Die Jagd auf illegale LKW
Das Salzkammergut kämpft gegen Mautflüchtlinge
St. Gilgen (lin). Der Aberseer Verein "Lebensraum Salzkammergut" wehrt sich mit Händen und Füßen gegen den illegalen Schwerverkehr. Dafür greifen die Verkehrsaktivisten zu drastischen Mittel und verfolgen die sogenannten Mautflüchtlinge in mehreren Fahrzeugen wie Profidedetive quer das Salzkammergut. Worum geht es?
120 Euro Ersparnis
Viele Frächter benützen für die Strecke Salzburg-Graz nicht die Autobahn, sondern die Bundesstraße über St. Gilgen, Bad Ischl, Bad Aussee und Liezen. "Damit sparen sie 60 Euro pro Strecke also insgesamt 120 Euro", erläuterte Vereinsobmann Sylvester Leitner. "100 bis 150 dieser illegalen Mautflüchtlinge donnern täglich durch Erholungs- und Wohngebiete und Ortszentren. Das lassen wir uns nicht mehr gefallen."
Schwierig zu beweisen
Besonders das Land Oberösterreich hat den Durchzugsverkehr und das Vermeiden der Autobahn per Verordnung klar und deutlich untersagt. Aber wenn ein Frahrer bei der Kontrolle angibt, irgendwo auf der Strecke eine simple Leer-Palette aufgekladen zu haben, ist er aus dem Schneider. Denn Zufahren ist ja erlaubt. "Wir haben daher die Strecke von Thalgau bis Liezen in Sektoren geteilt, sind den Schwerlastwagen mit verschiedenen Autos lückenlos nachgefahren und haben alles genau dokumentiert", sagte Leitner. "Jetzt liegen genug Beweise vor, dass sich viele Frächter wirklich nur die Maut sparen wollen."
Riesige Anzeigenflut
250 Fahrer wurden vergangene Woche bei der Bezirkshauptmannschaft Gmunden angezeigt, darunter 80 Fahrer einer einzigen Spedition, nämlich der Firma Mopro aus Michaelerberg bei Gröbming im Ennstal. Mit den Fahrten dieser Firma soll sich jetzt auch die Staatsanwalt Leoben beschäftigen. Denn der Verein "Lebensraum Salzkammergut" wirft dem Frächter im Dienste von Hofer, Frigologo und einigen weiteren Handelsketten gewerbsmäßigen Betrug vor.
Die Fahrer entscheiden
"Völliger Unsinn", konterte Christoph Bichler, Geschäftsführer von Mopro im Gespräch mit den Bezirksblättern. "Es ist schon möglich, dass die eine oder andere Faht nur durchgegangen ist. Der Fahrer wählt die Route eigenverantwortlich, Weisung der Geschäftsführung gibt es keine. Aber von 120 Euro Ersparnis kann keine Rede sein. Denn ein Lastwagen, der eine Bundestraße inklusive einem Pass wie den Pötschen befährt, braucht wesentlich mehr Zeit und Diesel. Da gibt es nichts zu sparen", argumentierte Bichler.
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