Lokalaugenschein im "neunerhaus": Weil man Wohnen nicht verlernt

Bewohner Hans Anton Korn bei einer Lesung aus einem seiner „Münchhausen“-Gedichte. | Foto: Johanna Rauch
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  • Bewohner Hans Anton Korn bei einer Lesung aus einem seiner „Münchhausen“-Gedichte.
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„Angeblich sollte es das
auch geben + es gibt wirklich
mehrere LEBEN???“


Meist ist es abends – etwa, weil er noch nicht schlafen kann –, wenn Hans Anton Korn zu Stift und Papier greift. Ein (vielleicht zwei) Gläschen Wein. Der Poet erwacht. Als „Münchhausen vom 9er-Haus“ betitelt er die Werke, und oftmals braucht er nur Minuten, bis er eines fertig hat.

„Ich wollte immer alles genau wissen,
dass ich nicht werde beschissen.“


Dann schreibt der über 70-Jährige über alles, was ihm in den Kopf kommt. Über sein Leben oder über das Studium, für das kein Geld da war. Seit mehreren Jahren lebt Hans nun schon im „neunerhaus“ in der Kudlichgasse. Zuvor war er auf der Straße. „Die Firma, ein Kredit, plötzlich lief alles schief…“ Die Geschichte klingt vertraut, obwohl man sie von ihm zum ersten Mal hört.

„Obwohl ich immer ein
Spaßvogel war [Heute noch]
verging mir das LACHEN!!!“


Gemeinsam mit rund 60 anderen früheren Langzeitobdachlosen hat Hans hier ein neues Zuhause gefunden. Die Bewohner leben in kleinen Wohneinheiten, die etwas mehr als 20 Quadratmeter groß sind. Der Gedanke an ein Studentenheim kommt einem – und verlässt einen so rasch nicht wieder.

An den Wänden hängt ein Verhaltenskodex, auf den sich die Bewohner geeinigt haben. „Alkohol und Drogen machen Probleme und sind keine Entschuldigung“ steht dort. Aber auch: „Licht abdrehen, gutes Benehmen“.

„Ich würd den Menschen vieles lernen und berichten,
aber wen, in der heutigen Zeit,
interessiern schon meine Geschichten.“


Seit neun Jahren gibt es die Einrichtung in der Kudlichgasse 44. Am Anfang waren die Ängste der Nachbarn groß, mittlerweile hat man sich aneinander gewöhnt. Und sogar gefeiert. Am Freitag, beim Nachbarschaftsfest mit Musik, Essen und Kennenlernen.

Warum das Konzept des „neunerhauses“ funktioniert? „Weil Menschen hier eigenverantwortlich wohnen“, sagt Geschäftsführer Markus Reiter. „Sie sind keine Fremden, keine Gäste. Sondern Mieter in ihren eigenen vier Wänden.“ Mit eigenem Schlüssel, Postkasten und Meldeadresse. So wie jeder andere auch.
Aber der Weg von der Straße zurück ins geregelte Wohnen, der müsse doch Probleme bereiten? Reiter schüttelt den Kopf. „Nein. Wohnen verlernt man nicht.“ Wie er es sagt, klingt es einleuchtend. Man will nicht widersprechen. Vielleicht liegt es auch an den Menschen, die man hier kennenlernt. Weil sie normaler wirken, als man es sich zuvor erwartet hätte.

„Immer schon war ich
HART + hab gesagt,
ich beginn zu studiern als
AUTODIDAKT.“


In jedem Stockwerk gibt es einen Gemeinschaftsbereich, in dem sich die Mieter treffen, tratschen und rauchen können. Blumen hängen an den Wänden. Auch Haustiere sind hier erlaubt. Eines ihrer Meerschweinchen sei gestorben, erzählt eine der Bewohnerinnen bei dieser Gelegenheit. Zwei Kätzchen hat sie noch. Und einige Vögel in einem – für ihre Wohnung – fast überdimensionalen Käfig. Ob man reinkommen wolle, fragt sie. Sie erzählt vom Ausflug mit der Kirchengemeinde, den sie vergangene Woche gemacht habe. Oder von den neuen Möbeln, die sich hier, im kleinen Wohnraum, gut machen würden.

300 Euro beträgt die Miete. „Das ist fair“, sagt Geschäftsführer Reiter. „Jeder, der eine Wohnung benötigt, sollte auch eine bekommen. Das ist unsere gesellschaftliche Verantwortung.“ Obdachlos, sagt Reiter, werde man schnell. „Lebenskrise, Scheidung, Jobverlust.“ Treffen könne es fast jeden. „Wir reden heute nicht mehr vom klassischen Clochard oder vom Landstreicher.“ Scheidungsmänner gehören ebenfalls zu den Kunden des „neunerhauses“ wie Familien mit Kleinkindern. „Die Obdachlosigkeit ist kein männliches Phänomen. Die Frauen sieht man oft nur nicht.“

Man müsse stärker auf Prävention setzen, sagt Reiter. Und die richtigen Angebote für jene schaffen, die es doch erwischt. Mit der nötigen Hilfe komme man wieder auf die Beine. „Wer einmal obdachlos war, erkennt den wahren Wert einer Wohnung und kann ein neues Leben anfangen“, sagt Reiter.
So gesehen hat Hans Korn vielleicht recht.

„Angeblich sollt es das
auch geben + es gibt wirklich
mehrere LEBEN???“

Híntergrund

Das „neunerhaus“ bietet Lang- und Kurzzeitarbeitslosen ein neues Zuhause. Drei Standorte gibt es in Wien. Zudem werden unter dem Titel „Housing First“ ehemalige Obdachlose in ihrer eigenen Einzelwohnung betreut. Das „neunerhaus“ bietet dauerhaftes Wohnen und Übergangswohnungen. Insgesamt werden 520 ehemalige Obdachlose betreut, darunter 160 Frauen und 83 Kinder. Infos: neunerhaus.at

Bewohner Hans Anton Korn bei einer Lesung aus einem seiner „Münchhausen“-Gedichte. | Foto: Johanna Rauch
Im Gemeinschaftsbereich wachsen Blumen, hier wird getratscht und geraucht.
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