Sie bringen mehr, als sie kosten

Sind Gemeindebedienstete nicht weiter als Subventionsempfänger, also gewissermaßen "Schnorrer"?
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  • Sind Gemeindebedienstete nicht weiter als Subventionsempfänger, also gewissermaßen "Schnorrer"?
  • hochgeladen von martin krusche

Kam es Ihnen schon einmal in den Sinn, einen Polizisten, der gerade den Stau in Ihrer Gasse auseinanderfieselt, als „Subventionsempfänger“ zu bezeichnen? Er bezieht sein Gehalt ja von öffentlichen Geldern.


Als die Chirurgin Ihr Kind im LKH aus einer bedrohlichen Verfassung befreit hat, bedankten Sie sich dann bei einer „Subventionsempfängerin“?

Sind die Lehrerinnen und Lehrer, denen Sie Ihr Kind anvertrauen, Subventionsempfänger? Und was ist mit den Angestellten der Gemeinde, die Ihnen gerade den Schnee von den Straßen geräumt haben, während Sie noch nicht einmal ans Frühstück dachten?

Genau! Lauter Subventionsempfänger. Die arbeiten alle für öffentliche Gelder. Wenn Sie dann endlich beim Frühstück sitzen, schlagen Sie eine Zeitung auf. Fein! Auch von Subventionsempfängern gemacht, denn ohne Presseförderung wären die Dinger schon vom Markt verschwunden.

Übrigens! Falls Sie in einer kleinen „Abgangsgemeinde“ leben, die mangels Betriebsansiedelungen keine Kommunalsteuern einnimmt, auch sonst noch ein paar Sorgen hat, also aus eigener Kraft kein Jahr über die Runden käme, was dann?

Na, dann seien Sie doch froh, ein indirekter Subventionsempfänger zu sein, also etwas vom bundesweiten Finanzausgleich zu profitieren, sonst wäre kein Schnee geräumt, keine Wasserversorgung auf Stand, die nächste Feuerwehr recht weit weg etc. etc.

Da merkt man vielleicht, so können wir über diese Dinge eigentlich nicht reden. Wir genießen alle Annehmlichkeiten eines sehr wohlhabenden Staates. Selbstverständlich investiert der Staat in verschiedene gesellschaftliche Bereiche. Was investiert er? Öffentliche Gelder. Was sonst?

Und warum wir das gemacht? Weil viele Bereiche unserer Grundversorgung nicht mehr geleistet würden, wenn sie ein "Geschäft" sein müßten, das auf dem freien Markt besteht.

Es geht unter anderem darum, daß die Vorteile in Fragen wie Gesundheit, Bildung, Kultur, Sicherheit, Ernährung, Mobilität etc. nicht bloß einer kleinen Elite vorbehalten sein dürfen, wie das in der Feudalzeit üblich war.

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen ist es bemerkenswert, daß recht viele Menschen dazu neigen, Kunst- und Kulturschaffende für „Schnorrer“, „Luxusgüter“ und vor allem eben … Subventionsempfänger zu halten. Derlei ist in keinem der Punkte freundlich gemeint. Wie kommt das eigentlich?

Daß ein moderner Nationalstaat in Wissens- und Kulturarbeit investiert, darf als selbstverständlich gelten. Natürlich muß auch Wissens- und Kulturarbeit bezahlt werden, muß Kunstproduktion bezahlt werden, wovon sich übrigens der Staat bei den Freischaffenden einen fetten Anteil über Abgaben zurückholt.

Künstler bekommen nichts geschenkt. Sie verkaufen Werke oder sie realisieren Projekte. In den meisten Fällen sind sie Kooperationspartnerinnen und -partner öffentlicher Einrichtungen oder kultureller Betriebe, denn ein großer Teil von Förderbeträgen sind Kofinanzierungen, also nur ein Teil dessen, was ein Projekt kostet.

Zu hundert Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert? Das können Sie mit der Lupe suchen!

Von welchen Beträgen reden wir da eigentlich? In der Steiermark macht das Landeskulturbudget keine 2,5 des Gesamtbudgets aus. Davon behält sich übrigens die Landeshauptstadt Graz rund drei Viertel. Die restliche Steiermark muß sich mit einem Viertel davon begnügen.

Und davon wäre hier in der Provinz schon einmal jemand reich geworden? (Andrea Herberstein ausgenommen.) Wie klappt denn das dann überhaupt in der Oststeiermark?

Kunst- und Kulturschaffende sind eben KEINE „Schnorrer“, sondern Professionals. Lassen Sie Ihren Blick nun nicht von der Hobby-Liga ablenken. Das ist kein Feld der Kunst, sondern eine siziokulturelle Angelegenheit. Ich rede von Profis. Und die bringen mehr als sie kosten, weil kein Projekt aus bloß öffentlichen Geldern einer Gemeinde überhaupt stattfinden könnte.

Das heißt, oststeirische Kulturschaffende, die professionell arbeiten, müssen aus einer Summe von Teilfinanzierungen eine Gesamtfinanzierung zustandebringen. Was immer eine Gemeinde oder das Land investiert, es kommen noch Sponsorengelder aus der Wirtschaft dazu, es kommen auch EU-Budgets dazu, es wird also von außen zusätzlich Geld in die Region gebracht.

Was sich mit Cash nicht mehr abdecken läßt, wird meist über unbezahlte Mehrarbeit geleistet, damit die Projekte stabil bleiben. Wo also in der Oststeiermark längerfristige Kulturprojekte bestehen, geht das nur, weil diese Projekte auch von erheblichen Zubußen aus ehrenamtliche Arbeit gestärkt werden.

Für die letzten dreißig Jahre läßt sich über die Oststeiermark sagen: Ohne ehrenamtliches Engagement hätten Sie keine Rettung und keine Feuerwehr, wie Sie auch keine Blaskapelle und kein Kulturprojekt hätten.

Naja, es blieben Ihnen zur Zerstreuung auf jeden Fall Zeltfeste und Nachtlokale, wo für Getränke und Musik auf jeden Fall bezahlt werden muß. Dazwischen gäbe es noch Geselligkeiten der regionalen Wirtschaft. Auch fein!

Wem das genügt, okay, doch tausenden Menschen genügt das nicht. Sie erwarten ein etwas kontrastreicheres Kulturgeschehen zugunsten eines regen geistigen Klimas, das – nebenbei bemerkt – auch auf die Wirtschaft günstigen Einfluß zeigt.

Also bitte: Verstand einschalten und genauer hinschauen, bevor jemand leichtfertig den oststeirischen Kulturbetrieb anfeindet.

+) "kunst ost" sagt: "Weg mit der Kunst!" [link]

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