Vom "Gebetssilo" zum Wahrzeichen

Das Wahrzeichen von Feldbach: anfänglich kritisiert, mittlerweile weltbekannt.
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Dechant Friedrich Weingartmann und der bunte Kirchturm von Feldbach haben wenigstens eines gemeinsam: Sie gibt es seit 50 Jahren. Zum Jubiläum des Feldbacher Wahrzeichens lädt der Pfarrer zur Orgelkonzertwoche in der Stadtpfarrkirche ein. Höhepunkt ist der Auftritt von Olivier Latry von Notre-Dame de Paris am 5. November. Der Franzose zählt zu den weltbes-ten Organisten und spielt erstmals in der Steiermark.
Was den Kirchturm betrifft, so steht dieser nicht nur dieser Tage im Rampenlicht. Der Bau des vorerst schmucklosen Betonturms – mit Fertigstellung 1964 – stellte die Arbeiter des Bauunternehmens Suppan vor große Herausforderungen. Ein völlig neues Verfahren sollte erstmals zur Anwendung kommen. Eine Gleitschalung sei kontinuierlich hochgezogen worden, erinnert sich Josef Leitgeb, der damalige Bauleiter. Der Kirchturm sei das erste hohe Bauwerk gewesen, das ohne Unterbrechung errichtet worden sei. 72 Meter ragt der Turm in den Himmel. Aufgrund seiner Form bekam er kuriose Spitznamen und spöttische Titel wie Seelensilo, Gebetssilo oder auch Seelenabschussrampe verpasst.

36 Farben für 3.000 Felder

Der Grazer Künstler Gustav Troger sorgte dafür, dass der Kirchturm endgültig Weltberühmtheit erlangte. 3.000 Felder aus 36 Farben – sie stellen die Buntheit der Kirche und die Vielfalt des Glaubens dar – pinselten Jugendliche und Freiwillige wie Pfarrgemeinderätin Ingrid Schelch, die extra Urlaub bekommen hat, auf den grauen Beton. Der damalige Dechant, Monsignore Johann Leopold, denkt zurück: Er habe Überzeugungsarbeit leisten müssen – viele seien ausgetreten. Und: Sogar das Arbeitsamt habe Probleme gemacht, weil nicht alle "Maler" versichert gewesen wären. Heute kommen Busgesellschaften – sogar aus Mailand, um den skurrilen Kirchturm aus der Nähe zu sehen. Eine norddeutsche Zeitung habe zu berichten gewusst, dass in Feldbach die europaweit größte Kirchturmuhr hänge, so Leopold. Fast dreieinhalb Meter misst der große Zeiger.
Was allerdings die wenigsten wissen: Sein Vorgänger – auch 72 Meter hoch – ist gegen Kriegsende mutwillig gesprengt worden, wie die Zeitzeugen Karlmann Prassl und Josef Fink aufklären.

Orgelkonzerte in der Kirche in Feldbach

Konzerte anlässlich 50 Jahre Feldbacher Kirchturm
Camerata Pätzold aus Graz: Sonntag, 2. November
Olivier Latry aus Paris: Mittwoch,
5. November
Peter Hödlmoser aus St. Wolfgang im Salzkammergut: Samstag, 8. November
Karin Tafeit aus Graz: Sonntag,
9. November
Beginn: jeweils um 19.30 Uhr
Eintritt: freiwillige Spende

Das Wahrzeichen von Feldbach: anfänglich kritisiert, mittlerweile weltbekannt.
Vor dem bunten Kirchturm: Leopold, Schelch, Eduard Röck, Fink, Leitgeb, Weingartmann, Prassl, Christine Ladenhauf (v.l.).
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