Personaldienstleister: "Wir können mit EU-Konkurrenz nicht mit"

Andreas Jirka: "Als seriöser Personaldienstleister wird es immer schwerer." | Foto: Bridge
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"Wir haben nun einmal einen Fachkräftemangel, der noch dazu saisonal und branchenweise schwankt. Viele Firmen sind heute auf uns Personaldienstleister angewiesen", erklärt Andreas Jirka, Geschäftsführer von Bridge. Der Ruf von Zeitarbeitsfirmen habe sich auch im Laufe der letzten Jahre wesentlich gebessert. "Früher war es so, dass sich die Firmen die Zeitarbeiter ausgesucht haben, heute ist es umgekehrt. Da sagt mein Mitarbeiter – ich bin ja sein Dienstgeber – wo und wie er gerne arbeiten möchte." Bei seriösen Personaldienstleistern ist das Argument, dass ein "Leiharbeiter" weniger verdiene als das Stammpersonal, ein Mythos. "Wir haben einen Kollektivvertrag, nach dem wir zahlen müssen. So verdient der Zeitarbeiter entweder gleich viel wie die Stammkollegen in der Firma oder mehr." Und deshalb würden Andreas Jirkas Mitarbeiter auch hohe Motivation und Leistungsbereitschaft mitbringen.


Konkurrenz aus EU-Raum

Andreas Jirka sieht sich zunehmend mit einem großen Problem konfrontiert: "Ich habe teilweise auch slowenische Schweißer oder Elektriker, die wir aufgrund des Mangels an österreichischen Facharbeitern einstellen. Das ist ja auch im Sinne der Arbeitsmarktöffnung. Sie arbeiten auf steirischen Baustellen und werden auch nach österreichischem Gesetz angestellt und bezahlt." Zunehmend würden aber auch Personaldienstleister aus Deutschland und Slowenien von Firmen in Österreich beschäftigt. "Das ist ja grundsätzlich zulässig. Aber die werden in Deutschland und Slowenien bezahlt. Da wird oft Schindluder getrieben und nicht rechtskonform gearbeitet. Und da kann ich dann schon bei einer Angebotslegung preislich in keinem Fall mit", ärgert sich Jirka.


Problem bewusst

Auch der Berufsgruppensprecher (Fachgruppe gewerbliche Dienstleister), Harald Aspäck, ist sich der Problematik bewusst: "Die Preise von heimischen und ausländischen Personaldienstleistern klaffen weit auseinander." Bei den hohen Lohnnebenkosten und Sozialleistungen in Österreich könne man sich gegen die Konkurrenz aus anderen EU-Staaten nicht behaupten.

Nachgefragt bei:
Harald Aspäck, Berufsgruppensprecher gewerbl. Dienstleister

Was heißt das für die Personaldienstleister genau?
Gott sei Dank gibt es viele steirische Firmen, die auf heimische Qualität und auf unsere Kompetenz und Erfahrung zählen.
Arbeitsmarktöffnung schuld?
Jein. Wir brauchen sicher noch Zeit um zu realisieren, wie der Arbeitsmarkt unter diesen neuen Voraussetzungen läuft und bis geeignete Lösungen gefunden werden können.

Nachgefragt bei:
Armin Gibiser, AK-Experte für Arbeitsrecht

Wie sehen Sie die Situation der Personaldienstleister?
Es klingt beinahe nach dem üblichen Gejammere der Wirtschaft über die vielen Sozialleistungen in Österreich.
Für die Arbeitsmarktöffnung wurden rechtliche Maßnahmen getroffen, damit es eben keine derartigen Nachteile gibt.
Überlassene Arbeitskräfte in Österreich, egal ob die Personaldienstleistungsfirma in Österreich oder im EU-Raum sitzt, müssen nach österreichischem Recht entlohnt und beschäftigt werden. De facto gibt es also da keine Nachteile für österreichische Firmen.
Aber natürlich gibt es im In- und Ausland auch schwarze Schafe auf dem Personaldienstleistungssektor: Firmen, die sich nicht an die rechtlichen Rahmenbedingungen halten und Lohn- sowie Preisdumping betreiben. Und die müssen zur Verantwortung gezogen werden.

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