Nachbar in Not – Braunau und Simbach mehr denn je eine Einheit

An Tag 3 der Katastrophe rückten 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem Bezirk Braunau mit 15 Fahrzeugen an, um die bayerischen Kameraden zu unterstützen. | Foto: Albert Sperl/FF
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  • An Tag 3 der Katastrophe rückten 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem Bezirk Braunau mit 15 Fahrzeugen an, um die bayerischen Kameraden zu unterstützen.
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SIMBACH, BRAUNAU (ebba). Das Hochwasser in der vergangenen Woche hat zweifelsohne viel Schaden im Bezirk Braunau angerichtet. Straßen sind beschädigt, landwirtschaftliche Felder in Mitleidenschaft gezogen, viele Anwohner haben ihr Hab und Gut davon schwimmen sehen. Die Feuerwehren waren rund um die Uhr damit beschäftigt, Keller auszupumpen und Sandsäcke zu verteilen. Bilanz: Über 360 Einsätze mit etwa 1400 Mann. Was den entstandenen Schaden betrifft, beschränkt sich dieser auf Braunauer Seite jedoch aufs Materielle.

Anders in Simbach: Braunaus Nachbarstadt hat es mit aller Härte getroffen. Sieben Tote forderte die Flutkatastrophe, darunter drei Frauen aus einer Familie. Innerhalb weniger Minuten standen am 1. Juni zahlreiche Häuser unter Wasser. Wassermassen gepaart mit Baumstämmen und Holz eines nahegelegenen Sägewerks donnerten durch Simbach und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Katastrophenalarm wurde ausgelöst. Unzählige Menschen waren in Gebäuden oder Pkw eingeschlossen und mussten per Boot oder Hubschrauber gerettet werden. Die Wasserversorgung brach zusammen, viele Haushalte mussten lange Zeit ohne Strom auskommen.

Der Schock sitzt bei vielen Simbachern noch tief: "Alles was im Keller stand ist kaputt: Heizung, Waschmaschine und das ganze Werkzeug meines Sohnes“, schildert Liselotte Erber (74).

Wie Robert Kubitschek vom Landratsamt Rottal-Inn mitteilt, können noch keine genauen Angaben darüber gemacht werden, wie viele Menschen durch die Katastrophe nun obdachlos sind. "Jedenfalls können derzeit ganze Straßenzüge nicht bewohnt werden. Wir müssen uns nach Abschluss der Aufräumarbeiten ansehen, welche Häuser noch repariert werden können. Man wird versuchen, die Gebäude wieder aufzubauen. Das wird eine große Herausforderung", sagt Kubitschek.

„Die Aufräumarbeiten werden sich sicher über Wochen ziehen“, so Thomas Gilg von der Simbacher Feuerwehr. Bürgermeister Klaus Schmid versuchte den Betroffenen im Rahmen einer Bürgerversammlung Mut zu machen: "Sagen wir, wie es ist: Uns hat es erwischt! Wir werden unser altes Simbach nicht wieder bekommen, aber wenn wir zusammenhalten, schaffen wir uns ein neues und schöneres."

Einer Schätzung des Landratsamtes Rottal-Inn zufolge, geht der Schaden in Simbach in den dreistelligen Millionenbereich. Tausende Haushalte sind betroffen, hunderte Häuser schwer beschädigt, hunderte Brücken zerstört, ganze Straßenzüge komplett weggespült, hunderte Fahrzeuge haben Totalschaden erlitten und viele Wirtschaftsbetriebe sind in ihrer Existenz bedroht.

Zusammenhalt gibt Hoffnung

Nachdem sich die Hochwasserlage im Bezirk Braunau relativ schnell entspannt hatte, zeigte man sich sofort solidarisch mit dem „Nachbarn in Not“. Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher stellte kurzum die Bezirkssporthalle zur Verfügung, um dort bis zu 100 Menschen aus Simbach unterzubringen.
Bezirkshauptmann Georg Wojak bot den Simbachern, die durch die Katastrophe ihr Dach über den Kopf verloren haben, Quartiere im Bezirk an. Auch in den Seniorenheimen wurden Plätze für gebrechliche Personen geschaffen.

Mehrere Feuerwehren aus Braunau standen den bayerischen Kameraden beim Aufarbeiten der schweren Schäden zur Seite. In kürzester Zeit waren auch zahlreiche freiwillige Helfer zur Stelle. In einer Schule in Braunau wurde sogar ein Betreuungsraum für Kinder geschaffen, damit die Eltern beim Aufräumen in Simbach helfen können. Asylwerber packten mit an, um die Massen an Schlamm zu beseitigen. In ganz Braunau waren keine Gummistiefel mehr zu bekommen. Der Andrang war so groß, dass kurzfristig keine weiteren Helfer mehr benötigt wurden. Über Facebook-Seiten wie „Braunau-Simbach helfen Menschen in Not“ und „Unser Simbach“ organisieren sich die freiwilligen Helfer. Auf Simbacher Seite wurde ein Bürgertelefon eingerichtet, erreichbar unter Tel. 0049/8561-20725. Helfer können sich überdies auch an die Feuerwehr Simbach wenden oder beim Bauhof melden, damit ihr Einsatz koordiniert erfolgen kann.

Regionale Firmen reagierten ebenfalls sofort: Bereits einen Tag nach der Katastrophe bot etwa Friedrich Werdecker 20 vom Hochwasser betroffenen Haushalten seine Unterstützung an. Der Geschäftsführer vom Elektroland Mattighofen stellte zehn Waschmaschinen und zehn Kühlschränke gratis zur Verfügung. Die Chefin vom Hotel Burgblick in Hochburg-Ach, Johanna Mitterer, stellt kostenlos für einen Monat eine 2-Zimmer-Wohnung in Burghausen für Simbacher Hochwasseropfer zur Verfügung.

Die einen helfen, die anderen gaffen

Neben der beeindruckenden Hilfsbereitschaft, gab es leider auch einige Schaulustige, die die Arbeiten der Einsatzkräfte zum Teil massiv behinderten. Die Katastrophe rief auch Plünderer auf den Plan, die das Leid der Betroffenen schamlos ausnutzten.

Rasche Hilfe

In OÖ hat das Hochwasser, einer vorläufigen Schätzung zufolge, Schäden von zehn bis 12 Millionen Euro angerichtet. Das Land OÖ hat den Hochwasser-Geschädigten rasche Unterstützung aus dem Katastrophenfonds zugesagt. „Die Antragstellung ist über das jeweilige Gemeindeamt möglich“, so Landesrat Max Hiegelsberger. Auch der Freistaat Bayern hat 1500 Euro Soforthilfe pro Haushalt zur Verfügung gestellt.

Aufatmen in Simbach

Der Freistaat Bayern hat den von Hochwasser betroffenen Bürgern im Landkreis Rottal-Inn am 7. Juni großzügige Hilfe zugesichert. Bei der Flutkatastrophe vom 1. Juni handelte es sich um ein "Jahrtausendhochwasser". Daher wird den Flutopfern neben den Soforthilfen von 1500 Euro je geschädigten Haushalt – laut Finanzminister Markus Söder (CSU) sind mittlerweile rund sieben Millionen Euro ausbezahlt worden – 80 Prozent, in Einzelfällen sogar bis zu 100 Prozent des Schadens ersetzt.

Spenden für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in Rottal-Inn können auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Rottal-Inn mit dem Kennwort „Hochwasserhilfe“ geleistet werden:

IBAN: DE81 7435 1430 0570 0068 09
BIC: BYLADEM1EGF

Auch die STS Braunau-Simbach GmbH hat ein Spendenkonto eröffnet:

Raiffeisenbank Braunau, Kennwort "Braunau für Simbach"
IBAN: AT23 3406 0800 0812 8829
BIC: RZOOAT2L060

Da viele Geschäftsleute aus Simbach nicht wissen, ob sie ihren Betrieb nach der Hochwasserkatastrophe wieder aufsperren können, hat die Braunauer Kaufmannschaft "Shopping in Braunau" ein Spendenkonto eröffnet. Das hier gesammelte Geld wird ausschließlich der Kaufmannschaft Simbach zu Gute kommen:

Volksbank Braunau
Kennung: Hochwasser Simbach
IBAN: AT75 4480 0102 9344 0000
BIC: VBWEAT2WXXX

Mehr Informationen zum Thema finden Sie hier:
Live-Ticker zur Hochwasser-Situation in Braunau und Simbach
AK unterstützt Hochwasser-Betroffene
Mehr Sicherheit dank Zivilschutz-SMS
Hilfe im Katastrophenfall
Aktuelle Informationen vom Landratsamt Rottal-Inn

An Tag 3 der Katastrophe rückten 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus dem Bezirk Braunau mit 15 Fahrzeugen an, um die bayerischen Kameraden zu unterstützen. | Foto: Albert Sperl/FF
Tag 2 der Katastrophe in Simbach | Foto: Daniel Scharinger
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