Viel mehr als "nur" Deutschkurse
Das Projekt "Weichenstellwerk" zeigt, was mit vereinten Kräften möglich ist.
"Die meisten Missverständnisse entstehen durch mangelnde Information und nicht vorhandene Sprachkenntnisse", meinen die Polizisten Werner Miedl und Michael Kosmus unisono. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Manuel Leitner erklären sie, was rund 50 Ehrenamtliche in der Sprach- und Lebensschule "Weichenstellwerk" leisten.
Von Anfang an
Seit 2014 veranstaltet der gemeinnützige Verein "Sicher Leben" im Auftrag der Stadt Graz Deutschkurse für Asylwerber. Gestartet wurde unter dem Namen "Volksgartendrehscheibe" aufgrund der Sicherheitsproblematik im Volksgarten. Nach zwei Jahren wurden die Kapazitäten der Kreuzkirche, wo die Kurse bisher stattfanden, zu klein und das Projekt zog unter dem Namen "Weichenstellwerk" in das Gebäude der Holding Graz in die Steyrergasse 114. Dort nehmen etwa 450 Asylwerber an Deutschkursen teil. Teresa Mittermayr ist eine der ehrenamtlich tätigen Lehrerinnen und erzählt begeistert: "Wenn die Schüler zu uns kommen, bleiben sie auch während der gesamten Kursdauer. Sie lernen schnell und freuen sich sehr über ihren Fortschritt."
Sprache und mehr
Die Sprachkurse stellen aber nur einen Aspekt von "Weichenstellwerk" dar. Denn durch die Initiative "Gemeinsam Sicher" des Innenministeriums wird auch Community Policing gelebt: Polizisten informieren in Kursen Asylwerber über österreichische Behörden und Ämter sowie über ihre Rechte und Pflichten. "Durchs Reden kommen die Leut’ zam" – dieser Leitspruch gilt laut Werner Miedl, Geschäftsführer des Vereins "Sicher Leben" und Community Policing Referent, in diesem Bereich mehr denn je. Michael Kosmus ergänzt: "Auch die Scheu vor der Exekutive soll genommen werden."
Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Graz und dem Land Steiermark. Darüber hinaus wird es vom Psychologen Jürgen Pretsch vom Institut für urbane Sicherheitsforschung (IFUS) wissenschaftlich begleitet, evaluiert und weiterentwickelt.
Bestens vernetzt
Einer der Hauptgründe, wieso die Kurse so beliebt sind, sind Positivbeispiele. Der Afghane Fereydun Zahedi und der Syrer Tammam Al Barazi sind Schlüsselfiguren und Vorbilder, da sie selbst in kürzester Zeit Deutsch gelernt und sich integriert haben. Sie stehen in Kontakt zu den Asylwerbern, motivieren sie zur Teilnahme an den Kursen und stellen mit ihren Kollegen so die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft in Österreich.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.