KOMMENTAR DER WOCHE 21

Das Fremde

Was bedeutet der Begriff „fremd sein“ für uns? Ist er negativ oder positiv besetzt? Haben wir Angst vor dem, was uns fremd ist?

Ich war in den letzten Wochen einige Male mit Pensionisten als Reiseleiter unterwegs, hauptsächlich mit deutschen, aber auch mit österreichischen. Sie konnten sich nicht genug wundern, da sie hierzulande „keine Kopftücher sahen“. Damit spielten sie natürlich auf die der türkischen Frauen an. Daraufhin genehmigte ich mir die Genugtuung, wieder einmal den Provokateur zu spielen. Was ist schlecht an einem Kopftuch, stellte ich die Frage. Haben nicht auch unsere Großmütter jahrhundertelang Kopftücher, oder im Mittelalter die Gugel getragen?

In den Sechzigerjahren entstand auch bei uns der Begriff des Fremdarbeiters. Damals in der Hochkonjunktur stieg der Bedarf an billigen Arbeitskräften. Uns ging es gut, wir hatten genug Arbeit und erfreuten uns eines bescheidenen Wohlstandes. Kein Mensch wollte schwere, dreckige Arbeit verrichten. In den Steinbrüchen, als Schwarzdecker, Asphaltierer und ähnlichen schweißtreibenden Berufen. Dazu brauchten wir die Fremden und man holte sie aus Jugoslawien und der Türkei.

Irgendwann einmal brachten diese ihre Familien ins Land, da es ihnen bei uns besser ging, als in der alten Heimat. Dies war ein ganz natürlicher Prozess, absolut verständlich und legitim. Nun aber, da bereits die zweite oder dritte Generation im Lande ist, die große Gemeinschaften bilden und ihre Kultur und Religion quasi als allerletztes Bindeglied an ihre Herkunft pflegen, passt es uns nicht mehr in unser begrenztes Weltbild. Plötzlich sind wir gegen alles, was uns fremd ist.

Viele von ihnen sind seit langer Zeit österreichische Staatsbürger. Trotzdem werden sie immer noch als „Tschuschen“ oder „Kümmeltürken“ bezeichnet. Paradox ist, wie die österreichische Seele damit umgeht. Wenn es sich um einen guten Fussballspieler handelt, dann darf er in der Nationalmannschaft spielen und Spieler des Jahres werden, erhält mediale Streicheleinheiten und ist plötzlich kein Tschusch mehr, sondern der liebe Ivo oder Juno. Wenn es um Medaillen für das Vaterland geht, dann wird rasch eingebürgert, dann ist uns der Fremde plötzlich nicht mehr fremd.
Dann schämt sich keiner mehr, wenn die rotweißrote Flagge aufgezogen wird und der Fremde lauthals die Bundeshymne singt, egal ob als Schwimmer oder Tischtennisspieler oder in irgendeiner anderen Sportart.

Sollte uns dieser Umstand nicht bedenklich stimmen? Sagt uns nicht schon der große Karl Valentin „Das der Fremde nur in der Fremde fremd ist?“ Sind nicht auch wir fremd, wenn wir uns im Ausland befinden? Warum empören wir uns, wenn sich die Fremden nicht an uns anpassen wollen? Passen wir uns an, wenn wir in „der Fremde“ sind? Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn ein Afrikaner plötzlich unser Wohnzimmer fotografieren würde, obwohl wir als Reisende keine Scheu zeigen, ihn und seine Familie in seiner Hütte zu fotografieren! Sind wir um so vieles anders, besser, nur weil wir weiß sind, Österreicher, Europäer?

Wie denken Sie, wie denkst du darüber?

GR Ernest Zederbauer
WIR für WEITRA
Lange Gasse 174
3970 Weitra
www.wirfuerweitra.at
Foto max

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