Die Neue Mittelschule als Geistesblitz?

Auch ich hatte – obwohl anstatt eines Unterstufengymnasiums nur eine Hauptschule besucht – weder im Zuge meines Studiums der Rechtswissenschaften, noch anlässlich der abgelegten Notariatsprüfungen und der Rechtsanwaltsprüfung Probleme, aber auch keinerlei Benachteiligung gegenüber Kollegen mit gymnasialer Unterstufenbildung wahrgenommen.
Als gelernter Österreicher fragt man sich natürlich nicht, warum das einst so erfolgreiche System der Hauptschulen mit seinen Leistungsgruppen oder – früher noch – Klassenzügen abgeschafft wurde. Wenn Herr Gerfried Schmidt betont, dass die Abschaffung der Leistungsgruppen keinem „pädagogischen Jahrhundert-Geistesblitz entsprungen“ sei, darf an dieser Stelle nachgefragt werden, was dann eigentlich so toll an dieser Neuen Mittelschule ist, zumal ich immer dachte, dass es vor allem gerade in der Schule um Pädagogik ginge. Übrig bleibt die von Professor Markus Hengstschläger aufgezeigte und eingehend beschriebene „Durchschnittsfalle“, die Leistungsspitzen unweigerlich nach unten nivelliert. Typisch österreichisch wird auch beim Verweis auf andere Länder mit einer Gesamtschule immer – ob absichtlich oder einfach aus Unwissenheit – „vergessen“ zu betonen, dass diese sehr wohl leistungsmäßige Differenzierungen vornehmen. So wie nicht jeder von uns von der Ausbildung an einer Universität profitieren wird, bringt es anderen nichts, handwerklich ausgebildet zu werden. Gerne wird in diesem Zusammenhang auf einen Ausgleich der bisherigen leistungsbezogenen Differenzierung an den NMS durch „individuelle schülerbezogene Fördermaßnahmen“ verwiesen. Das würde gleichzeitig aber bedeuten, dass – entgegen meiner persönlichen Erfahrung – Lehrer diese bisher nicht angewendet und damit nur einen Bruchteil ihrer Kapazitäten im Unterricht eingesetzt hätten. Zur Klarstellung: Die meisten Lehrer leisten trotz systembedingter Widrigkeiten nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung der derzeitigen gesellschaftlichen Veränderungen unglaublich gute Arbeit!
Wenn Herr Gerfried Schmidt einen Beweis dafür verlangt, dass „Studierende aus unserem Bezirk schlechtere Voraussetzungen mitbringen“, lässt das stark an seiner mathematisch-logischen Kompetenz zweifeln: Erstens wurden im Bezirk Deutschlandsberg die HS erst im Jahre 2012 in NMS umgewandelt, sodass es kaum einem Schüler gelungen sein mag, in diesem Zeitraum ein Universitätsstudium zu beginnen. Zweitens werden Beurteilung und Auswertungen an Universitäten nicht getrennt nach Schulform in der Sekundarstufe I getrennt vorgenommen. Und: Ja, es gibt in Graz und Wien bereits Schulen, die Bewerber aus NMS kategorisch ablehnen! Die vielfach angepriesene soziale Kompetenz lässt Herr Schmidt aus Ungemach über akademische Karrieren anderer Leserbriefschreiber im Übrigen ebenfalls vermissen. Wenn einem etwas nicht bekannt ist, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass es dieses etwas mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich nicht gibt. Dieser Erkenntnis mussten sich bereits die großen Denker der Aufklärung beugen.
Erstaunlich ist für mich, dass gerade jene Personen sich über die Forderung nach einer AHS-Unterstufe im Bezirk Deutschlandsberg mokieren, die entweder selbst keine Kinder haben oder deren Kinder noch von der bewährten Schulform Hauptschule profitierten. Ich denke nicht, dass Herr Gerfried Schmidt sich in den Kreis jener Lehrer einreihen möchte, die mit ihrer „Mir san mir!“-Mentalität die in Österreich seit Jahren überfällige Schulreform erfolgreich verhindern. Meine Forderung daher: Lassen Sie den Betroffenen doch einfach die Wahlfreiheit!
P.S. So mancher Sprung über standesbezogene und/oder parteiideologische Grenzen hält sowohl Körper als auch Geist unglaublich fit.

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