1,5 Prozent Wachstum sind möglich

Interview von
Thomas Winkler, Chefredakteur
twinkler@bezirksrundschau.com

Aus der Sicht einer Regionalbank wie der Hypo Oberösterreich - wie stellt sich die wirtschaftliche Lage derzeit dar?
Man hat schon Eindruck, dass sich die Stimmungslage deutlich aufgehellt hat, wenn man es mit dem Stimmungsbild Ende 2012 vergleicht, das deutlich negativ geprägt war, merkt man jetzt deutlichen Optimismus in der Industrie aber auch im Mittelstand und deshalb sind die Anzeichen nicht so schlecht für 2013. Das ist auch im regionalen Wirtschaftsraum spürbar, Oberösterreich hat durchaus gute Chancen, ein Wirtschaftswachstum von etwa 1,5 Prozent zu erreichen und damit über dem Bundestrend von rund einem Prozent zu liegen und auch insgesamt sind die Rahmenbedingungen für Österreich nicht so schlecht. Man merkt etwa in der Autoindustrie oder was die USA betrifft eine positive Aufbruchsstimmung und wir hatten schon schlechtere Einschätzungen.

Die Arbeitslosigkeit ist aber zuletzt deutlich gestiegen ...
Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind wir doch stark bevorzugt, man muss das also positiv sehen, weil wir in der Weltwirtschaft einem riesigen Strukturwandel unterliegen und vor diesem Hintergrund haben wir in Österreich und speziell Oberösterreich eine Situation, über die man sich nur freuen kann.

Stichwort Strukturwandel, der kommt nun auch in der Bankenlandschaft zum Tragen, national tätige Banken überlegen, Filialen zu schließen.
Oberösterreich ist so ziemlich das einzige Bundesland, wo keine Regionalbank irgendeine Hilfestellung benötigt hat. Die oberösterreichischen Regionalbanken sind gut aufgestellt, nah an der Wirtschaft, ich glaube deshalb nicht, dass es hier zu großen Veränderungen kommen wird. Die großen Fragen sind natürlich, wie man seitens des Staates mit einer Kommunalkredit umgeht, mit einer ÖVAG oder Alpe Adria, die weiter im Markt tätig sind und aufgrund der Überkapazität auf die Marktpreise stark draufdrücken. Bei uns gibt es keine funktionierenden Marktbereinigungsmechanismen, dass jemand wirklich aus dem Markt gehen muss. In die Richtung muss man schauen, wie man künftig auch Banken aus dem Markt nehmen kann, wenn sie Probleme haben, weil das wichtig ist für alle Beteiligten und es kann nicht sein, dass die gesunden Banken heute Sanierungsbeiträge etwa für die ÖVAG zahlen müssen. Man tut ja den gesunden Banken nichts Gutes sondere schwächt sie, während die anderen versuchen, in den Markt zurückzufinden, was sehr stark über den Preis abläuft. Grundsätzlich wissen wir, dass wir Überkapazitäten haben, der Markt wird die Preise aus dem Wunschdenken der Banken nicht 1:1 übernehmen und deshalb wird es künftig auch einen verstärkten Kostenwettbewerb geben. Und darum muss man davon ausgehen, dass die Zahl der Filialen aber auch der Mitarbeiter wahrscheinlich abnehmen wird.

Auch bei der Hypo?
Wir sind schon bisher gut mit unserer überschaubaren Anzahl von 17 Filialen und insgesamt 420 Mitarbeitern aufgestellt, haben also keinen Bedarf, dass wir unsere Ressourcen verknappen. Und auf Grund unserer strategischen Ausrichtung sehen wir die notwendigen Potenziale, um uns positiv zu entwickeln.

Wo liegen diese Potenziale für die Hypo Oberösterreich?
Wir wollen weiter im Wohnbau die Nummer 1 sein, sowohl im gemeinnützigen als auch im geförderten und privaten. Aufgrund des Bedarfes an Wohnraum, der gegeben ist, glauben wir weiterhin gut wachsen zu können. Das zweite ist, was wir orten, dass konservative Geschäftsmodelle, wie wir sie seit vielen Jahren haben, honoriert werden, weil die Finanzmarktkrise vor Augen geführt hat, dass substanzielle Veranlagungen wichtig sind. Deshalb glauben wir, dass wir im Privatkundengeschäft in Oberösterreich deutlich wachsen werden können.

Neben dem Wohnbau, wo werden die Oberösterreicher in Zukunft ihr Geld bevorzugt anlegen?
Der größte Teil geht natürlich dahin, dass sehr viele ihre Basisveranlagung im Bereich der Spareinlagen tätigen, auch wenn man da sehr wenig dafür kriegt und das sicher keine große Freude macht. Wir sehen auch, dass Wohnbauanleihen verstärkt nachgefragt werden. Sicherheit steht an erster Stelle, die Renditeerwartungen sind höher, aber die kann der Markt derzeit einfach nicht bieten. Und im Aktienbereich ist es halt ungemein schwierig, die richtigen Unternehmen zu finden. Werte wie eine voestlpine oder Premium-Autohersteller sind nicht schlecht, aber da muss man halt bereit sein, Verluste auszuhalten.

Wird der Durchschnittsanleger jemals wieder Vertrauen in die Aktien gewinnen, nach dem viele im Zuge der Finanzkrise große Enttäuschungen erlebt haben?
Dem Grunde nach kann es keine Wirtschaft ohne Aktienmärkte geben, mittel- bis langfristig wird deshalb das Vertrauen in diese Märkte wieder kommen. Es ist ja nicht so, dass diese Aktienmärkte ursächlich für die Probleme waren sondern dieser Graubereich von Entwicklungen, bei denen selbst Experten nicht mehr wussten und schon gar nicht die Anleger, was man da eigentlich in Händen hat. Aktien per se haben ihre Berechtigung immer gehabt und werden sie immer haben.

Ein Blick in die Zukunft: Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung über 2013 hinaus ein?
Wir gehen davon aus, dass die Zinsen sehr sehr tief bleiben, die Weltwirtschaftsentwicklung ist sehr schwer einzuschätzen, wird vor allem von den USA und der Reindustrialisierung dort abhängen. Zum anderen wird Europa weiterhin geprägt sein von der Konsolidierung der Staatsschulden, diese Zeit ist noch nicht vorbei, aber wir haben eine Stabilisierung und darum kann man optimistisch sein, dass man das fortsetzen kann. Ich sehe es nüchtern so, dass das alles seine Zeit braucht, da liegt noch einiges vor uns.

Kann Europa vor diesem Hintergrund das Wohlstandsniveau halten?

Ich glaube schon, dass Europa gute Perspektiven hat, wenn man den Weg weiter konsequent geht, wenn Wissenschaft und Forschung weiter massiv forciert werden. Europa hat immer noch den höchsten Level, was Forschung und Entwicklung und Innovation angeht. Wir müssen nicht die Angst haben, dass uns die Chinesen und die Inder so schnell einholen und wir müssen auch nicht so schnell wachsen, aber wir brauchen für eine gute Entwicklung ein Wachstum, das über dem liegt, was wir derzeit haben. Was man sich dabei immer wieder vor Augen führen muss, ist, dass die Industrie extrem wichtig für den Wohlstand ist, und da ticken wir inzwischen glaub ich auch wieder in die richtige Richtung. In Österreich haben wir das Glück, dass wir einen relativ hohen Industrieanteil haben und in die Richtung wird es auch weitergehen müssen.

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