Nach 1500 km Fußweg in Rom angekommen

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Rom. Auf meiner letzten Etappe startete ich quasi den Turbo, fast 40 Kilometer trennten mich von Rom, und ich begann wie ein hastig eilendes Kind nicht wie einer, der bereits seit Wochen täglich im Rhythmus dessen, was er erreichen kann, geht. Es ist ein Gehen mit einem Gefühl so wie am letzten Schultag, wenn man nach getaner Arbeit ein zufriedenstellendes Zeugnis bekommt, die Ferien beginnen und von Lehrern und Eltern gelobt wird.
Als ich nach einer sehr schönen Etappe durch zahlreiche Olivenhaine mehr oder weniger plötzlich mitten in der Stadt angekommen bin, wurden meine Knie weich und meine Augen eigentlich ein bisschen feucht. Es waren ganz einfach großartige Wochen, freilich oft anstrengend, aber immer getragen von einer gewissen Leichtigkeit, die mir Kraft, Ausdauer und eine besondere Lust am Gehen gab. Ich bin diesen Weg gegangen für ein bisschen mehr Menschlichkeit auf unserer Welt. Ich habe viel Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft in meinem Gehen erfahren.
Am Freitag ist ein guter Freund von mir nach Rom gekommen, bin Taufpate seines ältesten von vier Söhnen. Bin mit ihm in Rom noch einmal weit mehr als 20 Kilometer gegangen, um die sieben großen Pilgerkirchen aufzusuchen und durch die vier hl. Pforten der Ewigen Stadt zu gehen. Ein ganz anderer Weg, viele Menschen, Touristen, aber ganz viele, bei denen man merkt, wie aus einem Glauben heraus diese besonderen Stätten aufgesucht werden. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Eine derartige Fülle an Gotteshäusern, geprägt durch eine sehr, sehr lange Geschichte, erbaut voller Pracht, hat mich heute noch einmal in einem besonderen Maß bewegt und dankbar werden lassen.
Da stehst du im Petersdom vor Michelangelos "Pieta", die Mutter Maria mit ihrem toten Sohn am Schoß, er kommt dorthin zurück, wo er zu leben begonnen hat, und ihr Ausdruck ist liebevolle Barmherzigkeit. Diese Barmherzigkeit spüre ich in diesen Tagen in einer besonderen Weise. Die Menschlichkeit ist eine Schwester der Barmherzigkeit, und sie entspricht ganz einfach unserem Wesen. Wo der Menschlichkeit Grenzen gebaut werden, beginnt die Unmenschlichkeit - und dort wird verwundet, zerstört, dort regieren Hass, Neid und Gier. Und diese drei Regenten haben Menschen noch nie ein Herz gegeben, sie machen arrogant, eitel und fremd. Ein Handeln wider die eigene Natur, gegen das eigene Wesen. Unsere Welt ist verwundet, und jeder Mensch stark verwundbar. Überall, wo Wunden sind, braucht es jemanden, der hilft, die Wunden zu versorgen, damit Heilung stattfinden kann. Kein Mensch kann sich selbst heilen, wie sich auch niemand selbst aus der Grube ziehen kann.
Was ich auf diesem Pilgerweg - hoffentlich nachhaltig - wieder erfahren habe, ist, dass ich mein Ich, mein Leben in einem größeren Zusammenhang aufgehoben weiß und auch das Vertrauen aufbringe, in diesem Ganzen aufgehoben zu sein. Der größere Zusammenhang für mich ist ein Gott, der selbst Mensch geworden ist, ist ein Gott, der mir Barmherzigkeit schenkt, wenn ich bereit bin, mich dafür auch zu öffnen. So kann ich Menschlichkeit weitergeben und dem Leben vertrauen.
Barmherzigkeit heißt: Es gibt einen Gott, der sich meiner Schwachheit, meiner Fehler annimmt. Die Barmherzigkeit tut sich dann schwer, wenn der Mensch sich nur bedingt der Schwachheiten und Fehler bewusst ist. Wer glaubt, wie Gott zu sein, wird Barmherzigkeit nicht im Blickwinkel haben. Arroganz und Anmaßung aber höhlen die Welt aus, sie nehmen uns unser Menschsein und nehmen Menschen nicht ernst, und es wird verdammt ungerecht, wie sich alles verteilt.
Barmherzigkeit ist eigentlich die gerechtere Gerechtigkeit.
Mit viel Dankbarkeit im Herzen werde ich am Donnerstag meine Heimreise antreten.

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