Boris Bukowski – als Graz noch schnarchte

Foto: Oliver Wolf
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Wenn der Herr Kulturminister Josef Ostermayer extra aufsteht, zum Tisch kommt und das Gegenüber mit „Hallo, Herr Bukowski“ begrüßt, drängt sich automatisch der Eindruck auf, dass der Interviewpartner doch schon einiges geleistet hat. Wobei es bei Boris Bukowski sicher keinen ministerialen Wink gebraucht hätte.
Der Steirer hat seinen Fixplatz in den Annalen der österreichischen Musikgeschichte: Bei „Trag meine Liebe wie einen Mantel“ oder „Kokain“ summt man vom Neusiedler- bis zum Bodensee irgendwie automatisch mit. Kurz vor einem Auftritt im Rahmen des „steirischen herbst“ traf die WOCHE den nunmehrigen Wahl-Wiener in der Stadt, in der alles begonnen hat.

Kammersaal und Haus der Jugend

„Unsere ersten Konzerte haben wir damals bei einem Popfest auf der Uni-Mensa, im Kammersaal oder im Haus der Jugend, dem heutigen Orpheum gespielt“, erinnert sich Bukowski an seine Zeit in Graz zurück. Zur Absicherung hat er einst an der Karl-Franzens-Universität auch Jus studiert. „Mein Vater war Rechtsanwalt und auch mein Bruder Jurist, deshalb war das für mich irgendwie logisch und ich hab mich in das Studium geschmissen. Jedoch darf ich eben das große Privileg genießen, auch wirklich das zu tun, was ich am allerliebsten mache.“

Lampenfieber & (Un-)Ruhestand

Und das war und ist eben immer die Musik. „Ich habe jetzt noch immer Lampenfieber, wenn ich vor einem Konzert stehe – und eigentlich habe ich momentan so viele Auftritte wie überhaupt noch nie“, lächelt der gebürtige Oststeirer, der das Wort „Ruhestand“ offenbar nur vom Hörensagen kennt.
„Ich würde gerne wieder einmal was aufnehmen – da bin ich aber noch etwas am basteln. Vielleicht ergibt sich ja wieder etwas mit Christian Eigner, dem Drummer von Depeche Mode – da fehlt aber momentan noch der Bassist. Das Nix-Tun ist halt einfach nichts für mich.“
Getan hat sich auch einiges in Graz, seitdem er weggezogen ist. „Als ich noch hier gelebt habe, war alles ein bissl verschnarcht – die Stadt hat sich aber unglaublich gewandelt, ist richtig schön geworden. Wobei es natürlich schon schade ist, dass es einige Institutionen von früher, wie etwas das Schloßberg Café in der Sporgasse, wo wir eigentlich gewohnt haben, heute nicht mehr gibt“, witzelt Bukowski.

"Bereue nichts"

Im Gespräch drängt sich der Eindruck auf, dass aus dem Rocker von einst ein zufriedener, mit sich im Reinen lebender Mensch und mittlerweile auch stolzer Großvater geworden ist. „Ich bereue eigentlich nur die Dinge, die ich nicht getan habe.“ Auch aus seinen Drogen-Experimenten machte Bukowski nie ein Geheimnis. „Ich hab mir Kokain ja immer als geilste Droge überhaupt vorgestellt – das Lied hab ich damals auch geschrieben, als ich es noch nicht probiert hatte. Hin und wieder hab ich es dann versucht – aber nie mehr als zwei Lines in der Woche.“
Längst hat er sich aber auf eine einzige „Droge“ beschränkt: „Es gibt einfach nichts Besseres als auf der Bühne zu stehen – da sind bei mir auf einen Schlag sämtliche Sorgen und Schmerzen wie weggeblasen. Und dafür bin ich sehr dankbar.“

Steckbrief:

Name: Boris Bukowski
Geboren: 5. Februar 1946 in Fürstenfeld
Wohnt in Wien.
War im BRG Fürstenfeld acht Jahre in einer Klasse mit STS-Drittel Schiffkowitz.
Hat an der KF-Uni Graz Jus studiert und darf sich daher seit 1974 Dr. iur. nennen.
Seine größten Hits: „Trag meine Liebe wie einen Mantel“, „Kokain“, „Fritze mit der Spritze“, „Fandango“ …
Produzierte im Magic-Sound-Studio in Graz mit Andi Beit auch die ersten Alben von STS, der EAV oder Peter Weibel.
Sein autobiografisches Buch „Unter bunten Hunden“ erschien 2013.

WOCHE-Wordrap

Wenn ich 85 Jahre alt bin …
… werde ich wahrscheinlich gleich veränderlich sein, wie heute, werde mich hoffentlich gleich fühlen wie heute und mich wundern, wenn ich mich im Spiegel sehe.
Als Kind wollte ich …
... immer Linksanwalt werden – weil mein Vater Rechtsanwalt war.
Grantig werde ich …
… wenn ich unausgeschlafen bin.
Wenn ich eine Zeichentrickfigur wäre …
… dann Roger Rabbit.
Darüber lache ich eigentlich am liebsten …
… über mich selbst.

Foto: Oliver Wolf
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