Waidhofen/Thaya: Wirr am Walknerhof - ein Blick hinter den Schleier der kruden Sektierer
OPPT: Natur- und Seerecht, Sheriffs und Deputys, Sklavenhandel - die wirre Welt der skurrilen Bewohner des Walknerhofes
HOLLENBACH. Sie sprechen ihr eigenes Recht, stellen sich als Amtspersonen vor, sprechen sich mit "Sovereign" oder "Souverän" an und ernennen Sheriffs und Deputys. Was nach einem harmlosen Räuber und Gendarm-Spiel klingt, nimmt bei einem Blick in die Statuten der sektenähnlichen Gemeinschaft aber schnell die Züge einer Hexenjagd an.
So haben die Skurillos - laut eigenem Bekunden - sämtliche Regierungen und Banken nach ihrem "Common Law" gepfändet. Ach ja, die Kirche opfert in Ritualen übrigens Kinder und dementsprechend haben die OPPT-Jünger bereits einen Haftbefehl gegen den Papst veröffentlicht - wie auch gegen sämtliche Mitglieder der Regierung und Landeshauptmann Erwin Pröll.
Aber es wird noch krasser: In den USA gibt es einen Handelskodex namens UCC. In diesem sind die meisten Bundesstaaten als Unternehmen angeführt - schließlich tätigt man ja auch Geschäfte. Für die OPPT-Jünger Beweis genug: Sämtliche Staaten sind Unternehmen. Ihre Handelsware: Der Bürger als Sklave.
Laut den OPPT-Anhängern sind die geltenden Gesetze auf "internationalem Seerecht" aufgebaut. Sie aber propagieren ihr selbst verfasstes Naturrecht beziehungsweise das "Common Law", nach dem auch die Pseudo-Gerichtsprozesse abgehalten werden.
Ihre Gerichte sind übrigens flott eingerichtet: Laut Statuten genügen zwölf Personen, darunter ein Richter, Sheriffs und "Friedensbeamte" und fertig ist der Gerichtshof. Sich vom geltenden Recht loszusagen ist laut den OPPT-Jüngern ebenfalls unkompliziert: Man erklärt einfach seine persönliche Unabhängigkeit und schon ist man "Souverän".
Ihrer Ansicht nach erstellt der Staat mit der Geburtsurkunde eine juristische "Kopie" - sie nennen diese Strawman - jeder Person. Diesen "Strohmann" könne man einfach mit der Lossagung von Recht und Gesellschaft eliminieren.
Hier ein Videozusammenfassung der Ereignisse:
So skurril das alles anmuten mag: Gefährlich wird es dann, wenn die OPPT-Anhänger zur Tat schreiten: "Der Strafverfolger in seiner Funktion kann öffentliche Vorladungen erlassen, die für jede Person oder Institution bindend ist und durch den Sheriff am Gericht vollstreckt werden, der das uneingeschränkte Recht besitzt, die in der Vorladung genannte Person zu verhaften und vor Gericht zu bringen", heißt es etwa in den Statuten des natürlich nicht existenten "International Common Law Court of Justice Vienna".
Genau das haben zwei "souveräne" Herren versucht, die am Polizeiposten Waidhofen in Waidhofen einen Haftbefehl gegen die Sachwalterin eines Mitgliedes vollstrecken wollten. Den Beamten fuchtelten die "Sheriffs" mit selbstgebastelten Ausweisen vor der Nase herum. Wer diese ausgestellt hätte, fragt einer der Beamten. "Brüssel", sagt "Souverän Markus".
Bislang war der OPPT in Österreich beinahe unbekannt. Die Bewegung entwickelte sich aus der Freeman-Bewegung während der Bankenkrise in den USA, als viele Menschen ihre Häuser verloren und sich in ihrer Not einfach vom System lossagten. Bislang war das Phänomen eher im Internet zuhause, bis die Facebook-Party Realität wurde und die Polizei den illegalen Gerichtshof in Hollenbach auseinander nahm.
Gegen mehrere OPPT-Mitglieder wird derzeit wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, beharrlicher Verfolgung und versuchter schwerer Nötigung ermittelt. Der mutmaßliche Anführer - Sekten-Mitgliedern als "Sovereign Terrance" bekannt - befindet sich laut Staatsanwaltschaft derzeit in der Justizanstalt Krems. Bei ihm dürfte es sich um einen US-Amerikaner handeln. Die Urheberin des Gerichtshofes wurde in die Psychiatrie in Waidhofen eingewiesen.
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