Neue Kunsthausleiterin: "Wie das erste Verliebtsein"
Barbara Steiner über ihre Erwartungen an ihren neuen Job und über das Potenzial in Graz.
Wie eine „First Love“ oder „erste Liebe“ beschreibt Barbara Steiner ihr Gefühl, als sie vor einigen Monaten erfahren hat, dass sie sich mit ihrer Bewerbung um die Leitung des Grazer Kunsthauses gegen 31 Mitstreiter aus dem In- und Ausland durchsetzen konnte: „Es war toll! Man hat einen Endorphinschub und kann die ersten Nächte nicht schlafen, weil man so viel darüber nachdenkt, was man in dem neuen Job alles machen könnte und möchte. Es ist wirklich vergleichbar mit einer ersten Verliebtheit: Da braucht man nicht zu schlafen und da muss man auch nichts essen.“
Mehr Besucher
Anfang Juli ist die Kunsthistorikerin – große, schwarze Brille, kurze, graue Haare, ein schlichtes, aber modisches Sommerkleid – schließlich in ihr neues Büro gleich unter der blauen „Bubble“ des Kunsthauses eingezogen und hat nun fünf Jahre Zeit, die erste Verliebtheit zu einer innigen Liebesbeziehung weiterzuentwickeln. Fünf Jahre, in denen Steiner umsetzen kann, was sie sich in den ersten Nächten nach der Zusage zu ihrem neuen Job ausgemalt hat. „Es ist definitiv so, dass ich mir wünsche, dass Menschen gerne hierher kommen, sich gerne hier aufhalten und auch gerne wiederholt hierher kommen“, erzählt die 51-Jährige.
Identifikation mit Bruchlinie
„Ich möchte auch, dass das Haus weiterhin eine Rolle spielt in der Stadt und hier als wichtig und unentbehrlich empfunden wird. Es soll ein Ort sein, der herausfordert und den Status quo in Frage stellt. Gleichzeitig sollen die Menschen sich aber auch mit dem Kunsthaus identifizieren können.“ Ob das gelingt, lasse sich durchaus auch in Besucherzahlen messen – aber nicht von heute auf morgen, wie die Niederösterreicherin betont.
Nachhaltigkeit wichtiger als schneller Erfolg
Wichtiger als schneller Erfolg sei deshalb die Nachhaltigkeit. „Ausstellungen alleine reichen dafür aber nicht aus“, erklärt sie. „Für mich ist das Programm mehr: Dazu gehört genauso, was vor dem Haus ist, wie das, was darin ist. Und auch jedes Gespräch, das ich führe, stellt eine Verbindung zur Stadt, zu den Menschen her.“
So könnte sich die neue Kunsthaus-Leiterin etwa vorstellen, verstärkt Kooperation mit anderen Institutionen der Stadt einzugehen. Außerdem soll das Foyer in Zukunft zu einem Ort werden, an dem sich Besucher gerne aufhalten.
Freude an Kunst- und Lokalszene
Jedenfalls sei es wichtig, das Museum immer auch im Kontext der Stadt und ihrer Bewohner zu sehen. Und die hat Barbara Steiner nicht erst durch ihre Arbeit im Kunsthaus kennengelernt: Bereits von 1979 bis 1984 hat sie die Ortweinschule besucht und schon damals war die Museumsmanagerin von der Kunstszene und dem kreativen Potenzial in Graz beeindruckt – ein Gefühl, das angehalten hat. Neu ist dafür Steiners Begeisterung für die Lokalszene in der Stadt: „Es ist toll, hier gut essen gehen zu können. Zum Beispiel in ‚Die Herzl‘, in ‚Ferl’s Weinstube‘, ins ‚Bakaliko‘ am Lendplatz ...“
Steckbrief
Name: Barbara Steiner
Geboren am 22. Oktober 1964 in Dörfles in Niederösterreich.
Besuchte von 1979 bis 1984 die Ortweinschule für dekorative Gestaltung in Graz.
Studium der Kunstgeschichte in Wien, Post-Graduate-Studium für Museums- und Ausstellungskuratoren in Krems.
U. a. Leitung der Kunstvereine in Ludwigsburg und Wolfsburg in den 1990er-Jahren, von 2001 bis 2011 Direktorin der Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig ...
Seit 2015
Vertretungsprofessorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Betreibt in ihrer Freizeit
gerne Sport wie Laufen, Yoga oder Pilates, liebt das Kochen u.v.m.
WOCHE Wordrap
Ein Leben ohne Kunst ...
... wäre für mich unvorstellbar.
Ein Museum muss für mich ...
... attraktiv sein.
Ich gehe zufrieden ins Bett, wenn ...
... ich mit meinen Anliegen weitergekommen bin.
Wäre ich noch einmal 18, ...
... würde ich noch einmal in die Ortweinschule gehen.
Das Verückteste, das ich jemals getan habe ...
... ich ziehe die langweiligen Dinge vor.
Ich werde laut, wenn ...
... ich werde niemals laut.
Als Kind wollte ich ...
... Tischlerin werden – wie mein Vater.
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