Der schönste Arbeitsplatz der Stadt

"Schauen Sie sich um, dass ist doch sicher der schönste Arbeitsplatz der Stadt, oder?" Beim Blick durch den opulenten Zuschauerraum der Grazer Oper kann man Nora Schmid auch nur schwer widersprechen. Wie die Schweizerin überhaupt mit ihrer natürlichen und sympathischen Ausstrahlung nicht nur Opern-Freunde sofort in ihren Bann zieht.
Mit September übernimmt sie offiziell die Intendanz von "Österreichs schönstem Opernhaus". Doch das "Abenteuer Graz" hat längst begonnen. "Wir arbeiten mit einer langen Vorlaufzeit, zwei Jahre sind da oft noch wenig." Ende letzten Jahres ist sie deshalb bereits von Dresden, wo sie für die Geschicke der Semperoper verantwortlich zeichnete, in die Murmetropole gezogen. Rund um den Kulturtempel spielt sich auch Schmids perfekter Tag ab.

Früher Klassiker

Und der beginnt relativ früh. "Weil es mir wichtig ist, mir in der Früh Zeit für meinen 17 Monate alten Sohn zu nehmen. Da wird einmal ausgiebig gefrühstückt – meist klassisch, Kaffee oder Tee, Joghurt, Müsli oder eine Semmel." Anschließend geht’s ins Büro.

Vitaminschub

Der Weg in die Arbeit führt die 36-Jährige über den Kaiser-Josef-Platz. "Mir war es wichtig, eine Wohnung in Fußnähe zur Oper zu haben. Die Arbeitstage sind oft lang und da brauche ich keine zusätzlichen Minuten im Auto." Am größten Bauernmarkt der Stadt stärkt sich Schmid also mit einem Vitaminschub in Form eines Fruchtsaftes beim Stand von Peter Fluch für den Arbeitstag. "Roter Rüben-Saft mit Karotten ist mein Favorit."

Entspannter Mittag

Arbeitstechnisch pendelt sie noch zwischen Brandhof und Oper – oberhalb des Traditionsgasthauses befindet sich aktuell nämlich noch ihr Büro, erst mit ihrem offiziellen Dienstantritt wird sie auch die Intendanzräumlichkeiten neben der Oper übernehmen. "Das Mittagessen nutze ich deshalb meist für Besprechungen – für mich ist da der Rahmen einfach entspannter." Ihre bevorzugten Lokale dafür sind die Eschenlaube, das Carl oder die Gerüchteküche.

Überblick am Schloßberg

Und wenn dann die Arbeit einmal abgeackert ist, gehört die Freizeit natürlich wieder der Familie. "Meistens zieht’s uns dann in den Stadtpark. Ich liebe es einfach dazusitzen und das Treiben zu beobachten. Hin und wieder bin ich natürlich auch am Schloßberg – ich liebe es, da oben in die Ferne zu schauen." Und als passionierte Bergsteigerin sollte es in der Steiermark ja auch einige attraktive Routen für sie geben. "Diese zu entdecken, darauf freue ich mich schon."

Graz zieht sie an

Wenn sie dann am Abend einmal Zeit hat und nicht in der Oper ist, verbringt sie den am liebsten mit ihrem Mann und Freunden im Kino, im Schauspielhaus oder in einem der Grazer Gastgärten. "Die Stadt hat einfach Flair. Mich erinnert Graz überhaupt an meine Heimatstadt Bern, nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Schon in meiner Zeit in Wien hat’s mich immer wieder hier hergezogen."

Zur Person

Geboren am 8. 10. 1978 in Bern.
Hat Musik- und Betriebswissenschaften studiert. Begann mit vier Jahren mit dem Geigenspiel und ist auch im klassischem Gesang ausgebildet.
Stationen: 2005 bis 2007 Theater Biel-Solothurn, 2007 bis 2010 Theater an der Wien, 2010 bis 2014 Semperoper Dresden