Er trotzt Schicksal mit viel Humor

Seniorenanimateuer Benjamin Doppelreiter bevorzugt im Job den Rollstuhl, zu Hause geht er auf Krücken.
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Seit zwei Jahren ist Benjamin Doppelreiter Seniorenanimateur. Wie der Rettenegger ältere Menschen motiviert, selbst mit Einschränkungen lebt und diesen begegnet, das erzählt er im Interview mit der WOCHE.

Was genau machst du als Seniorenanimateur?
Ich arbeite mit älteren kranken und dementen Menschen donnerstags und freitags für jeweils zehn Stunden. Da ist nicht jeder Tag gleich. Wenn das Ball-Spielen nicht geht, disponiere ich um und spiele "Mensch ärgere dich nicht", erzähle Witze oder wir schnapsen. An anderen Tagen geht das Ballspielen gut. Ich schieße den Ball so, dass die Leute ihn fangen. Es geht ums Fangen, um die Bewegung des Oberkörpers - und ums Spiel in der Gruppe. Mit dementen Menschen geht das Ballspielen gut, weil sie in die Kindheit zurückgehen. Ballspielen fördert die Aufmerksamkeit.
Ich rege auch zu Wortspielen an, sage "Sommer" und frage die Leute, was ihnen dazu einfällt. An guten Tagen machen bis zu 20 Leute mit, an schlechten vielleicht sieben.

Welche Stärken brauchst du?
Humor. Ich habe immer Witze auf Lager. Mich bringt nichts so leicht aus der Fassung. Ich sage mir, ich bin einer von euch, ich sitze nur zwischendrin.

Du sitzt mit 27 im Rollstuhl und regst ältere Menschen an, sich zu bewegen. Wie geht es dir mit deinem Handicap?
Ich gehe jetzt mit einem lachenden Gesicht arbeiten und ebenso nach Hause. Zu Hause gehe ich mit Krücken. In die Arbeit fahre ich mit dem PKW. Ich steige aus, nehme den Rollstuhl aus dem Kofferraum und fahre hier rein. Der Rollstuhl erleichtert mir die Arbeit. Meine Krankengeschichte ist lange: Als Baby hatte ich die Kinderlähmung, später eine Blutvergiftung. Mit 15 erlitt ich bei einem Mopedunfall ein Hirntrauma. 2009 erkrankte ich am Pfeiffer’schen Drüsenfieber.

Welche Schwierigkeiten bringt dein Job mit sich?
Eine Dame war sehr liebesbedürftig, busselte mich ab. Wenn ich dadurch Freude bereite, ist das okay. Mir fällt da kein Zacken aus der Krone. Zu viel ist nervig, weil es schwer ist, die Animations-Stunde zu halten.

Welche Eigenschaft ist ein absolutes Muss in deinem Job?
Ich muss kontaktfreudig sein. Ja, ich merke, dass ich bei älteren Leuten gut ankomme.

Was ist das Aufregendste?
Wenn ich Leute zum Lachen bringe oder sie nach einer Gedächtnisrunde klatschen.

Was würdest du deinem 14-jährigen Ich raten?
Es ist wurscht, wie viele Steine im Weg liegen, klettere über alle drüber! Es ist egal, wie groß sie sind, irgendwie geht es immer.

Barbara Pototschnig

Wo: Seniorenpark, Utschtal, 8600 Oberaich auf Karte anzeigen
Seniorenanimateuer Benjamin Doppelreiter bevorzugt im Job den Rollstuhl, zu Hause geht er auf Krücken.
Mit der Serie "Zukunft der Arbeit" lichtet die WOCHE Berufsprofile ab. Barbara Pototschnig rückt Menschen ins Zentrum, die bewegen und was bewegen wollen.
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