Das Haus der Zukunft kommt aus der Vergangenheit

Foto: strohboid.blogspot.co.at
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Fritz Walter und Maximilian Schade, zwei Studenten des Instituts für Tragwerksentwurf an der Technischen Universität Graz, haben sich für ihre Masterarbeit etwas Besonderes einfallen lassen. Wo andere Studenten nämlich wochenlang nur Bücher wälzen, entwarfen die beiden ein ökologisches Bausystem für Freiformen: der Strohboid.
Die Leichtbaukonstruktion entspricht der Strohbautechnik, wie sie schon vor rund 100 Jahren mit der Entwicklung der Strohballenpresse für das Eigenheim genutzt wurde, die mit doppelt gekrümmten Holzgitterschalen – um das Tragwerk und das Raumvolumen-Wandflächen-Verhältnis zu optimieren – in Form gebracht werden. Darüber dient das bewährte Schindeldach gut 60 Jahre plus. Zudem ist das Holzhaus frei von Kunst- und Farbstoffen und entsteht aus regionalen Baustoffen und traditionellem Handwerk.
„Ressourcenschonendes Bauen und innovatives Design können sich gegenseitig beflügeln. Der Strohboid spart Energie, sieht gut aus, und das Beste: am Ende seines Lebenszyklus kann er einfach kompostiert werden“, sagt Andreas Trummer, Betreuer des Projekts an der TU.
Warum das Haus der Zukunft aus der Vergangenheit kommt, erklärt Walter recht einfach: „Holz und Stroh sind Rohstoffe, die seit jeher gute Dienste geleistet haben. Das Strohboid ist außerdem das denkbar ökologischste Haus, denn es verbraucht im Gegensatz zu normalen Bauweisen am wenigsten Energie.“ Der beigefügte Lehm dient nicht nur als zusätzliche Stabilisation, er ersetzt außerdem die Klimaanlage und bietet Schutz vor Wind, Feuchte und Feuer.

Historisches Wissen, moderne Architektur

Bei der offiziellen Präsentation des Strohboid heute im Freilichtmuseum bedankte sich Museumsdirektor Egbert Pöttler für die Gelegenheit, dieses Objekt in Stübing zeigen zu können: „Es ist großartig, junge Menschen zu haben, die sich Gedanken über die Zukunft machen. Dieses Bauwerk kann in diesem historischen Museum stehen, weil es eine Symbiose darstellt und zeigt, wie historisches Wissen in moderne Architektur gepackt werden kann.“ Franz Titschenbacher, Obmann vom Verein 'proHolz Steiermark', der das Projekt der beiden Studenten unterstützt, sieht mit dem Holzhaus ein „Denken in Generationen. Wir leben in einer Zeit, in der wir eine Verantwortung für die Nachhaltigkeit tragen müssen“. Es eröffne eine wichtige Diskussion über Ressourcen und Materialiennutzung, so Trummer. „Klar, wenn es um das Thema Klimawandel geht, wird häufig gelacht. Aber wir sind die erste Generation, die die Folgen ausbügeln muss. Holz hat das Potenzial“, fügt Walter bei der Präsentation hinzu. "Ein sehr interessantes Projekt, das für meine Gemeinde gut geeignet wäre", sagt Michael Viertler, Bürgermeister von Deutschfeistritz.

Gefragtes Holzhaus

Die Größe des Strohboids richtet sich nach der durchschnittlichen Wohnbedarfsgröße der Österreicher, wurde auf Feuer, Wind und Schneelasten getestet, braucht im Schnitt zwei bis drei Monate zur Fertigstellung und kostet 12.000 Euro im Material. Die Landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof-Hardt stellte den Studenten während des Entstehungsprozesses Räumlichkeiten zur Verfügung. Ein Jahr lang wird der Strohboid nun hier im Freilichtmuseum zu bestaunen sein.
Das Holzhaus der Zukunft ist auch schon gefragt, denn für Walter und Schade haben sich mit ihrer Masterarbeit einige Angebote ergeben. Sowohl Anfragen für Ferienhäuser als auch als Büromöglichkeiten gingen bereits ein.

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