Tatort Hypo: Autor entlarvt Gaunerei!

Der freie Journalist und Buch-Autor Richard Schneider
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Seit dem Swap-Skandal vor über vier Jahren beschäftigt sich der freie Journalist Richard Schneider mit der Hypo-Causa. Nun legt er mit „Tatort Hypo Alpe Adria“ ein Buch über den Fall vor – die Chronik eines Bankenskandals.

WOCHE: Wie ist es zu Ihrem Buch gekommen?
Richard Schneider: Ich habe noch die alte journalistische Neugier. 2009 habe ich angefangen, mir die Hypo-Geschichte genauer anzusehen. Ich war ja Kriegsberichterstatter und Südosteuropakorrespondent, war lange in Jugoslawien. Aufgrund meine Gespräche mit Autor Veit Heinichen habe ich mir die Angelegenheit in Kroatien angeschaut – das bekommt dann eine Eigendynamik. Ich habe ins Firmenbuch geschaut, Verbindungen entdeckt und bin dann mit den Recherchen in Kroatien kleben geblieben – weil der Hypo-Skandal einfach von dort ausgegangen ist. Ich war fast das ganze letzte Jahr vor Ort.

Sie hatten Informanten in Kroatien?
Ja, ich habe Leute von früher wieder getroffen. Man braucht Zeit, bis man das Vertrauen der Leute in Kroatien verdient und sie einem etwas erzählen.

Wie lange haben Sie recherchiert?
Mitte Oktober bin ich noch nach Paris geflogen und habe mit einem ehemaligen Waffenhändler gesprochen – das ist ein eigenes Kapitel im Buch. Da bin ich draufgekommen, welcher politische Zündstoff dahintersteckt – das ist ja irre.

Welcher konkret?
Das war für mich das Überraschende: Die Entwicklung des Hypo-Skandals geht parallel mit der Entstehung Kroatiens. Zagorec ist eine Schlüsselfigur; er hat mehr Waffen eingekauft, als Kroatien jemals gebraucht hat. Er hat einen eigenen Waffenhandel aufgezogen und mit den Serben dem Irak Waffen geliefert – deshalb gibt es keinen Bankenskandal, für den sich so viele Geheimdienste interessieren. Die staatliche Agentur – General Zagorec war deren Chef – hat Waffen besorgt; diese Agentur hat Konten in Kärnten gehabt, in Klagenfurt und Villach. So sind diese Leute zum Geld gekommen, es wurde über die Hypo irgendwie verteilt.

Wie lautet Ihre Schlussfolgerung?
Meine Theorie: Dann haben die Leute von der Hypo gesehen: Da geht so viel Geld weg, wofür es keinen Beleg gibt, da fällt es nicht auf, wenn wir für uns auch ein Geschäft machen.

Gibt es für Sie einen Schuldigen in dem Skandal?
Da gibt es dieses berühmte Grundstück gegenüber von den Brioni-Inseln, wo 57 Millionen Euro hineingeflossen sind, aber nichts drauf steht. Das sind sicher alle zusammen gewesen. Das sieht man an den Eigentumsverhältnissen. In zwei Schweizer Briefkastenfirmen ist alles zusammengelaufen; diese waren wieder im Besitz einer Liechtensteiner Holding. Und bei diesen Liechtensteiner Firmen haben Sie alle drinnen: Zagorec, Günter Striedinger, Wolfgang Kulterer, Hermann Gabriel und Gerhard Kucher – das ist für mich der harte Kern. Das andere wird so mitgelaufen sein: Ich halte eben die Goschn, aber dafür bekomme ich etwas. Natürlich gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung, es ist ja noch nichts bewiesen.

So viel „kriminelle Energie“ - wie Sie es formulieren – vermuten Sie im Vorfeld des Hypo-Skandals?
Deshalb heißt das Buch „Tatort Hypo Alpe Adria “. Ich glaube, dass fast eine Milliarde ergaunert worden ist. Was mich gewundert hat: Wenn man eine Linke dreht, macht man das einmal um ein paar Millionen, aber irgendwann reicht es. Aber diese Gier! Einer von denen hat keine Linke unter 15 Millionen gedreht – die belaufen sich alle zwischen 15 und 50 Millionen Euro.

Sie glauben nicht an die Unschuld Kulterers?
Wenn er zum Beispiel sagt, er darf der Staatsanwaltschaft nichts sagen, weil er vom Bankgeheimnis nicht entbunden ist – das ist ein Blödsinn. Sobald dich eine Bank anzeigt, bist du nach dem Bankwesengesetz automatisch vom Bankgeheimnis entbunden – sonst könntest du dich ja nie verteidigen. Er ist ein sehr guter Bluffer.

Die Probleme sind nicht erst während der Zeit der Bayern entstanden?
Das hat schon seine Berechtigung, aber wenn man schaut, wann diese faulen Kredite vergeben worden sind – das sind alles alte Kredite.

Welche Reaktionen auf das Buch erwarten Sie sich?
Ich weiß es nicht. Ich bin froh, dass Ivo Sanader jetzt die Geschichte ist, weil endlich das Thema Kroatien aufkommt. Ich hoffe, dass der Leser eine Ahnung bekommt, was da gelaufen ist. An zwei Beispielen erkläre ich, wie schlecht die Kontrolle in der Bank gewesen ist, und wer wo mitgespielt hat. Und wir reden von großen Summen. Keines der finanzierten Großprojekte liegt unter 100 Millionen Euro – und das kommt x-mal vor. Vor allem: Mit welchen Leuten sie zu tun gehabt haben – sie haben gewusst, dass sie mit Kriminellen Geschäfte gemacht haben.

Machen Sie sich Feinde?
Ja, sicher. Richtig unabhängig ist man aber nur dann, wenn man von jedem gehasst wird.

Was wollen Sie mit dem Buch erreichen?
Für die Interessierten glaube ich, dass das Buch eine gewisse Spannung hat. Aufklären kann ich den Fall bestimmt nicht, aber ich kann mit dem Buch einen Überblick schaffen – über Zusammenhänge und welche Leute zusammen waren und mit welcher Intention.

Veit Heinichen ist bekannt als Autor von Krimiromanen. In Ihrem Buch schreibt er das Vorwort – gibt es auch fiktive Elemente im Hypo-Buch?
Da stimmt alles! Ich habe mich eher zurückgenommen. Wer sich auskennt, wird Dinge wiedererkennen und ich würde mich auch nicht wundern, wenn für die Ermittler einige Dinge neu sind. Die Spannung des Buches hat sich automatisch ergeben – man hat ja nur mit Gaunern zu tun. Das ist irre!

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Veit Heinichen gekommen?
Ich habe Veit zufällig im Gastgarten des Lokals meines Sohnes kennen gelernt. Er hat gerade für sein Buch „Totentanz“ recherchiert und ich die Swap-Geschichte der Hypo – so sind wir zum Reden gekommen. Seitdem bin ich mit ihm befreundet und wir haben uns ausgetauscht. Heinichen ist sehr interessiert, er blickt von seinem Haus in Triest ja direkt auf das bekannte Skiper-Projekt in Savudrija hinüber.

Rechnen Sie damit, dass Sie nach der Veröffentlichung gefährlicher leben?
Ich gehe nirgendwo mit Foto hinein – zumindest nicht in Kroatien. Ich glaube einer der Hauptbeteiligten ist der noch aktive Innenminister. Deshalb bin ich für die Aufklärung in Kroatien sehr skeptisch.

Wünschen Sie sich einen Bestseller gelandet zu haben?
Die Vorbestellungen sind zwar ganz gut, und vielleicht bleibt sogar etwas – aber das Buch ist sicher kein Geschäft. Man kann sich nicht vorstellen, welche Kosten ich für die Recherchen gehabt habe.

Hypo-Buch: Alle Vorgänge!
Dieser Tage erscheint das Buch „Tatort Hypo Alpe Adria“ (Residenz Verlag) von Richard Schneider. „Zu zwei Drittel beleuchte ich die Vorgänge in Kroatien“, so der Autor. Andere Kapitel handeln von „Haiders Bagdad Millionen“, Tilo Berlin („Der Bauer als Millionär“) und einer Kärntner Schickeria („Geldwäsche und Fête Blanche am Wörthersee“). Krimi-Autor Veit Heinichen schreibt in seinem Vorwort: „Das Buch hilft, dieses System und seine Zusammenhänge zu verstehen; es ist die erste Gesamtdarstellung dieses spektakulären Falls. Eine Grundlagenreportage, die das Vertuschen erschweren wird.“

Autor: Gerd Leitner

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