„Noch weit entfernt vom Ende der Hierarchien“
Podiumsdiskussion anlässlich 125 Jahre Soziallehre
EISENSTADT (uch). „Arbeit im Wandel der Zeit – Das Ende der Hierarchie in der Arbeitswelt“ lautete das Thema einer Podiumsdiskussion in der Arbeiterkammer, zu der die Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung und die Katholische Erwachsenenbildung der Diözese Eisenstadt luden.
Sozialenzyklika „Rerum Novarum“
Anlass für die Veranstaltung war das Jubiläum „125 Jahre Katholische Soziallehre“. Im Jahr 1891 reagierte die Katholische Kirche mit der ersten Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ auf die dramatischen Auswirkungen der Industriellen Revolution und bezog erstmals klar Stellung für die Rechte der arbeitenden Menschen.
Nachhaltige und gerechte Arbeitsmodelle
Die Arbeitswelt hat sich seither stark verändert, soziale Fragestellungen, vor allem im Hinblick auf nachhaltige und gerechte Arbeitsmodelle sind nach wie vor aktuell.
Mag. Gerlinde Schein von der Katholischen Sozialakademie präsentierte zu Beginn der Podiumsdiskussion Alternativen zu hierarchischen Führungsstrukturen und -modellen vor, die von der Personalauswahl durch das Team bis hin zu selbst gewählten Führungskräften reichen.
„Das Gemeinwohl im Mittelpunkt“
Dechant Norbert Filipitsch wies auf die Bedeutung der verschiedenen Sozialenzykliken hin, die immer wieder einen wegweisenden Impuls für die gesellschaftliche Entwicklung markierten. Im Mittelpunkt stand dabei immer das Gemeinwohl. Filipitsch betonte unter anderem auch, dass bezüglich der hierarchischen Führungsstrukturen in der Kirche ein „Umdenken“ stattfindet: „Der Betrieb Kirche wird gerade aufgewühlt!“
„Globale Arbeitsteilung“
Mag. Josef Stiglitz von der Wirtschaftskammer merkte an, dass Arbeitsteilungen heute global stattfinden. „Arbeit wird ausgelagert, wo sie billiger gemacht wird“, so Stiglitz, der auf die Bedeutung des lebenslangen Lernens hinwies. „Mit den Methoden der 50er Jahre können wir nicht die Probleme der Zukunft lösen“, so Stiglitz.
„Spielregeln für die gesamte Welt“
Arbeiterkammerpräsident Alfred Schreiner zählte einige Problembereiche auf, mit denen Arbeitnehmer in einer globalisierten Arbeitswelt konfrontiert sind – darunter Angst vor Wohlstandsverlust und natürlich Arbeitslosigkeit, aber auch die Ausbeutung in anderen Ländern. Schreiner: „Damit die Welt gerechter wird, müssen wir darauf schauen, dass die Menschen in anderen Ländern eine würdige Arbeit haben. Wir müssen Spielregeln für die gesamte Welt einführen.“
„In 30 Prozent der Firmen funktioniert es halbwegs“
Der Befund des AK-Präsidenten zur Arbeitswelt im Burgenland fiel nüchtern aus: „In ca. 30 Prozent der Firmen funktioniert es halbwegs“, so Schreiner, der auf die tausenden Arbeitnehmer verweist, die jährlich die AK-Rechtsschutzberatung in Anspruch nehmen und um offene Löhne oder gegen ungerechtfertigte Kündigung und Arbeitslosigkeit kämpfen.
Zum Abschluss der Diskussion resümierte Mag. Schein: „Es gibt zwar vielversprechende Beispiele in der Wirtschaft, aber wird sind noch weit entfernt vom Ende der Hierarchien.“
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