5 Minuten Wien: Warum in die Ferne schweifen!
Am schönsten ist Wien ja, wenn es 35 Grad hat, und das konstant. Wenn alle Oberflächen in einen klebrigen Film gehüllt sind, wenn man mit jedem Atemzug die gut gewärmte Duftmischung Achselschweiß-Bieratem-Salamipizzareste inhalieren darf, und wenn man sich darauf verlassen kann, dass die Luft in den Straßen der Stadt noch lange dieselbe bleibt. Und nicht gegen fremde Luft, womöglich aus dem Ausland, ausgetauscht wird.
Weil sich das also von selbst versteht, verwundert folgende Meldung der Wiener Tourismus- und Freizeitwirtschaft überhaupt nicht: Jeder vierte Wiener verbringt den Urlaub in der Stadt! "Man muss gar nicht in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah!", jubelt dazu der Tourismus-Spartenobmann Markus Greißler.
Ja, eh, eine andere Interpretation dieser Zahlen ist einfach nicht möglich. Man stelle sich die Dramen vor, die sich in den drei Viertel der Wiener Haushalte abspielen, in denen irgendein Despot beschlossen hat, dass heuer weggefahren wird! "Mama, müssen wir wirklich wieder auf die Malediven? Ich hasse das Meer und seine blöden bunten Fische!", heult gerade irgendwo herzzerreißend eine Siebenjährige, während ein Mittzwanziger noch hofft, auf seine Freundin einwirken zu können: "Mit dem Rucksack über die Anden? Muss das wirklich sein? Der Anninger ist doch viel schöner!" Anderswo hat man sich mit seinem Schicksal abgefunden und blickt einem Urlaub in Griechenland, Tunesien oder gar an der Nordsee gefasst entgegen.
"Auf unseren Urlaub in Wien!", prosten sich die Glücklichen, die daheim bleiben durften, am Balkon zu. Denn nirgendwo ist es schöner.
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