La Befana

Der Sage nach hat Befana (ital.: Hexe) von den Hirten die Frohe Botschaft gehört. | Foto: louisvillehalloween.com
  • Der Sage nach hat Befana (ital.: Hexe) von den Hirten die Frohe Botschaft gehört.
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Es war einmal eine Frau, die tagsüber eine alte Dame war, sich nachts jedoch in eine Hexe verwandelte, obwohl sie ein gutes Herz hatte. Ihr nettes Häuschen pflegte Befana tagein, tagaus. Es war ein tägliches Ritual, das sie keinesfalls aufgeben wollte. Sie stand in aller Herrgottsfrühe auf und putzte akribisch.
Sie fegte und fegte bis sie des Abends todmüde war. Doch nun flog sie als Hexe von Haus zu Haus, um zu sehen, ob alle Kinder brav schliefen. Erst wenn das erledigt war, konnte sie selbst ein paar Stündchen ruhen.

Es kam, dass eines Tages drei Männer an ihre Tür klopften. Die alte Dame war gerade wieder mit Kehren beschäftigt. Sie richtete flink ihre Haare, band die Schürze neu und legte den Besen weg. Danach öffnete sie etwas ungehalten die Türe, da sie ja ihre geliebte Arbeit unterbrechen musste.
Vor der Türe standen Männer in Gewändern aus edlen Stoffen, durchwirkt mit Gold- und Silberfäden. Ihre Mäntel und Umhänge waren von erlesener Schönheit. Befana sah, dass die Männer wohl von weit her gereist waren. Sie mussten aus einem Land kommen, in dem es Gold, Silber und Edelsteine gab. In der Hand hielten sie wertvolle Geschenke, die, wie sie sagten, für ein neugeborenes Kind bestimmt waren.

Die gute Hexe ließ sich allerdings vom Schein nicht beeindrucken. „Was ist so wichtig?“ fragte sie sich, „dass mich jemand bei meiner Arbeit stört?“ Die weisen Männer erzählten, dass sie ein Stern zu jenem Orte führe, an dem ein göttliches Kindlein geboren worden sei. Sie müssten unbedingt dorthin gelangen, denn sie hätten Geschenke für dieses Kind mitgebracht und möchten ihm huldigen. Die alte Dame hörte sich die Geschichte an, fragte sich insgeheim, wie man sich bloß mit solchen Dingen beschäftigen könne. Die Sterndeuter fragten Befana, ob sie denn nicht auch mitkommen wolle, um dieses Kind zu lobpreisen. Befana verneinte, schloss die Türe und nahm erneut ihre Arbeit auf.

Nach einigen Tagen bereute die gute Hexe doch, dass sie nicht mitgegangen war. Sie beendete ihre Arbeit, packte ein paar Süßigkeiten als Geschenke ein und flog los. Sie wollte dem Stern folgen, doch sie kam zu spät. Der Komet war bereits verschwunden. Tagelang irrte Befana umher und verteilte ihre Geschenke an alle Kinder die sie traf, in der Hoffnung, dem Jesuskinde doch noch zu begegnen. Bis heute hat sie es nicht gefunden.

So kommt es, dass die Hexe Befana noch immer nach dem göttlichen Kinde sucht und auf ihrem Besen von Schornstein zu Schornstein fliegt um wenigstens Anfang Jänner die Socken und Stiefel der braven Kinder mit Süßigkeiten und Geschenken zu füllen. Schlimme Kinder allerdings bekommen keine Süßigkeiten, sondern Kohlestücke!

Infobox:

Märchen sind keine reine Kindersache. Sogar mehrere Wissenschaftsdisziplinen wie Volks- und Völkerkunde, Literaturwissenschaft und Psychologie befassen sich unter dem unterschiedlichsten Gesichtspunkten damit. So nahm die tiefenpsychologische Märchenforschung bei Sigmund Freud ihren Ausgang.

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