Vogelfänger schmuggelte Eier in der Hose
BEZIRK. Früher hatte er Papageieneier von Brasilien nach Europa geschmuggelt, saß dann in Südamerika im Gefängnis, verlegte sich später auf Papageienschmuggel von Portugal nach Österreich. Der Schmuggler, der im Bezirk Gänserndorf lebt und die Tiere in seinem Heimatort hält, um sie an "Sammler" weiterzuverkaufen, ist Teil eines internationalen kriminellen Netzwerkes, das sich auf den Handel von artgeschützten Tieren spezialisiert hat.
Nun beschlagnahmte die Zollfahndung 50 brasilianische Papageien, die der Mann in einer Lagerhalle im Nachbarort gehalten hatte. Laut Staatsanwalt Friedrich Köhl drohen dem Schmuggler bis zu zwei Jahre Haft. Dabei geht es weniger um die Zollbestimmungen, vielmehr wird er nach dem Artenhandelsgesetz angeklagt. Denn die Papageienarten sind zum Teil vom Aussterben bedroht. Am Schwarzmarkt werden bis zu 50.000 Euro für eines dieser seltenen Exemplare gezahlt.
Brutwärme in der Hose
Der Weinviertler hat jahrelange Erfahrung in seiner "Branche". Vor 15 Jahren war er am Flughafen von Rio de Janeiro mit Vogeleiern in der Hose erwischt worden. Die heikle Platzierung war notwendig, um optimale Brutwärme zu erzeugen, erklärte der Schmuggler. Nach einem Jahr Haft unter unvorstellbaren Bedingungen konnte er aus Brasilien fliehen und setzte in Europa seine Geschäfte fort. Er fuhr regelmäßig nach Portugal, um die Papageienküken ins Weinviertel zu bringen.
24-Stunden-Pflege
Im Ort kennt man seine Abenteuergeschichten. "Der ist Experte der Papageienaufzucht, steht in der Nacht jede Stunde auf, um die Küken zu füttern", erzählt man im Dorf, und: "Die Papageien in der Lagerhalle waren für einen irren Sammler, einen Arzt, der zahlt Tausende Euro für so ein Tier."
Der äußerst umtriebige Schmuggler saß zuletzt längere Zeit in Portugal im Gefängnis, nun wird er in Österreich angeklagt, die internationalen Ermittlungen gegen weitere Täter laufen noch.
Ulrike Potmesil
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