Terroristen haben keine Religion

Terror geschieht oft unter einem Deckmantel. Terror im Namen der Demokratie, der Freiheit oder eben der Religion. Nach den letzten beiden Terroranschlägen in Paris konnte man starke Veränderungen weltweit spüren. Nur wenige Stunden nach dem Anschlag wusste die ganze Welt: es waren Muslime. Am selben Tag (!) spricht Obama von einem Rückschlag, der geplant wird. Die Furcht vor Muslime steigt und ist in der Gesellschaft deutlich spürbar. Diese Angst ermöglicht auch so manchen Organisationen, Politikern und Präsidenten, ihre dunklen Träume zu verwirklichen. Wie können wir ein klareres Bild von der Sache bekommen, sodass unsere Gesellschaft nicht von Angst gesteuert wird?

Terror entsteht nicht von heute auf morgen

Zunächst einmal: Wie entsteht ein Terrorist eigentlich? Kann tatsächlich die Religion der Beweggrund für grausame Taten sein? Religion war noch nie der Auslöser für Krieg, auch kein Beweggrund für jemanden, zu morden. Es ist die Intoleranz der Menschen, die zu dem Hass führt, der widerum zu Krieg führt. Es ist die Gier des Menschen nach mehr Besitz und die Ignoranz gegenüber des Lebens eines Anderen. Es ist das Gefühl der Rache, das einen Menschen brutal macht. Es ist nicht die Religion, die Menschen befiehlt, Mitmenschen zu unterdrücken und zu morden. Leider wird aber sehr oft die Religion als Deckmantel für Terrorismus und Krieg benutzt und so beschmutzt. Wenn zum Beispiel gesagt wird, der sogenannte „Islamische Staat (IS)“ basiere auf Verse des Korans und Lehren des Islams, muss ein Blick hinter den Kulissen geworfen werden. Der Mörder des Journalisten James Foley sprach es klar vor der Ermordung des Journalisten aus: „Was du uns im Irak angetan hast, Obama, das geben wir dir jetzt zurück.“ Ganz klar ist also auch der Beweggrund des IS Rache pur: Sie sind großteils Hinterbliebene des grausamen Irakkrieges, die wortwörtliche Psychopaten voller Hass geworden sind. Hinterbliebene eines zu Unrecht begonnenen Krieges, zudem sich die USA auch höflich entschuldigt hat, nachdem laut einer amerikanischen Studie 650.000 Menschen im Irak sterben mussten. Klar ist also: Menschen werden aus verschiedenen Gründen zu Terroristen – nicht aber, weil sie einer bestimmten Religion folgen. Daher wäre es von großem Nutzen für uns alle und große Fairness, Terroristen nicht nach ihrer Religion zu benennen.

Distanziere dich!

Jeder spricht von Muslimen, die sich distanzieren sollen. Muslime aller Welt müssen sich zu jedem Terroranschlag, den (angebliche) Muslime verübt haben, äußern und sich klar distanzieren. Kommentare wie „geht auf die Straßen, sagt es laut“ oder „Vertreter aller islamischen Verbände sollen sich öffentlich distanzieren“ ansonsten „gehört ihr ja dazu“ schockieren die muslimische community. Mangelt es hier an Vertrauen, sodass der Generalverdacht bereits legitimiert ist? Auf die Idee zu kommen, von Anhängern irgendeiner Religion zu verlangen, sich von Anders Behring Breivik oder Joseph Kony zu distanzieren, wäre wohl unvorstellbar gewesen. Das soll auch so bleiben, denn es wäre eine große Ungerechtigkeit, meinem christlichen Nachbar zu unterstellen, er würde für solche Terroristen sein. Terroristen, die eben auch mordeten, vergewaltigten, Kinder zu Soldaten ausbildeten, um angeblich einen Gottesstaat zu errichten. Hierin besteht kein Unterschied zwischen Joseph Kony und Abu Bakr Al Baghdadi. Warum jedoch ist doch ein Unteschied? Joseph Kony wird als Psychopath dargestellt. Abu Bakr Al Baghdadi als Muslim. Vor dem Christentum hat man durch Joseph Kony nicht Angst bekommen, geschweigedenn einen Christen verdächtigt, ein Schläfer zu sein. Auch die Bibel wurde für seine Taten nicht in ein schlechtes Licht gestellt und das ist auch fair so. Bei Hr. Al Baghdadi ist es jedoch das prompte Gegenteil. Warum wird hier nicht fair geurteilt? Warum werden hier die Falschen verurteilt? Die beiden (angeblichen) Muslime, die in Paris 12 Menschen getötet haben, wurden berühmt und bekannt. Dass jedoch unter den Getöteten auch Ahmed Merabet, ein muslimischer Polizist, war, der die Redaktion verteidigen wollte, bleibt bei den meisten Berichten verschwiegen. Die Juden, die in dem koscheren Supermarkt ebenfalls von „Muslimen“ getötet wurden, wurden berühmt und bekannt. Dass jedoch der junge Bursche Lassana Bathily, der die Juden geschützt und versteckt hatte, ebenfalls Muslim war, bleibt bei den meisten Berichten verschwiegen. Warum wird nicht von Terroristen berichtet, die eine grausame Tat begingen? Warum wird hier der Islam so in den Vordergrund gestellt? Eine Ungerechtigkeit in der Berichterstattung, eine Ungerechtigkeit in der Urteilung – die uns allen schadet.

Tote sind nicht gleich Tote

Am selben Tag des 07.01.2015 mussten auch woanders Menschen sterben. Es waren ebenfalls Opfer eines Terroranschlags. Im Jemen wurden 34 Menschen durch den Anschlag getötet. Zwar stand es in einer Zeitung, jedoch blieb die Nachricht auch dort. Kein Mensch trauerte öffentlich, kein Präsident meldete sich zu Wort, nicht einmal das Security Council der UN (Sicherheitskomission) hat darauf reagiert. Welches Detail fehlt in dieser schockierenden Nachricht, dass um diese Toten nicht getrauert wird? Welches Detail fehlt, dass es für die Welt uninteressant und irrelevant ist?

Wir sind EINS

Obwohl es Menschen wie Breivik, Kony, Baghdadi uvm. gibt, müssen wir uns vor Augen halten, dass die große Mehrheit der Menschheit (!) und nicht nur der Muslime, Christen oder Juden für den Zusammehalt, für Liebe und Frieden sind. Wenn uns das nicht endlich klar wird, werden wir uns ständig beschuldigen, verdächtigen und hassen. So hätten diese Terroristen auch geschafft, was sie sich als Ziel setzten, denn eines wollen sie alle gemeinsam: Hass, Spaltung und Krieg. Genau deshalb sollen wir das Gegenteil verwirklichen. Auch wenn ein Christ einen Muslim (oder umgekehrt) irgendwo ermordet hat, lächle ich meinem christlichen Nachbar von Herzen zu. Weil ich weiß, dass er nichts damit zu tun hat. Weil ich weiß, dass wir beide trauern, um einen MENSCHEN, der gestorben ist. Weil ich weiß, dass wir beide zornig sind, auf einen MENSCHEN, der gemordet hat. Weil wir beide wissen, dass keine Religion das Morden legitimiert und Terrorismus keine Religion hat. Wir alle können die Toleranz und die Liebe zueinander fördern und zu einer starken Gesellschaft beitragen. Wir müssen nur mehr miteinander reden – spätestens dann wissen wir: Wir sind uns alle sehr ähnlich, wir wollen alle den Frieden.

Jasmina A.

Mehr zum Thema „Attentat auf die Redaktion Charlie Hebdo“ am Tag der offenen Fragen , am 15.02.2015 im Islamischen Friedenszentrum (Quellenweg 14, 5280 Braunau); Beginn: 14:00<div class="callout event-item-dates-container" id="event-item-dates-container"> <strong>Wo:</strong> Islamisches Friedenszentrum, Quellenweg 14, 5280 Braunau am Inn <nobr><a onclick="return !window.open(this.href);" href="http://maps.google.com/?q=48.2458,13.0474"><i class="fa fa-fw fa-external-link"></i>auf Karte anzeigen</a></nobr> </div>

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