"Im Urlaub sind andere Cafés Pflicht-Termine"

Foto: Pashkovskaya
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Wie lange gibts die Konditorei Moser Fink schon?
Uns gibts jetzt seit fast 19 Jahren. Wir sind ein kleiner Familienbetrieb, im Moment mit drei Angestellten – wobei wir aber derzeit noch wen suchen würden, als Zimmermädchen.

Ist es für Sie schwierig, neue Mitarbeiter zu finden, auf die man sich verlassen kann?
Ja, schon. Es ist schwer, überhaupt jemanden zu finden. In dem Fall sowieso, weil es nur eine Teilzeitstelle ist und es vorwiegend am Wochenende zu arbeiten ist.

Nach welchen Kriterien stellen Sie neue Leute ein?
Wichtig ist mir ein persönliches Gespräch. Dann haben wir zudem immer einen Schnuppertag, weil im Laufe eines Tages lernt man sich dann ein bisschen kennen. Wichtig ist mir zudem Zuverlässigkeit, ein freundliches Auftreten und dass es miteinander passt.

Gibts in Ihrem Betrieb eine gewisse Firmenphilosophie?
Firmenphilosphie in dem Sinn nicht, nein. Aber mich freut's, wenn Leute zu uns kommen, die ein Geschenk suchen und dann vielleicht sogar fündig werden. Das ist schön, dass man überhaupt auf die Idee kommt, dass man bei uns es finden kann - ohne überhaupt eine Idee darüber zu haben, was man überhaupt haben will.

Wie sind Sie überhaupt auf Idee eines eigenen Lokals gekommen?
Es war eigentlich gar nicht meine Idee, sondern die unseres damaligen Bürgermeisters, dem Herrn Lagger. Mein Vater war damals Vizebürgermeister und es ist damals schon im Raum gestanden, dass die Frau Troiss zusperren wird. Und somit sind sie eben an mich herangetreten, das war dann der erste Anstoß.

Haben Sie diesen Schritt jemals bereut?
Ja und nein. Grundsätzlich einmal nicht, aber es hat natürlich Phasen gegeben, in denen ich mich gefragt habe, wieso tust du dir das an. Ich war damals ja noch relativ jung, ich war 21 Jahre alt, als ich das Geschäft übernommen habe, und das war gleich unmittelbar nach meiner Lehre bei Macher.

Hat es in den letzten 19 Jahre Höhepunkte gegeben, an die Sie sich gern zurückerinnern?
Ganz tolle Veranstaltungen gabs damals, als wir bei der Meisterstraße mit dabei waren, bspw. am Heldenplatz in Wien oder beim Aufsteirern in Graz. Was mir auch sehr imponiert hat, aber das ist schon etwas länger her, war, als die Apfelstraße an uns herangetreten ist wegen dem Schokolade machen. Da waren wir dann bei diversen Apfelstraßenfesten dabei. Da wird man dann auch in anderen Regionen bekannter.

Sie produzieren ja Schokolade selber. Von Beginn an schon oder hat sich das irgendwann entwickelt?
Zu uns sind immer schon viele Wanderer gekommen, die bei uns öfters eine Tafel Schokolade haben wollten. Ganz normale Schokolade, die es in allen Geschäften gibt, praktisch nur fürs Wochenende einzukaufen war für uns aber nicht sehr sinnvoll. Dann haben wir uns gedacht, wir versuchen es mit etwas Besonderem, nämlich mit belgischer Schokolade. Die war aber sehr teuer und ist überhaupt nicht angekommen. Und dann hab ich mir gedacht, um dieses Geld kann ich es ja selber einmal probieren, Schokolade herzustellen, die dann wirklich nur wir haben. Und so haben wir dann halt klein begonnen. Das hat dann aber eh so zwei, drei Jahre gedauert, bis das wirklich ins Laufen gekommen ist. Sehr behilflich war uns damals eigentlich auch der Herr Zotter. Als er nämlich damit begonnen hat und bekannter wurde, ist handgemachte Schokolade für die Leute plötzlich ein Begriff gewesen und es hat auch für uns zu laufen begonnen.

Was ist bei der Schokoladenproduktion zu beachten/besondes wichtig?
Die Grundschokolade kriegen wir fertig, denn wirklich von der Bohne weg alles zu produzieren wäre ja viel zu aufwändig. Wir kaufen dann eben verschiedene Sorten, mischen diese und bereiten dafür spezielle Füllungen zu, die wirklich nur wir haben. Wir haben auf diese Weise so zwischen 15 und 20 verschiedene Sorten.

Woher kommen die Ideen für neue Sorten?
Ich probiere da immer herum, teilweise kommen die Ideen auch von der Familie. Aber ich hatte dann relativ bald viele Sorten beisammen und ein breites Spektrum damit abgedeckt. Gewisse Sorten haben wir nur zu Weihnachten, weils eben in diese Zeit passt. Man hat ja auch so eine gewisse Klientel, die eben gewisse Richtungen gern haben und nur diese kaufen. Die kennt man dann ja schon. Die ganz ausgeflippten Sorten sind bei uns ja gar nie wirklich angekommen, da ist unsere Gegend vom Geschmack her vielleicht ein bisschen konservativer.

Die typische Naschkatze, die bei Ihnen einkauft - gibts die?
Wir haben ja sehr viele Rehab-Gäste da, die Geschenke für Ihre Angehörigen mitnehmen wollen. Wir haben aber natürlich auch unsere Stammkunden, aber da könnte ich jetzt nicht irgendwelche typischen Merkmale erkennen.

Was macht für Sie den Charme von Schokolade aus?
Die Kreativität und dass man einfach unendlich viel damit machen kann. Gerade zu Ostern, mit den vielen Haserln und dem Comicbereich, habe ich besonders große Freude bei meiner Arbeit. Wenn man die Figuren dann fertig sieht und wenn das dann auch noch gut angenommen wird und gefällt - dafür macht mans dann ja im Endeffekt.

Sind Sie selber auch eine "Süße"?
Ja, auf jeden Fall.

Was ist dann Ihre Lieblingsschokoladensorte?
Lieblingssorte in dem Sinn habe ich nicht, weil ja im Prinzip alle Sorten auf meinen Geschmack zurechtgeschnitten sind. Was ich aber besonders gern mag sind die alkoholischen -– Rumtopf oder Schwarzwälder-Kirsch.

Sie machen ja auch Torten und Taufkerzen?
Taufkerzen kaufen wir fertig und beschriften wir nur mehr. Torten machen wir aber natürlich selber, zu allen möglichen Anlässen. Unsere Gäste können ihren eigenen Wunsch, ihre Vorschläge einbringen oder sich auf unsere Ideen verlassen. Aber die meisten kommen eigentlich schon mit irgendwelchen Ideen oder Vorlagen.

Sie waren ja kürzlich bei der Eismesse in Rimini. Was ist das genau?
Man kann dort in acht großen Hallen viele verschiedene Eissorten probieren und alles rund ums Eis erfahren. Mittlerweile ist es aber eigentlich mehr eine Konditormesse geworden, da kriegt man auch alles Mögliche an Backutensilien, wie etwa Formen.

Gehen Sie eigentlich auch zur Konkurrenz, Kaffee trinken etwa?
Es geht sich halt von der Zeit her schwer aus und auch von der Flexibilität, da ich ja selber kein Auto habe. Aber wenn wir in Wien sind oder auch auf Urlaub, dann sind die ganzen Konditoreien und Cafés natürlich Pflichttermine.

Sie haben ein Café, eine Konditorei, Gästezimmer und machen zudem Schokolade selber. Bleibt da eigentlich noch Freizeit?
Viel nicht, aber wir machen mittlerweile regelmäßig Urlaube. Im Sommer nach Schulschluss sind wir immer gut eine Woche nicht da, im Winter haben wir nach dem 6. Jänner immer eineinhalb Wochen Betriebsurlaub.

Wenn Sie dann frei haben, wo können Sie am besten entspannen und runterkommen?
Wir haben hinten auf der Terrasse einen kleinen Garten, da bin ich gerne. Hin und wieder fahren mein Mann und ich aber auch nur für eine Nacht irgendwo hin, um einmal komplett weg vom Betrieb zu sein und abschalten zu können.

Trifft Sie die seit heuer geltende Registrierkassenpflicht?
Im Geschäft hatten wir die Kassa sowie schon, aber es betrifft uns auch hier trotzdem, weil wir jetzt eine zweite Kassa für die Eisausgabe brauchen. Und wie wir das mit unseren Märkten zu Weihnachten oder Ostern machen, weiß ich noch nicht. Weil wenn wir da für jeden Markt eine eigene Registrierkassa brauchen, dann werden wir die nicht mehr machen.

Was sehen Sie aus Ihrer Sicht Steine, die einem als Selbständigen in Österreich in den Weg gelegt werden?
Was für uns ein Problem darstellt, ist die genaue Kennzeichnung der Inhaltsstoffe, weil wir eben ein sehr kleiner Betrieb sind wir eine geringe Stückzahl pro Sorte oder pro Figur haben. Dass da das Pickerl dann immer genau passt, das ist ein unglaublicher Aufwand. Wenn ich pro Jahr von einer Figur nur ein paar Stück pro Sorte mache und es ändert sich dann im nächsten Jahr eine Kleinigkeit, kann ich alle Pickerl wieder neu machen - und das für jede Figur. Das ist für einen kleinen Betrieb wie wir einer sind ein Wahnsinn.

Haben Sie eigentlich ein Lieblingsplatzerl?
Ja, eines ist sicher oben beim Schwimmbad. Wahrscheinlich auch, weil ich dort aufgewachsen bin und weils total schön dort oben ist. Ein zweites Lieblingsplatzerl war die Alm im Winter und in der Backstube bin ich auch sehr gerne.

Wie sieht die Zukunft auf?
Dass meine Kinder den Betrieb übernehmen kann ich eigentlich fast ausschließen. Aber die nächsten Jahre werden sicherlich sehr interessant, unser Ort entwickelt sich ja gerade.

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