Ein Faltenwurf nach Art der alten Meister

Walter Pisk arbeitet an seinem Josef, sein Schutzheiliger.
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HOLLENEGG. Linde und Zirbe, das ist das Holz, aus dem Meisterwerke geschnitzt sind - so war es schon im Mittelalter und so ist es auch heute noch, zumindest wenn man sich die Arbeiten von Walter Pisk zu Gemüte führt, den wir in seinem Atelier in einem alten weststeirischen Bauernhaus hoch über Hollenegg besucht haben. "Derzeit arbeite ich an einer Krippe für den eigenen Haushalt", deutet Walter Pisk auf einen großen Josef aus Linde und Zirbe (sein Schutzpatron als Handwerker), während er das Jesuskind in Händen hält. Gleich daneben ist eine bereits fertige Krippe, die voller Lebendigkeit und Farbenpracht das Wunder der Heiligen Nacht in erzählerischer Lebendigkeit wieder gibt.

Die Figur ist bereits im Holzblock

Nach Skizzen sucht man allerdings vergeblich in dem gemütlichen Atelier.
"Die brauche ich nicht", verrät Walter Pisk zu seiner Arbeitsweise und ergänzt: "Wenn ich einen entsprechenden Holzblock vor mir sehe, dann weiß ich schon, welche Figur in ihm sein könnte und ich brauche sie dann nur noch freizulegen."
Wie er denn zum heute fast ausgestorbenen Beruf des Bildhauers überhaupt gekommen ist? "Noch während meiner Schulzeit habe ich über den Sport den Prof. Felix Wiegele, ein versierter Restaurator und Bildhauer, kennen gelernt. Das Handwerk hat mich interessiert, sodass ich bei ihm in die Lehre gegangen bin. Ich habe bei ihm die Gesellen- und die Meisterprüfung gemacht, bin also kein akademischer Bildhauer sondern ein Bildhauer-Meister. Ich bin über das Restaurieren zur Bildhauerei gekommen", erklärt Pisk.

Im Stil der späten Gotik

Und warum gerade der Stil der späten Gotik? Ich finde, dass die alten Meister, wie z.B. Tillmann Riemenschneider", gerade in dieser Zeit besonders viel Augenmerk auf einen schön fallenden, schweren Faltenwurf des einst viel getragenen Brokatstoffes gelegt haben sowie die Ausführung von Gesicht, den Haaren und der figürlichen Haltung an sich von besonderer Brillanz ist. Auch der weiche Stil, der zuvor gepflegt worden ist, hat einiges für sich, aber ich bevorzuge die späte Gotik, die noch prägnanter ist", so Pisk, der all seine Figuren signiert, damit es zu keinen Verwechslungen mit den alten Werken kommen kann. Arbeiten in jener erlesenen Qualität kennt man sonst nur aus dem Grödner Tal in Südtirol, aber kaum aus der Weststeiermark.

Die Figur wird freigelegt

Das Prozedere vom Holzblock bis zur fertigen Figur ist nicht anders, als es im Mittelalter betrieben worden ist, außer, dass Pisk für die ersten Grob-Arbeiten mit der Kettensäge arbeitet. Dannach kommen diverse Ambossier-Eisen zum Einsatz, gerade so wie es bei den alten Meistern gewesen ist - "allerdings hatten jene Bildhauer damals ein besseres Werkzeug, und das ständige Schleifen der Eisen ist ebenfalls sehr aufwändig". Die Figur aus dem Holz freizulegen ist eine körperliche Herausforderung, bis hin zu Feinarbeit, wenn die Gesichtszüge mit der für Pisk typischen gelängten Nase, den schweren Augenliedern und den kunstvoll gedrehten Haarlöckchen auszuarbeiten sind. Dabei werden auch recht anspruchsvolle Körperhaltungen und angedeutete Drehbewegungen dem Holz entlockt, die selbst unter den schweren Gewändern ihre Wirkung erreichen. Schwierige Teile, wie etwa eine Hand, werden extra bearbeitet. Schließlich werden die Teile aneinander geleimt, die Holsspalten mit feinen Holzspänen ausgefugt- und dann kommt eine weitere Kunst ins Spiel: Elfriede Pisk weiß mit Blattgold, Acrylfarbe und weiteren Ingredienzien so harausragend umzugehen, dass Inkarnat (Hautfabe) und die Fassung (Farbe an der Figur) kaum von jener der alten Meister zu unterscheiden ist - die mikrofeinen Sprünge inklusive, die den charme alter Figuren erst ausmachen.

Fassung nach Geheimrezept

Wie sie das macht? "Das verrate ich natürlich nicht", schmunzelt Elfriede Pisk geheimnisvoll. Somit hat das Ehepaar Walter und Elfriede Pisk schon beinahe unzählige Figuren und Reliefs geschaffen, aber auch gemeinsam an Restaurationen z.B. in Kirchen gearbeitet. Worauf die beiden besonders stolz sind? "Ich habe einen rieisgen Christophorus aus einem mächtigen 3 Meter hohen Lindenholz-Stamm herausgehauen, mit Blick auf das Jesuskind auf seinen breiten Schultern. Der steht jetzt auf einem Privatgrundstück in Freiland", erzählt der Künstler, während er unter den unzähligen Fotos seiner Arbeiten zur angesprochenen Monumental-Figur blättert. "Ich bevorzuge Linde, da sie härter ist als Zirbe, die zwar leichter zu ambossieren ist, dafür aber in der Feinarbeit immer etwas nachgibt", erklärt Pisk den feinen Unterschied.

Wettbewerbe in Cortina d’Ampezzo und Québec

Dabei hat Pisk auch schon so manchen Wettbewerb gewonnen, so z.B. 1976 und 1978 im italienischen Cortina, wo er mit einem Flötenspieler den Publikumspreis geschafft hat.
Dabei ist Pisk auch bei Stein und Schnee in seinem Element:
So ist er sogar nach Québec in Kanada eingeladen worden, um dort Figuren aus Schnee zu trimmen - zwei mal ein zweiter Platz war der Lohn für den Aufwand.

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