"Baden wird zum Frühstück verspeist": Wirbel um Wohnbau in Trostgasse absehbar
Die Badener Politik steht vermutlich vor einem heißen Herbst. Wieder einmal wegen umstrittener Bauvorhaben: Anlass sind diesmal geplante Wohnbauten beim Ex-Caruso-Hotel. Die Anrainer sind in Aufruhr.
BADEN. Man erinnert sich: Im Frühjahr 2016 gab es einen Polit-Skandal im Gemeinderat, da Mandatare von Oppositionsfraktionen (SPÖ, wir badener, FPÖ) den Sitzungssaal verlassen und damit einen Abbruch der Gemeinderatssitzung erzwungen hatten. Anlass der Empörung war eine geplante Umwidmung des Areals beim ehemaligen Hotel Caruso (13.000 Quadratmeter) von Tourismus-Sondergebiet auf Wohnbau, "Zerstörung des Villen-Ensembles", so der Tenor der Gegner.
Anrainer: "Zerstörung geplant"
Laut Anrainer Thomas Brandner, der sich auf Kunsthistoriker beruft, handelt es sich bei der Flamminggasse, die direkt auf das Areal stößt, um "die schönste Jugendstil-Gasse Österreichs". Tatsächlich stellte die Gemeinde Baden die geplante Umwidmung nach dem Polit-Aufruhr zurück, mit der öffentlichen Versicherung, die Pläne zu überarbeiten, auch im Hinblick auf den möglichen Titel "Weltkulturerbe", den Baden auch für seine Villengegenden bekommen könnte. Immerhin war Baden der einzige österreichische Vertreter, der sich noch im Rennen um diesen Titel befand.
Entweder ist das "Weltkulturerbe" inzwischen hinfällig geworden, oder aber die Interessen, das Caruso-Areal doch zu verbauen, sind gewichtiger geworden.
"Baden wird zum Frühstück verspeist"
Jedenfalls sickerte nun durch, dass laut Grundbuch das große Areal um einen Schnäppchenpreis von knapp 1,4 Millionen Euro den Besitzer wechselte. 100 bis 120 Wohnungen sind dort laut der noch bis 4. September 2016 auf www.baden.at einsehbaren Pläne möglich. Bauklasse 3 (Maximalhöhe von 14,5 Metern) soll möglich werden, die Bebauungsdichte (derzeit 20 Prozent mit den unansehnlichen Resten des Ex-Caruso-Hotels) auf 25 Prozent erhöht werden. Thomas Brandner spricht auch von einer möglichen Verkehrsbelastung durch 200 zusätzliche Kfz. Brandner in einem Brief an die Anrainer: "Das alles in einer Gegend, in der erst vor kurzem eine Umwidmung der Liegenschaften auf maximal zwei Wohneinheiten erfolgte, wo normalerweise eine Bauhöhe von 6 - 7 Meter zulässig ist und die absolute Ausnahme ein Bebauung von Bauklasse 2 ist, in einer Gegen, die überwiegend als Schutzzone gewidmet ist."
Gutachten kommt
Er hat nun ein kunsthistorisches Gutachten beauftragt, das im Lauf dieser Woche einlangen sollte. Die Umwidmungspläne wurden übrigens - im Gegensatz zu früheren Ankündigungen der Stadtgemeinde - nicht wesentlich geändert. Die Vizebürgermeisterin Helga Krismer von den Grünen spricht in einer eigenen Aussendung, dass hier eine "ruhige Wohngegend" entstehen werde.
Beschluss in erster Herbstsitzung geplant
Thomas Brandner ist aber empört: "Der Gemeinderat wird von den Investoren, sehr bekannte Spekulanten, zum Frühstück verspeist. Wir werden es ihnen so schwer wie möglich machen!" Er erinnert daran, dass noch im Jänner Umwidmungspläne beim Caruso nur eine 10-prozentige Verbauung beinhaltet haben, mit der er im Prinzip leben könnte. Wichtig sei, die Gebäudehöhe niedrig zu halten, damit auch in Zukunft die bekannte Kraus-Villa sichtbar bleibt. Auch einer Verbauung bis an den Straßenrand, wo dann Jugendstilvillen auf moderne Wohnklötze treffen würden, soll Halt geboten werden. Eine Unterschriftenliste sowie das kunsthistorische Gutachten sind fertig. Ein Beschluss soll in der ersten Herbstsitzung des Gemeinderates gefasst werden.
Gegen die geplanten Wohnbauten in dieser Dimension tritt auch die Bürgerinitiativebuergerbaden.at ein.
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