Der Jakominiplatz braucht eine Auffrischung!
Die wichtigste Grazer Öffi-Drehscheibe zwischen Funktionalität und Modernisierung.
Eine Gruppe Jugendlicher, steht vor dem „McDonald’s“, in den Händen Cola-Becher und Zigaretten, auf den Köpfen Baseballkappen und Wollhauben. Gleichzeitig wartet eine Dame im Pelzmantel neben einem Volksschulkind mit bunter Schultasche auf ihre Straßenbahn, während sich ein Geschäftsmann an der Bus-haltestelle mit seinem Smartphone beschäftigt. Gleich gegenüber zwei junge Mütter, die sich über ihre Kinderwägen hinweg angeregt miteinander unterhalten und immer wieder Mitarbeiter der „Holding Graz Linien“, die mit ihren schwarz-grünen, meist zu groß wirkenden Jacken genauso zum Platz gehören, wie die markanten gelben Laternenmasten. Irgendwo dazwischen Dutzende Radfahrer, die versuchen, trotz des über den gesamten Platz gespannten Schienen-Netzes nicht zu Sturz zu kommen.
20 Jahre Neugestaltung
Der Jakominiplatz lebt, er wird intensiv genutzt – und er wird auch immer wieder kritisch hinterfragt, seitdem er vor fast 20 Jahren u. a. nach Plänen von Johannes Fiedler um 15 Millionen Euro neu gestaltet wurde.
Qualität erhalten
Doch wie steht der Architekt heute eigentlich selbst zu seinem Werk von damals? „Der Jakominiplatz braucht eine Auffrischung. Er muss besser gepflegt werden, damit er seine Qualität behält und von den Menschen akzeptiert wird“, fordert Fiedler, laut dem man zum Beispiel neue Sitzgelegenheiten schaffen, die Telefonzellen entfernen und die vorhandene Bepflanzung besser instandhalten könnte, um die Aufenthaltsqualität am Verkehrsknotenpunkt zu steigern. So seien etwa die Bäume im Bereich der Bäckerei „Sorger“ nie so angewachsen wie ursprünglich geplant. „Ein grüner Platz, der im Sommer Schatten bietet, wird viel besser angenommen als eine heiße Betonwüste.“
„Verkehrswunder“
Trotzdem wird der Platz laut Fiedler auch heute noch seiner Funktion als wichtigster Knotenpunkt für den Öffentlichen Verkehr (ÖV) in der Stadt gerecht: „Der Jakominiplatz ist ein Wunderwerk der Verkehrsorganisation. Busse, Straßenbahn und der Fußgängerverkehr sind in einem überschaubaren Raum bestens miteinander verknüpft“, so Fiedler, laut dem so schon vor 20 Jahren eine Art erster Shared Space für Graz entstanden ist. „Wollte man einen solchen Verkehrsknoten heute neu bauen, würde man dafür ein Vielfaches an Platz beanspruchen, ohne dass diese soziale Qualität entstünde.“
Der Platz als Querschnitt der Grazer Gesellschaft
Aber wie beurteilen direkt Betroffene den Jakominiplatz? Maria Nocker vom Wild- und Geflügelhändler "Draxler" neben dem Steirerhof arbeitet seit 1968 am Jakominiplatz. "Das Flair, das das damalige 'Hotel Steierhof' versprüht hat, ist leider verloren gegangen", beklagt die Unternehmerin, laut der Obdachlose und fehlende Parkplätze heute ihr Geschäft schädigen würden.
Frequenz statt Attraktivität
Etwas pragmatischer sieht es Norbert Spitzer vom "Lotto Toto Jakomini" an der Ecke zur Jakoministraße. "Der Platz wird immer eine Verkehrsdrehscheibe sein. Die Attraktivität muss der Frequenz Rechnung tragen." Von einem schlechten Publikum am Platz will Spitzer aber nichts wissen. "Man sieht hier einen Querschnitt der Gesellschaft." Nicht zuletzt sei es auch die hohe Frequenz, von der viele Geschäfte am Platz profitieren.
WOCHE Wissen
Der Jakominiplatz liegt im 1. Grazer Stadtbezirk Innere Stadt.
Von 1995 bis 1996 wurde der Platz um 210 Millionen Schilling (rund 15 Millionen Euro) umgebaut.
1.400 Querungen gibt es hier laut Holding Graz Linien täglich.
Mit dem Europaplatz beim Hauptbahnhof ist der Jakominiplatz damit zentraler Verkehrsknotenpunkt für den Öffentlichen Verkehr in Graz.
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