Zwei Jahre Frauenübergangswohnung Braunau: Ein Ort der Hoffnung

Foto: Verein "Frau für Frau"
2Bilder

BRAUNAU (ebba). Vor knapp zwei Jahren, im Oktober 2013, wurde die Frauenübergangswohnung (FÜW) Braunau verwirklicht. Dabei handelt es sich um die erste und bisher einzige öffentliche Zufluchtstätte für Frauen mit ihren Kindern im Bezirk.

Die FÜW wurde damals installiert, da die Frauenberatungsstelle "Frau für Frau" immer häufiger Anlaufstelle für Frauen wurde, die sich in stark belastenden, krank machenden und von Gewalt betroffenen häuslichen Beziehungen befanden. Mit psychosozialer Beratung allein konnte diesen Frauen und ihren Kinder nicht ausreichend geholfen werden.

Häusliche Gewalt ist viel weiter verbreitet als wir denken. Sie ist kein Kavaliersdelikt. Sie betrifft Frauen aller Altersstufen, aller Schichten und Kulturen und Frauen in verschiedensten Lebenssituationen. Häusliche Gewalt geht zwar meist, aber nicht immer, vom Partner aus. Auch andere Mitbewohner wie Eltern, Stief- und Schwiegereltern oder Geschwister können die Gefährder sein.

Häusliche Gewalt ist nicht nur die häufigste Ursache für Verletzungen bei Frauen – häufiger als Verkehrsunfälle, Überfälle und außerhäusliche Vergewaltigungen zusammen genommen –, sondern gilt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eines der weltweit größten Gesundheitsrisiken für Frauen.

Laut einer aktuellen Studie erfahren 20 Prozent der Frauen in Österreich ab ihrem fünften Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Die Gewaltformen sind vielfältig. Häusliche Gewalt beginnt nicht erst bei körperlichen Misshandlungen. So kann psychische Gewalt wie Erpressung, Drohung und Beschimpfung, Freiheitsentzug, der Zwang zu sexuellen Handlungen und auch der Missbrauch finanzieller Abhängigkeit genauso stark beeinträchtigen, wie geschlagen zu werden.

Beziehungsgewalt findet meist nicht nur in einer, sondern oftmals in mehreren Formen statt. Auch wenn Körper und Seele viel aushalten, wirkt sich häusliche Gewalt folgenreich und lang anhaltend auf die körperliche und seelische Gesundheit aus, auch auf jene der betroffenen Kinder und deren Entwicklung – was oftmals unterschätzt wird. „Das Ertragen von Gewalt zieht gesundheitliche Beeinträchtigungen und körperliche wie seelische Erkrankungen nach sich. Je früher diese destruktive Situation durchbrochen werden kann, desto besser für alle Betroffenen und auch für die öffentliche Wohlfahrt,“ sagt Monika Krahwinkler, Leiterin der Frauenberatungsstelle "Frau für Frau".

Ziel ist ein selbstbestimmtes Leben
Die Hilfestellungen in der Frauenübergangswohnung Braunau reichen von Beratung bis hin zu Krisenintervention oder Unterstützung und Begleitung bei individuellen Problemen. So werden die Frauen etwa bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche, bei der Durchsetzung von finanziellen Ansprüchen wie Unterhalt, bei Trennung oder Scheidung, bei der Organisation und Finanzierung von Kinderbetreuung oder beim Erwirken eines Aufenthaltsrechts für Migrantinnen unterstützt.

Den Bewohnerinnen bietet sich die Möglichkeit, Ruhe zu finden, um Vergangenes zu verarbeiten und mit professioneller Unterstützung und Begleitung konkrete Schritte in die Zukunft zu planen. Ziel ist der Aufbau eines selbstbestimmten und existenzgesicherten Lebens.

Die FÜW Braunau bietet Platz für drei Frauen mit fünf bis sechs Kindern. Seit Oktober 2013 haben insgesamt 18 Frauen mit ihren Kindern dieses Angebot in Anspruch genommen. "Nach nur kurzer Anlaufzeit ist die Wohnung nun meist zu 100 Prozent ausgelastet", sagt Krahwinkler. Die Kontaktaufnahme erfolgt über die Beratungsstelle "Frau für Frau". Bei einer akuten Gewaltgefährdung werden die betroffenen Frauen und ihre Kinder an Frauenhäuser – insbesondere an das Frauenhaus Innviertel in Ried – weiter vermittelt.

Keine längerfristige Finanzierung
Die Wichtigkeit dieses Angebotes für den Bezirk Braunau wurde nun auch von Stadtgemeinde und Sozialhilfeverband erkannt. So kann die FÜW Braunau für das Jahr 2015 – gefördert und unterstützt vom Land OÖ, vom Sozialhilfeverband Braunau, von der Stadtgemeinde Braunau, vom Lions-Club Braunau und anderen engagierten Spendern wie dem Tauschkreis Altheim – finanziert werden. "Doch die nicht gegebene längerfristige Finanzierung erschwert den Betrieb der Frauenübergangswohnung außerordentlich. Jährliche Subventionsansuchen mit der Unsicherheit des Weiterbestandes machen das Angebot prekär und schwer organisierbar", sagt Krahwinkler.

Eine Sozialpädagogin, die mit den Frauen in der FÜW arbeitet, aus Gründen der Sicherheit aber nicht mit Namen genannt werden möchte, erzählt: „Ich erlebe hautnah mit, wie erleichtert und dankbar die Frauen sind, wenn sie erfahren, dass ein Zimmer frei ist und sie einziehen können. Ich sehe dabei zu, wie sich ihr Leben, gegebenenfalls auch das der Kinder, im Lauf der Wochen dahingehend verändert, dass wieder Perspektiven sichtbar werden und somit Hoffnung auf ein erfülltes Leben geschöpft werden kann. Demnach möchte ich mir wirklich nicht vorstellen, dass es diese Einrichtung in unserem Bezirk vielleicht einmal nicht mehr geben könnte!“

Foto: Verein "Frau für Frau"
Monika Krahwinkler, Leiterin der Frauenberatungsstelle "Frau für Frau" | Foto: Archiv

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.