Demo gegen Norbert Hofer: Lauter Protest am Heldenplatz
Linke Demonstranten protestieren gegen den blauen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. Bis zu 3.000 Menschen werden laut Organisatoren erwartet. Ganz so viele sind es nicht geworden. Wir waren live vor Ort.
WIEN. Die ersten Demonstranten gegen FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer sind um 17.30 Uhr am Heldenplatz angelangt. Mit lauten Protestrufen, Pfiffen und "Kein Nazi in der Hofburg"-Plakaten machen sie gegen den FPÖ-Kandidaten Stimmung.
Auch prominente Unterstützung für den Protest gibt es: Harri Stojka spielt auf einer improvisierten Bühne. Kurze Ansprachen werden gehalten, die historische Entwicklung der FPÖ aus dem VdU (Verband der Unabhängigen) der Nachkriegszeit wird beleuchtet. Die Polizei ist vor Ort, rechnet aber nicht mit Verkehrsbehinderungen oder Ausschreitungen. Ganz ohne Konfrontationen geht es freilich nicht: Ein schwarzer Demonstrant musste sich den Anfeindungen eines Passanten stellen. "Wir Österreicher lassen uns nicht als Nazis beschimpfen. Ihr werdet am Sonntag sehen, wie das Volk entscheidet."
Bei der Demonstration gehe es nicht unbedingt darum, für den zweiten Kandidaten - den Grünen Alexander Van der Bellen - einzutreten, so einer der Teilnehmer. Sondern vor allem darum, Hofer zu verhindern. "Die FPÖ versucht uns mit Norbert Hofer jemanden zu verkaufen, der vorzeigbar scheint", sagt auch Karin Wilfingseder, eine Sprecherin der Offensive gegen Rechts. "In Wirklichkeit ist er nach wie vor Mitglied einer deutschnationalen Burschenschaft, die sich von der NS-Nostalgie nicht lösen kann; zu jeder Angelobung trägt er die blaue Kornblume, das geheime Erkennungszeichen der Nazis."
Michael Märzen von der Organisation "Arbeiter*innen Standpunkt" sieht das ähnlich: "Durch Hofer drohen ein autoritärer Präsident und die Neuauflage von Schwarz-Blau. Das muss verhindert werden", sagt er. Die Stimmung in der Bevölkerung sei aufgeladen: "Wir fordern eine neue Partei für Arbeiter, die die Anliegen der Arbeiterklasse wieder ernst nimmt und umsetzt. Die SPÖ reicht nicht."
Generell ist der Ärger über die SPÖ groß: "Ich verstehe sogar, dass die Menschen FPÖ wählen. Viele fühlen sich von der SPÖ verraten. Die SPÖ ist der größte Feind der neuen Linken", sagt eine Sprecherin von der Sozialistischen Linkspartei gegenüber der bz.
Großen Applaus erhält NS-Zeitzeuge und Überlebender des KZ-Reichenau Walter Winterberg, der in seiner stillen, aber gerade dadurch sehr wirkungsvollen Rede vor allem zur Wachsamkeit mahnt: "Wir müssen wachsam sein gegen alle Bestrebungen, Demokratie madig zu machen. Die Vergangenheit hat genauso harmlos begonnen und man muss solchen Politikern mit Vorsicht und Nachdenklichkeit entgegentreten."
Laut Magdalena Augustin, Pressesprecherin der Veranstalter, waren es am Ende rund 2.000 Teilnehmer, die sich dem Protest gegen Norbert Hofer anschlossen.
Übrigens: Nicht allen geht es ausschließlich um die Bundespräsidentenwahl. Auch eine Gruppe kurdischer Demonstranten ist angekommen. Sie fordert das "Ende der Massaker in der Türkei". Von den Veranstaltern wurden sie freudig begrüßt.
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