Saure Zeiten ohne Zuckerrübe
Georg Maier ist Rübenbauer. Mit seiner Arbeit versüßt er nicht nur unser Leben, sondern leistet einen beträchtlichen gesellschaftlichen Mehrwert.
ANGERN. Knapp acht Prozent der Ackerflächen im Bezirk sind mit Zuckerrüben bestellt. Die fallenden Preise lassen die Flächen kleiner werden. Wurden 2015 noch 7030 Hektar Zuckerrüben angebaut, sind es in diesem Jahr nur noch 6586 Hektar. Schuld daran sind im Wesentlichen zwei Dinge: wie zumeist in der Weltwirtschaft, ist auch am Zuckermarkt der Rohölpreis ausschlaggebend. "Ist der Rohölpreis niedrig produziert man in Brasilien Zucker. Steigt er wieder schalten sie auf Ethanol um", erklärt Rübenbauer Georg Maier.
Zuckermarktordnung
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der Freimarkt-Gedanke der Europäischen Union
"Die Zuckermarktordnung der EU läuft 2017 aus. Große Produzenten, wie Frankreich, drängen mit Dumping-Preisen auf den Markt, um sich diesen für die Zukunft zu sichern", warnt Landwirtschaftskammer-Obmann Manfred Zörnpfenning vor einer Marktkonzentration. Bis jetzt waren die Zuckerkontingente der einzelnen Länder an deren Eigenbedarf gekoppelt. "Zucker ist ein Grundnahrungsmittel. Die Produktion zu erhalten gehört zur wirtschaftlichen Landesverteidigung" ruft Zörnpfenning die Verantwortlichen zum Handeln auf.
An der Zuckerproduktion hängt aber nicht nur die Süße unsere Lebens, sondern zahlreiche andere Faktoren. 2100 Menschen arbeiten bei der Agrana Austria – 160 allein in unserem Bezirk.
Öko-Zucker
Die „alte“ europäische Wildpflanze – gentechnikfrei in Österreich produziert – stellt besonders hohe Ansprüche an die Bodengesundheit und Bodenstruktur und kann daher auch nur alle vier bis sechs Jahre auf dem gleichen Standort angebaut werden.
Auch wenn nur drei Prozent der Zuckerrüben im Bezirk aus biologischen Anbau kommen, sind die meisten Rübenbauern ÖPUL-Produzenten. Das heißt es wird auf sachgerechte Düngung, die Reduktion bzw. der Verzicht auf ertragssteigende Betriebsmittel, eine integrierte Pflanzenproduktion, die Begrünung von Ackerflächen im Herbst und Winter, Erosionsschutz im Ackerbau und vorbeugender Gewässerschutz kontrolliert und gefördert. Vor allem der letzte Punkt ist in unserer Region als Grundwassersanierungsgebiet wesentlich.
Natürlich ist auch der Transport ein wichtiger Faktor: kurze Wege oder Schiene lautet hier das Credo. "90 Prozent der Zuckerrüben werden rund um die Fabriken in Leopoldsdorf und Tulln angebaut", beteuert Zörnpfenning.
Fazit
Gibt man die Zuckerproduktion in unserer Region auf, weil es unökonomisch wird, gefährdet man Arbeitsplätze und die Grundwasserqualität. Es liegt auch am Konsumenten, bewusst zu kaufen.
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