Tourismus ist kein Selbstläufer

Für den Bürgermeister des „Doppelten Ferienparadieses“, Rupert Winter sind Verkehr, Wildwasserschutz und die Kläranlage Hauptthemen.
  • Für den Bürgermeister des „Doppelten Ferienparadieses“, Rupert Winter sind Verkehr, Wildwasserschutz und die Kläranlage Hauptthemen.
  • hochgeladen von Julia Hettegger

Bürgermeister Winter, beschreiben Sie bitte kurz die Struktur Ihres Ortes!
RUPERT WINTER: „Bis Mitte der 60er Jahre war Altenmarkt von Landwirtschaft und Handwerk geprägt. Seit dieser Zeit hat sich unsere Gemeinde auch zum Tourismusort entwickelt. Während zu Anfang der Sommer die touristische Schwerpunkt-Jahreszeit war, verzeichnen wir heute zwei Drittel Winter-, ein Drittel Sommertourismus. Altenmarkt-Zauchensee steht jedoch nicht nur auf einem Standbein. Auch das Gewerbe und Handwerk entwickeln sich gut. Die Handelsbetriebe bieten einen recht guten Branchenmix und lassen Altenmarkt als Einkaufsort attraktiv in Erscheinung treten. Die Werbegemeinschaft Altenmarkt (WGA) ist dabei ein wichtiges Mittel, um unseren Ort als Einkaufsmeile nach außen zu transportieren. Ich stehe hundertprozentig hinter der WGA, die auch das Bestehen kleinerer Betriebe sichert. Einen besonders positiven Effekt hat natürlich die Skifabrik Atomic für unseren Ort. Als einer der größten Industriebetriebe im Pongau sichert er viele Arbeitsplätze und wirkt sich natürlich auch auf das Gemeindebudget sehr positiv aus. Die breite Aufstellung des Ortes ist positiv zu bewerten, denn in touristisch schwächeren Zeiten sichert diese Struktur und Stabilität.“

Durch die „Zweiteilung“ des Ortes in Altenmarkt und Zauchensee haben Sie besondere Gemeindebedingungen. Wie gehen Sie damit um?
RUPERT WINTER: „Das stimmt, der Ort selbst ist der eigentliche Wohnbereich, das Gemeindeende das Skigebiet. Wir verkaufen das touristisch unter dem Motto ‚Doppeltes Ferienparadies‘, aber es ergeben sich auch Nachteile, weil die Infrastruktur doppelt aufgebaut werden muss. Auch die insgesamt ca. 50 ‚waschechten‘ Zauchenseer benötigen z.B. öffentliche Verkehrsmittel. Die Kinder müssen in den zehn Kilometer entfernten Kindergarten gebracht werden. Das ist natürlich alles mit Kosten verbunden.“

Altenmarkt ist, wie erwähnt, touristisch gut aufgestellt. Stehen Sie mit den anderen Enns-pongauer Gemeinden, sprich Radstadt, Flachau und Eben in Konkurrenz?
RUPERT WINTER: „Eines ist klar: Tourismus ist kein Selbstläufer – es muss viel getan werden, damit die Nachfrage nach unserem Skigebiet hochgehalten wird. Aus diesem Grund haben wir auch immer wieder sportliche Großveranstaltungen wie den Damen-Weltcup dieses Jahr. Das kostet zwar Geld, ist aber gleichzeitig Werbung für den Ort und bringt uns gewisse Wettbewerbsvorteile. Die anderen Ennspongauer Gemeinden haben das auch erkannt und kämpfen ebenso um jeden Gast. Früher haben wir alle einen ‚Einheitsbrei‘ gekocht, heute muss man versuchen, die spezifischen Stärken der Gemeinde hervorzuheben – der Wettbewerb hat sich verändert.“

Wieviel Budget steht Ihnen im Jahr 2011 zur Verfügung und wie kommen Sie mit den finanziellen Ressourcen zu Rande?
RUPERT WINTER: „Im ordentlichen Haushalt sind wir relativ konstant geblieben, im außerordentlichen veranschlagen wir heuer 464.000 Euro, was relativ sparsam ist. Das ist gut, weil wir in den letzten Jahren sehr viele Großprojekte abwickeln konnten. Dazu gehören unter anderem die THERME AMADÉ und das neue Gemeindezentrum. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht auch in Zukunft vor großen Projekten und Herausforderungen stehen.“

Mit welchen konkreten Problemen sieht sich Altenmarkt-Zauchensee konfrontiert und welche Gegenmaßnahmen werden seitens der Gemeindevertretung aktuell vorbereitet, um dagegen zu steuern?
RUPERT WINTER: „Bereits seit vielen Jahren sehen wir uns mit drei großen Problemfeldern konfrontiert. Das sind der Verkehr, der Hochwasserschutz und der Kläranlagenausbau. Alle Projekte sind schon jahrelang Thema in der Gemeinde. Nun gilt es sie umzusetzen. Altenmarkt ist DER Verkehrsknotenpunkt im Ennspongau. Das ist einerseits vorteilhaft für die Erreichbarkeit, andererseits erkennen wir die starke Frequenz und vor allem den Durchzugsverkehr als großes Problem. Aktuell ist die Anbindung der A10 an die L263 im Bereich Gewerbegebiet Ennsbogen eine große Schwierigkeit. Die Zufahrt passiert in Altenmarkt und Flachau durch das Wohngebiet, aber wir steuern bereits dagegen. Die ESA-Studie (Europäische strategische Analyse) wird mit März abgeschlossen sein, danach folgen erste Finanzierungsverhandlungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen und nach eineinhalb Jahren soll endlich mit der Detailplanung zur Anbindung begonnen werden. Ein weiteres Verkehrsproblem stellt die B320 – Ennstalstraße dar, die die Gemeinde von Ost nach West durchschneidet und durch die starke Verkehrsfrequenz vor allem im LKW-Bereich für Altenmarkt problematisch ist. Der Ressortzuständige, Landeshauptmann-Stv. Wilfried Haslauer, hat uns jetzt zugesichert die Straße für den Transitverkehr ab 3,5 Tonnen zu ‚sperren‘, was eine enorme Entlastung (ca. 200 LKW/Tag) für die Anrainer bringen wird. Dasselbe wünschen wir uns auch für die B158 durchs Salzkammergut, da diese beiden Verkehrswege korrespondieren. Das Verfahren dafür läuft und der Plan soll noch im heurigen Jahr Realität werden.“

Das Problem bzw. Projekt Hochwasserschutz beschäftigt die Gemeinde ebenfalls schon lange. Wann wird es denn mit der Verbauung losgehen?
RUPERT WINTER: „Der Hochwasserschutz in Altenmarkt ist ein Jahrhundertprojekt. Wir sind dabei doppelt betroffen – durch die Enns und die Zauch. Die Entwicklung und Planung beider verläuft zeitgleich und bei beiden soll im heurigen Jahr die wasserrechtliche Bewilligung zur Verbauung erwirkt werden. Ab 2012 soll der Bau beginnen. Die Enns bringt dabei größere Schwierigkeiten mit sich. Ein großes Retentionsbecken südlich der Autobahn Richtung Reitdorf wird nötig werden. Die Verhandlungen mit den Grundbesitzern, deren Zustimmung für den Schutz des Siedlungsraumes nötig ist, muss sensibel geführt werden.“

Ebenfalls ein kostenintensives Projekt wird der Kläranlagenausbau sein. Warum ist dieser nötig?
RUPERT WINTER: „Der Reinhalteverband von Flachau bis Obertauern betreibt derzeit eine Kläranlage mit einer Reinigungsleistung von 63.000 Einwohnerwerten (EW). Zu touristischen Spitzenzeiten verzeichnen wir aber über 100.000 EW. Eine Erweiterung auf 120.000 bis 125.000 EW ist daher dringend notwendig. Die Kosten dafür werden sich jenseits der 10 Millionen Eurogrenze bewegen. Man sieht also: Tourismus bringt zwar Geld, stellt aber auch hohe Anforderungen an die kommunale Infrastruktur.“

Welche weiteren Projekte wollen Sie in Ihrer laufenden Amtsperiode unbedingt noch verwirklichen?
RUPERT WINTER: „2012/13 wird die Gemeinde ein Haus für betreutes Wohnen mit 15 Wohneinheiten einrichten. Ihm angeschlossen wird eine Kinderbetreuungseinrichtung mit drei Krabbelgruppen. Auch leistbares Bauland für die jungen Gemeindebürger wird zur Verfügung gestellt werden und zwar für 28 Häuser. Mit dem ersten Bauabschnitt wird im heurigen Frühjahr begonnen. Zwei weitere anstehende Projekte sind die Friedhofserweiterung und eine neue Sportanlage. Für beide wollen wir dieses Jahr alle Bewilligungen erwirken und im nächsten Jahr mit der Umsetzung beginnen.“

Interview: Julia Baumgärtner

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