Arbeit muss endlich wieder mehr wert sein! – Leserreaktionen zum Thema

Ähnliche Schicksale: Verena Kumpitsch wurde von vielen kontaktiert, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie selbst. | Foto: geopho.com
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„Arbeit muss endlich wieder mehr wert sein!“, forderte Verena Kumpitsch in unserer letzten Ausgabe, nachdem Sie mit einem Job plötzlich weniger Geld zur Verfügung hatte, als davor ohne Beschäftigung. Ein Thema das aufregt und polarisiert, wie die vielen Reaktionen, die uns seitdem erreicht haben, zeigen: Von vielen, die schon Ähnliches erlebt haben, bis hin zu jenen, die befürchten, dass Empfänger von Sozialleistungen gegen jene ausgespielt werden, die wenig verdienen (eine kleine Auswahl finden Sie weiter unten).

Positive Reaktionen

Verena Kumpitsch selbst konnte hingegen von etlichen positiven Rückmeldungen berichten, die sie als Reaktion auf den Artikel in der WOCHE erhalten hat. „Ich habe in den letzten Tagen fast eine Sekretärin gebraucht und 100 neue Facebook-Freunde“, so die 33-Jährige, die außerdem bereits von drei Job-Angeboten berichten kann, zu denen sie zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nichts Konkretes sagen kann.

Arbeit schaffen

Und auch die scheidende Bürgermeisterstellvertreterin Martina Schröck meldete sich zu Wort: „Nicht die Höhe der Mindestsicherung ist das Problem, sondern, dass viele Menschen zu wenig verdienen für ihre Arbeit. Arbeit muss sich endlich wieder lohnen. Wir müssen alles daran setzen, Arbeitsplätze zu schaffen. Von einer Kürzung der Mindestsicherung halte ich nichts. Besser ist es, unsere Energie in der Frage zu bündeln: Wie schaffen wir Arbeit, von der man auch gut leben kann?“

Lesermeinungen

Abgabenbelastung
Ich habe heute Ihren Artikel aus zweierlei Gründen gelesen. Einerseits freute es mich, dass es dieses Thema endlich einmal in einem Medium auf die Titelseite geschafft hat, andererseits ist mir Verena Kumpitsch bekannt.
Zum Eigentlichen: Als Arbeitgeber liest man so etwas mit anderen Augen. Die Arbeit wird nicht schlecht entlohnt, nur fällt ein Großteil davon nicht ins Geldtascherl der Arbeitnehmer, sondern ins Staatssäckl!
Als Arbeitgeber möchte ich auf diese Unverhältnismäßigkeit der Abgabenbelastung durch Dienstgeber-Abgaben hinweisen. Arbeitnehmer (AN) sehen am Lohn-/Gehaltszettel das Netto. Der Arbeitgeber (AG) sieht auf diesem Lohn-/Gehaltszettel das Brutto – 14 mal im Jahr plus Dienstgeber-Abgaben! Ein Unternehmen muss sich den Mitarbeiter leisten können, das heißt, die Aufträge im Unternehmen zu haben, sich diesen Mitarbeiter auch leisten zu können, die Alternative ist wohl die baldige Insolvenz.
Der AG stöhnt unter dem Druck und der Belastung, der AN hat wenig davon. Es wird höchste Zeit, diese Belastungen endlich vonseiten der Steuerbelastung zu hinterfragen. Hier ist der Staat gefragt!
Das nette Steuerreförmchen (das nebenbei erwähnt über Umwegrentabilität wieder über-aufgebraucht wurde), war reine Kosmetik. Mehr als gerne würde ich in meinem Unternehmen eine/n VollzeitmitarbeiterIn anstellen – geht aber nicht, weil nicht leistbar!
Gernot Fischbach

Löhne zum Leben
Wie es Frau Kumpitsch geht, weiß ich sehr gut. Mehr als zweieinhalb Jahre ist es mir ähnlich ergangen. Zum Glück habe ich jetzt wieder eine Arbeit, von der ich Leben kann. Gemein sind die Diskussionen, die zurzeit rund um die Mindestsicherung laufen. ÖVP und FPÖ wollen sie kürzen. Anstatt die Menschen zu schikanieren, die es schwer haben, sollten sie sich besser darum kümmern, dass es wieder Löhne gibt, von denen man leben kann.
Annika Pagl

Es geht noch schlimmer
Als Ombudsstelle für Grazer Mädchen und Frauen kann ich Frau Kumpitschs Äußerungen zu ihrer Situation, als Berufstätige (zu) wenig zu verdienen, nicht nur nachvollziehen sondern durchaus bestätigen. Und es geht noch schlimmer: Wenn Alleinerziehende beispielsweise zusätzlich auch noch ohne Alimente des Vaters auskommen müssen weil diese uneinbringbar sind. Mit (sehr) knapp über 1000 Euro zwei (oder mehr) Menschenleben zu finanzieren ist ein unbarmherziger Drahtseilakt, mit dem sich Mütter konfrontiert sehen. Und dennoch ist es zu viel (!), um soziale Vergünstigungen in Anspruch nehmen zu können!
Ich erlebe das es in meiner täglichen Arbeit und ein aktuell im Europäischen Parlament eingebrachter Bericht bestätigt: Frauen sind häufig von Armut und Armutsgefährdung betroffen. Prekäre Arbeitsverhältnisse, auf die frau wegen Kinderbetreuungspflichten eingehen muss, sind ein Grund dafür, traditionelle Rollenbilder, die Müttern praktisch die alleinige Verantwortung für Kinderbetreuung zuschreiben, ein weiterer. So lange Betreuungsarbeit nicht fair aufgeteilt wird und typische Frauenberufe schlechter bezahlt sind als typische Männerberufe, sind wir nicht nur von der Beseitigung von Frauenarmut Lichtjahre entfernt, sondern auch von einer Gesellschaft, in der die Allgemeinen Menschenrechte Gültigkeit haben und Frauen und Männer gleichgestellt ein gleichberechtigtes, selbstbestimmtes Leben führen und sich mit dem gebührenden gegenseitigen Respekt auf Augenhöhe begegnen können.
Gabriele Metz

Einkommensfrage
Dieser Artikel erweckt wieder einen vollkommen falschen Eindruck. Es ist schlimm genug, wenn du fürs Arbeiten nicht mehr bekommst als ohne! Aber weniger? Der Anspruch auf sämtliche uns bekannten Leistungen ergibt sich grundsätzlich aus Einkommen und nicht, ob jemand „arbeitet“ oder nicht.
Arbeitslosigkeit ist keine Frage von Fleiß oder Faulheit, sondern vielmehr von fehlenden Arbeitsplätzen: rund 500.000 Arbeitslose raufen sich um rund 40.000 offene Stellen – und (bezahlte) Arbeit schützt eben nicht einmal vor Armut! Dass viele von uns materiell Schwachen nicht wissen, was ihnen rechtlich überhaupt zusteht, liegt an schlechter Information, fehlender vertraulicher Beratung und komplizierter Bürokratie; außerdem daran, uns ständig schlecht zu machen (faul, unfair, schmarotzend ...) und uns gegeneinander auszuspielen. Leider richtig, was Verena Kumpitsch abschließend sagte: „Es soll aber heißen, dass Arbeit dringend wieder mehr wert sein sollte, als es im Moment bei vielen der Fall ist ... !“ Zumal wir ja vom Gesetz her arbeiten gehen müssen! Viele der „faulen“ BMS-Bezieher haben übrigens eine (wenig) bezahlte Arbeit – und wenige bekommen die volle BMS-Höhe ausbezahlt: im Schnitt sind es ja pro Person nur rund 90 Euro pro Monat (Beispiel Graz).
Wolfgang Schmidt, Verein Amsel

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