ging neben dem markierten Weg in Socken über die Wiese. Blasen? Auch meine Kräfte ließen mit jedem Schritt nach. Immer häufiger musste ich Pausen einlegen, ich trank alles aus, aß jede Cashewnuss mit Genuss und bildete mir ein, von irgendwoher Energie zu kriegen.
Nach vier Stunden hab ich es geschafft: Auf der Fischerhütte bekam ich eine Leberknödelsuppe "Bitte mit zwei Leberknödeln!", ein großes Soda Zitron und ein dickes fettes Grammelschmalzbrot. Ich brauchte heute - im Gegensatz zu früheren Aufstiegen - relativ lange, um mich zu erholen, wechselte mein verschwitztes T-Shirt und ließ es auf dem eingeheizten Kachelofen trocknen. Es hatte hier draußen nur 15 Grad und Wolken zogen vorüber, mir war es zu kalt, um vor der Hütte zu sitzen, verschwitzt wie ich war. Ich saß in der Stube und starrte vor mich hin, ich war tatsächlich an meine Grenze gekommen.

Von da an gings bergab

Zum Glück gings von hier an nur noch bergab. Ich verzichtete auf den 10minütigen Fußweg zum Gipfel Klosterwappen mit seinen prägnanten Antennenanlagen, die mir eigentlich eh nicht so gut gefallen.
Eine knappe Stunde brauchte ich, um die Bergstation des Salamanders zu erreichen. Um 16.15 Uhr war Abfahrt, vorher noch Zeit für einen Kaffee.
Im Zug bergab fand ich mich jener Frau gegenüber, die auf ihre Stecken gestützt zur Fischerhütte hoch wankte, sie sah mindestens so müde aus wie ich. Und mit jedem Meter, den sich die Zahnradbahn nach unten schlängelt, wurde es wieder warm und wärmer. Eine letzte Herausforderung für den Kreislauf.
Aber dann daheim - ein Genuss mein warmes Vollbad und das Gefühl, "etwas" geleistet zu haben. Vielleicht komm ich heuer noch einmal...

Jubiläum Fadensteiglauf

Übrigens: Am 20. August ist der 10. Fadensteiglauf. Er führt über dieselbe Strecke - von Losenheim zur Fischerhütte. Die Strecke ist knapp 5 Kilometer lang und führt über 1200 Höhenmeter. Und die Streckenrekorde liegen, man glaubt es kaum, bei etwas über 43 Minuten bei den Männern und bei 57 Minuten bei den Frauen! Diese Zeit brauche ich für einen 5 Kilometer-Crosslauf in den Weinbergen. Auch der älteste Teilnehmer am Fadensteiglauf (60+) lief voriges Jahr in etwa eineinhalb Stunden die 1200 Höhenmeter bergauf. Das entnahm ich einem Aushang auf der Fischerhütte.

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