Angeblicher 'Missbrauch' dient der FPÖ-Wahl-Hetze
Wahlkampf-Flyer spricht von durch Asylwerber missbrauchter Prostituierten. Die gab es aber nicht.
HEIDENREICHSTEIN (eju). Zu Wahlkampfzeiten ist kein Schmutzkübel grauslich genug, dass er nicht von Vertretern einzelner Parteien nach verwertbarer Munition durchsucht wird. So geschehen beim aktuellen Wahlkampf-Flyer der FPÖ.
Anonymes Schreiben
Darin stellt die FPÖ in Person von FP-Bezirksobmann und Spitzenkandidat in Heidenreichstein, Peter Immervoll, die offensichtlich unüberprüfte Behauptung auf, eine Prostituierte in Heidenreichstein sei von Asylwerbern derart missbraucht worden, dass sie mit dem Notarztwagen abgeholt werden musste. Diese Information hatte Immervoll aus einem ihm zugesandten Brief, schreibt er.
Diesen Brief gibt es tatsächlich, er wurde auch der Redaktion des Bezirksblattes geschickt, allerdings anonym. Anonyme Leserbriefe werden jedoch nicht veröffentlicht. Der Brief wurde allerdings an Bezirkspolizeikommandant Wilfried Brocks weitergeleitet.
Kranke Asylwerberin
Brocks klärt den Sachverhalt: "Diese Anschuldigung durch ein anonymes Schreiben wurde uns auch bekannt. Es gab daraufhin dementsprechende polizeiliche Ermittlungen und die Vorwürfe können nicht bestätigt werden. Im Gegenteil. Es stimmt, dass der Notarztwagen vor Ort war, um eine Frau ins Krankenhaus zu bringen. Dabei handelte es sich um eine weitere Asylwerberin, die auf Grund von Blutungen in der Schwangerschaft ärztlich versorgt werden musste. Das ist Stand der Ermittlungen."
Die Behauptung, es wäre eine von Asylwerbern missbrauchte Prostituierte gewesen, sei schlichtweg falsch, so Brocks. "Wer dieses anonyme Schreiben verfasst hat, hat möglicherweise gesehen, dass der Notarzt gekommen ist, gesehen, dass Asylwerber beteiligt waren, wusste aber nicht, worum es geht", hält Brocks abschließend fest.
Besser recherchieren!
Bürgermeister Gerhard Kirchmaier kommentiert Immervolls Wahlkampf-Flyer und die falsche Behauptung darin so: "Bevor man Behauptungen in den Raum stellt, sollte man besser genau recherchieren und überprüfen, ob sie wahr sind. So ein Verhalten fördert ein gutes Zusammenarbeiten auf keinen Fall."
Leserbrief zu „Wahlkampf in H'stein“
Die Bezirksblätter berichteten letzte Woche über den Wahlkampf in Heidenreichstein und die Angstkampagne der FPÖ wegen der Asylwerber. Bisher war die FPÖ stets im Heidenreichsteiner Gemeinderat vertreten und es könnte durchaus sein, dass dies auch in der kommenden Periode so sein wird. Umso empörender ist es, dass die FPÖ meint, in die unterste Schublade greifen zu müssen und in ihrer Wahlaussendung unwahre Gerüchte über missbrauchte Prostituierte verbreitet und Asylwerber gegen die von Altersarmut betroffenen Gemeindebürger ausspielt. So eine Vorgangsweise ist entschieden abzulehnen!
GR Gerhart Böhm, Grüne Liste H'stein
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