Bezirk: Fachkräfte verzweifelt gesucht

Ing. Josef Gatterer sucht seit zwei Jahren nach einem Werkstattleiter für seinen Betrieb, bis dato ergebnislos. | Foto: Foto: S. Hauer
  • Ing. Josef Gatterer sucht seit zwei Jahren nach einem Werkstattleiter für seinen Betrieb, bis dato ergebnislos.
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BEZIRK. Liest man die Schlagzeilen der vergangenen Wochen, dann kann man es kaum glauben: Alle reden von Arbeitslosigkeit, aber es gibt Firmen im Bezirk, die keine Fachkräfte finden. Etwa das Autohaus Gatterer in Kirchberg oder die Spenglerei Kollmann in Heidenreichstein.

Wo ist der Kfz-Meister?

Ing. Josef Gatterer: „Ich suche seit zwei Jahren einen Werkstattleiter, aber es gibt scheinbar im Bezirk Gmünd, Zwettl oder Waidhofen keinen Kfz-Techniker-Meister, der sich über die Stelle drüber traut." Mit schuld sei unter anderem die schlechte Infrastrukturanbindung der Region, die schon viele hochqualifizierte Facharbeiter abwandern ließ. Jobinteressenten von weiter weg hätte er durchaus, aber aufgrund der Abgeschiedenheit des Waldviertels würden Zweifel aufkommen. Abgesehen davon würden viele Facharbeiter, die gut ausgebildet worden seien, dann nach erfolgreicher Lehre doch einen Job fern der Dienstleistung suchen. In einem Werkstattbetrieb gebe es nun einmal die Notwendigkeit, für die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden da zu sein. Natürlich sei das mit einer gewissen Verantwortung im Beruf verbunden.


Fachkräfte "gehen fremd"

"Wir bilden seit 1971 Lehrlinge aus. Ich habe noch keinen Mitarbeiter an einen Mitbewerber verloren, lediglich an Industriejobs mit teilweiser Schichtarbeit oder Jobs im Landes- oder Staatsdienst. Das hinterlässt in KMUs oft eine riesige Lücke, die kompensiert werden muss und den Arbeitnehmern oft nicht bewusst ist", so Gatterer abschließend.


Spengler – eine rare Spezies

Spenglermeister Rudolf Kollmann kann ebenfalls ein Lied davon singen, keine geeigneten Fachkräfte zu finden. Dabei hat der Spenglermeister im Laufe seines Berufslebens bereits rund 60 Lehrlinge in seinem Betrieb ausgebildet, aber: "Viele davon haben sich danach einen anderen Job gesucht, beispielsweise bei Gemeinden." Aktuell bilde er einen Lehrling aus, dieser türkischstämmige Jugendliche sei hervorragend. Früher habe er oft bis zu vier Lehrlinge gleichzeitig ausgebildet, andere Firmen hingegen hätten das überhaupt nicht gemacht. Am "freien Markt" gebe es so gut wie keine Spengler-Facharbeiter. Entweder, so Kollmann, ein Geselle sei gut, dann habe er ohnehin einen Job, oder er sei nicht so gut, dann sei ihm, Kollmann, mit ihm aber auch nicht gedient.

Arbeitslose sind keine Fachkräfte

So wie Josef Gatterer oder Rudolf Kollmann geht es derzeit vielen Chefs in der Region Waldviertel. Das bestätigt auch AMS-Chef Gerhard Ableidinger: "Das scheinbare Paradoxon – hohe Arbeitslosigkeit, dennoch zu wenige Fachkräfte – lässt sich so erklären: betroffen von Arbeitslosigkeit sind zunehmend Personen ohne abgeschlossene Ausbildung. So verfügen Ende Juni 46,7 Prozent der Jobsuchenden im Bezirk Gmünd maximal über Pflichtschulabschluss.
Auch in der derzeit nicht günstigen Lage am Arbeitsmarkt gilt: der Bedarf an gut ausgebildeten MitarbeiterInnen wird nicht abreißen! Die Anzahl junger Menschen, die ins Berufsleben einsteigen, wird in den nächsten Jahren stagnieren beziehungsweise sogar leicht abnehmen.

Der Anteil der PflichtschulabsolventInnen, die in den letzten Jahren eine Lehrausbildung begonnen haben, liegt im Gmünd bei knapp 40%. Klar ist: Wenn die Zahl der jungen GmünderInnen insgesamt abnimmt und der Anteil derer, die eine Lehre beginnen, nicht gleichzeitig steigt, kommt es zu einem nachhaltigen Mangel an Fachkräften für die Wirtschaft.
Dazu kommen Faktoren wie die Europäisierung des Arbeitsmarktes und gesetzliche Veränderungen (z.B. erschwerter Zugang zur Invaliditätspension). All das resultiert in einem deutlich erhöhten Angebotsdruck auf dem Arbeitsmarkt. Zwar steigt in Gmünd auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten, allerdings nimmt das Arbeitsangebot nicht in gleichem Umfang zu wie das Potenzial an verfügbaren Arbeitskräften. Folglich steigt die Arbeitslosigkeit.
Die größten Angebotslücken an Fachkräften bestehen in NÖ in folgenden Bereichen:
Metall (DreherInnen, SchweißerInnen, SchlosserInnen, FräserInnen)
Bau (Bauspengler)
FleischerInnen, AugenoptikerInnen, medizinisch-technische Fachkräfte
Und im Bezirk Gmünd fehlen vor allem:
Gastronomie-Fachkräfte (Kellner/innen, Köche/Köchinnen)
Fachkräfte für das Bau- und Baunebengewerbe
Tischler
Elektriker
Installateure/innen (Elektro, Gas-Wasser-Heizung)
sowie generell handwerklich-technische Fachkräfte in vielen Handwerksberufen
Eine Prognose für 2019 ist aus heutiger Sicht schwierig, an der Situation wird sich aber in den kommenden Jahren wenig ändern. Nachfolgend daher noch kurz die Aktivitäten des AMS, welche einem Fachkräftemangel entgegensteuern können:

Abgesehen von der Vermittlungstätigkeit fällt dem AMS die Aufgabe zu, junge Menschen über Berufsbilder und Aussichten am Arbeitsmarkt zu informieren, denn: Viele Jugendliche drängen weiterhin in klassische Lehrberufe, es gibt aber mit über 200 Lehrberufen weitaus mehr Möglichkeiten, als Viele wissen. In den 11 niederösterreichischen BerufsInfoZentren (BIZ) informieren und beraten die AMS-MitarbeiterInnen, welche Möglichkeiten es gibt und welcher Beruf zu jungen Menschen passen könnte.
Wir haben zwar beim AMS Gmünd kein BIZ, doch unsere Jugendlichenberaterin, Elfriede Kaufmann, bietet insbesondere Jugendlichen und auch deren Eltern professionelles Beratungsservice und Unterstützung bei der Berufswahl. Darüber hinaus finanziert das AMS schon seit Jahren FacharbeiterInnen-Intensivausbildungen in diversen nachgefragten Branchen, um damit die Vermittlungschancen von Arbeitslosen zu verbessern und der Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte anbieten zu können. Außerdem besteht für arbeitslose Erwachsene unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, mit dem Förderungsprogramm ´Arbeitsplatznahe Qualifizierung – Lehre´ bei einer betrieblichen Ausbildung den Lehrabschluss nachzuholen.

Zur Sache

Derzeit könnten die Firmen 33.700 Fachkräfte beschäftigen, nur 32.700 der Stellen sind besetzt. Das heißt es gibt um 1000 weniger ausgebildestes Personal als Jobs. Schaut man ins Jahr 2019 ist es noch deutlicher: Die Firmen werden in der Region 34.900 Jobs anbieten aber nur 32.700 Fachkräfte werden vorhanden sein.
Bei den Lehrstellen sieht die Situation ähnlich aus. Aktuell gibt es im Bezirk 23 gemeldete Lehrstellen-Suchende, demnächst verfügbar sein werden aber 29 Lehrstellen, sechs potentielle Lehrherren werden möglicherweise keinen Lehrling finden.
Im Bezirk Gmünd besonders gesucht sind: • Gastronomie-Fachkräfte (Kellner/innen, Köche/Köchinnen), • Fachkräfte für das Bau- und Baunebengewerbe, • TischlerInnen, • ElektrikerInnen, • Installateure/innen (Elektro, Gas-Wasser-Heizung) sowie generell handwerklich-technische Fachkräfte in vielen Handwerksberufen.

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