Ein Abschied ohne U-Bahn – Helmut Strobl persönlich
Der ehemalige Grazer Stadtrat Helmut Strobl über Niederlagen, Erfolge und den Einsatz gegen neue Grenzen.
Helmut Strobl hat Architektur studiert, und obwohl er danach sein ganzes Berufsleben lang als Politiker tätig war, sieht er immer noch so aus, wie man sich einen Architekten vorstellt: dunkler Anzug, dunkelgraues Hemd und schlohweiße Haare, die wohl eher zufällig von seinem Kopf abstehen. Vielleicht, weil er auch in seiner Zeit als Grazer Stadtrat immer als eine Art Architekt agieren wollte, der gestaltet. In seinem Fall eben nicht nur irgendwelche Gebäude, sondern am besten gleich die ganze Stadt.
Prägende Bauten
Als größte Erfolge seiner zwei Jahrzehnte andauernden Politikerlaufbahn nennt Strobl deshalb das Kulturhauptstadtjahr 2003 und einige damit einhergehende Bauten, die das Stadtbild verändert haben und es bis heute prägen. Dazu gehören etwa das Kunsthaus (finalisiert durch seinen Nachfolger Gerhard Rüsch), die Stadthalle, das Literaturhaus oder das Kindermuseum „Frida & Fred“. Aber auch der Wiederaufbau der Synagoge, die 1938 zerstört worden war und erst 2000 wiedereröffnet wurde, zählt für den 72-Jährigen zu den Dingen, auf die er stolz ist. „Ich war immer der Überzeugung, dass wir unter dem Titel ‚nie wieder‘ einiges nachzuholen haben in Graz.“ Vor allem bei der nächsten Generation glaubt Strobl, durch die Synagoge und die mit ihr verbundene Geschichte dabei mitgeholfen zu haben.
Ein bunter Hund
Er bezeichnet sich selbst als bunten Hund und – ganz im Gegenteil zu vielen anderen in seiner politischen Heimat ÖVP – als nicht konservativ. Wie als Beweis trinkt Strobl auch ein „Makava“ und nicht etwa eine Melange, während er im Café Kaiserfeld davon erzählt, dass ihn genau deshalb einige in der damaligen Par-teispitze mit an Bord haben wollten. Aufgefallen scheint er jedenfalls zu sein, immer wieder wird er von anderen Gästen begrüßt. Ein kurzes Nicken und das freundliche Lächeln beherrscht er als Reaktion darauf ohne Probleme. Die Übung macht hier wohl den Meister.
Ein schwerer Abschied
In Erinnerung geblieben ist der einstige Stadtrat aber wahrscheinlich nicht nur wegen seiner Erfolge, auch die Niederlagen haben für Aufsehen gesorgt: Die Idee, eine U-Bahn nach Graz zu bringen, hält Strobl aber trotz ihres Scheiterns nach wie vor für gut. „Ich hänge dem immer noch nach“, gibt er zu, Stadt, Verkehr und Umwelt würden profitieren, ist er nach wie vor überzeugt. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum ihm sein – krankheitsbedingter – Abschied aus der Politik im Jahr 2001 so schwer gefallen ist. „Ich habe zehn Jahre gebraucht, bis ich mich damit abgefunden habe.“ Dass er aber trotzdem noch immer für etwas steht, konnte Strobl dank eines Zufalls vor ein paar Monaten dem ganzen Land beweisen: Durch sein Grundstück in der Südsteiermark sollte der neue Grenzzaun verlaufen, stattdessen klafft dort immer noch ein acht Meter breites Loch. „Die offenen Grenzen waren für mich ein Zeichen des Fortschritts. Es war klar, dass ich bei dem Zaun nicht mitmache.“
Steckbrief
Name: Helmut Strobl
Geboren am 15. November 1943 in Mecklenburg, wo sein Vater Testpilot der Luftwaffe war.
Ist 1945 gemeinsam mit seiner Mutter und Schwester nach Graz geflüchtet.
In zweiter Ehe mit der Psychologin Karin Strobl-Zöchbauer verheiratet, gemeinsam haben die beiden vier Söhne.
Schon während seines Architekturstudiums in der Studentenpolitik aktiv.
Gemeinderat ab 1980.
Stadtrat von 1985 bis 2001, dabei durchgehend für das Kulturressort zuständig.
Eine Periode lang außerdem Wohnungsstadtrat.
Lebt heute in Graz und in der Südsteiermark.
WOCHE Wordrap
Wenn ich noch einmal 20 wäre, dann ...
... würde ich Rechtsanwalt oder Richter werden.
Ich schlafe zufrieden ein, ...
... wenn ich alles, was ich vorhatte, erledigt habe.
Ein guter Tag beginnt für mich ...
... ausgeschlafen und bei einem Frühstück mit meiner lieben Frau.
Ich werde laut, wenn ...
... ich glaube, eingreifen zu müssen – wenn zum Beispiel jemand in der Straßenbahn ungut wird.
Ich fange an zu tanzen ...
... bei den Stones und den Beatles, aber auch beim Volkstanz.
Pension bedeutet für mich, ...
... mich langsam vom Unruhestand in den Ruhestand zu bewegen.
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