"Wir möchten einfach nur leben"
Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Gänserndorf umgesehen, wie den Flüchtlingen geht, die hier seit knapp einem Jahr leben.
BEZIRK. Vor einem Jahr begann der Höhepunkt der Flüchtlingswelle. In einigen Gemeinden haben sich Flüchtlings-Hilfsvereine organisiert, so in Groß-Enzersdorf, Lassee und Weiden. In Leopoldsdorf sind auf Privatgrund des ehemaligen Gemeindarztes Container errichtet worden, ebenso am Gelände der Hohenauer Zuckerfabrik.
Deutsch-Wagram hilft
Der Verein "Deutsch-Wagram hilft" betreut 38 Menschen, jeder der zehn Familien steht eine Mentorengruppe gegenüber. "Die persönliche Betreuung durch Mentoren hat sich als erfolgreich erwiesen", meint Alexandra Manak, Mitbegründerin des Vereins. Zwei ihrer Schützlinge erzählen von ihrer ersten Zeit in Österreich, von ihren Ängsten und Wünschen. Abdul Ghafar Rahimi ist mit seiner Frau Zainab Nabi aus Afghanistan geflüchtet, die beiden leben seit September in Deutsch-Wagram und haben eine einen Monat alte Tochter, Mariam. Hassan Akbari und seine Frau Zahra Nabizadh, ebenfalls aus Afghanistan, sind seit einem halben Jahr hier.
Traumatisiert
Deutsch lernen ist das erste und wichtigste Ziel der beiden jungen Männer, Abdul Ghafar ist talentiert, er hatte auf einem NATO-Stützpunkt gearbeitet und spricht mehrere Sprachen, Hassan hatte gemeinsam mit seinem Bruder eine Schneiderei geführt. Sobald sie den Asylstatus haben, wollen die beiden Arbeit suchen. "Es ist schwer, Jobs zu finden, von denen die Familien leben können", ist Manak realistisch. Doch die Ansprüche der Flüchtlinge sind bescheiden. Die beiden Ehepaare waren in ihrer Heimat mit Morddrohungen verfolgt worden, haben eine traumatische Flucht hinter sich und wollen nun zur Ruhe kommen. "Wir wollen einfach nur leben", sagt Ghafar. Noch warten sie auf ihren Asylbescheid.
Jugendliche ohne Eltern
"Deutsch-Wagram hilft" vermittelt Wohnungen für Asylwerber und übernimmt deren Betreuung. Auch 22 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden mitbetreut. "Wir machen Integrationsdruck", betont Manak, dass Weiterbildung Pflicht für jeden Asylwerber sei. Druck, der angenommen wird. Denn die Sprachkenntnisse schreiten voran, drei Flüchtlinge haben bereits Arbeitsplätze gefunden und eines der Kinder wird ab Herbst sogar das Gymnasium besuchen können.
Ulrike Potmesil
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