300.000 Bücher gehen auf Reise
Ab Herbst bleibt in der Uni-Bibliothek nichts, wie es war. Ein erster Blick hinter die Kulissen vor dem Umbau.
Einmal die Autobahnstrecke von Graz nach Grado und zurück: Diese Distanz würden alle 3,2 Millionen gedruckten Bücher der Universitätsbibliothek Graz nebeneinander gereiht ergeben. Vier Millionen Medien umfasst der Komplex insgesamt. Alle diese Werke sollen ein neues Zuhause bekommen, wenn ab Sommer der Umbau an der derzeit viertgrößten Bibliothek Österreichs beginnt. Die Räumungsarbeiten dafür sind in vollem Gange. "300.000 Bücher, das entspricht circa einer Länge von 15 Kilometern, müssen jetzt einmal verpackt und ausgesiedelt werden“, meint Bibliotheksdirektor Werner Schlacher. Ein logistischer Aufwand, dessen Planung bereits begonnen hat. So werden etwa 14,5 Kilometer der Bücher ihr Zuhause während der dreijährigen Umbauphase in einem Ausweichquartier in der Weinzöttlstraße finden, der restliche Teil findet Unterschlupf in der Beethovenstraße.
Magazine, Dächer und Säle
In der Zwischenzeit wird am Universitätsplatz 3 eifrig gebaut. Hinter dem denkmalgeschützten Hauptlesesaal wird das "alte Magazin" einem Hörsaal mit 430 Sitzplätzen weichen. Derzeit steht dort alles leer. "Hier ist bereits alles verpackt", so Schlacher. Auch in den unzähligen verschachtelten Zwischengängen hinter dem Lesesaal stehen Kartons herum und Bücher werden sorgfältig verstaut.
Der nächste Halt führt auf das Dach des Hauptlesesaals. Wo jetzt graue Eisenstangen hängen, soll mit Wiederbetrieb 2019 eine offengelegte Glasfassade glänzen und Lernplätze für Studierende entstehen. "Aber das Dach, auf dem wir hier stehen, bleibt gleich. Das gibt es, genau wie den Saal, schon seit 1899", meint der Bibliotheksdirektor stolz. Der Weg führt weiter in die Restaurier-Werkstätte, wo Bildbände aus vergangenen Jahrhunderten auf Vordermann gebracht werden, vorbei an Kartons gefüllt mit Büchern und zurück in den Lesesaal, der die nächsten drei Jahre verschlossen bleibt. "Allerdings ist für nachher ein 24/7-Service geplant. Außerdem wissen die wenigsten, dass die Bibliothek allen öffentlich zugänglich ist", so Schlacher. Müssen also nur erst 300.000 Bücher ihren Weg wieder zurückfinden.
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