Nomade auf Zeit
Der Gärtner und Reisende Karl Lueger war mit einem Vortrag zu Gast in Gleisdorf. Seine Herkunft und seine Zukunft sind zwischen zwei interessanten Bezugspunkten festgemacht.
Lueger ist ein Bauernsohn, stammt von einer kleinen, oststeirischen Wirtschaft. „Wir waren zehn Kinder“, sagt er. „Wenig Geld, aber voller Flausen im Kopf.“
Der gelernte Gärtnermeister ist dem Agrarischen immer verbunden geblieben, hat sich darin aber eine Horizont verschafft, der quasi rund um die Erde reicht.
Seine Vorträge bieten uns Einblicke in Lebensformen, die sehr viel früher auch die Basis unserer Leute gewesen sind. Die Jäger und Sammler wurden teils durch die Domestizierung von Tieren zu Hirtennomaden.
Als vor rund zehntausend Jahren der Ackerbau erfunden wurde, war für Teile davon die Entscheidung zur Seßhaftigkeit gefallen.
Lueger berichtet vom Wissen und von der Weisheit der Nomaden. „Sie leben ohne den Verbrauch zusätzlicher Ressourcen.“ Hier könne man noch Klarheit gewinnen, was ursprüngliches Menschenmaß sei. „Die Tierhaltung der Nomaden hat sich immer den jeweiligen Bedingungen angepaßt.“
Rentiere im Norden, Kamele im Süden, Rinder fast überall. „Die Grasfresser erledigen viel für uns“, sagt Lueger. Die Rinderdomestizierung komme aus der Sahara. Heute seien vor allem Kamele wieder sehr wichtig. Nicht nur als Tragtiere für Karawanen.
„Sind sie als Zugtiere geeignet, wie die Rinder?“ fragte ich, „Das hab ich nämlich noch nie gesehen.“ Lueger erwiderte, es sei ihm noch kein Kamel vor einer Kutsche untergekommen, aber „zum Ackern werden sie schon eingesetzt. Mit sehr einfach Pflügen.“
Der Klimawandel, so Lueger, werde uns allen womöglich noch Aufgaben stellen, zu deren Lösung wir dann vielleicht auf das Wissen solcher Kulturen angewiesen seien. „Die Massai haben sich inzwischen von Rindern auf Kamele umgestellt, weil es für Rinder zu trocken ist.“
Das verweist auf ein großes Thema: Sauberes Wasser. Trinkbares Wasser, für uns ganz selbstverständlich, ist keineswegs allen Menschen auf der Welt gesichert.
Lueger nennt Geldmangel bzw. Armut in einem etwas ironischen Sinn als „große Denkmalschützer“. Er meint: „Wo das Geld für Modernisierungen fehlt, bleibt manches erhalten, das wir später schätzen.“ In diesem Zusammenhang fordert er etwas, dem auch seine Vorträge gewidmet sind: „Dieser Lebensform der Nomaden mit Achtung begegnen.“
Als leidenschaftlicher Fotograf weiß er von diesen anderen Verhältnissen nicht nur zu erzählen, er zeigt auch, was er gesehen und erlebt hat. Karl Lueger im Internet: [link]
Siehe dazu auch: "Agrarisches: Eine kleine Skizze" [link]
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