Ursula Thier, die erste Notarin in Graz: Eine Pionierin am Ziel

Vorreiterin in einer Männerdomäne: Ursula Thier freut sich über das positive Feedback und sagt: "Schwierigkeiten haben mich erst recht gereizt." Bei ihrer Tätigkeit sind ihr Offenheit, Zeit und Kompetenz wichtig. | Foto: Prontolux
  • Vorreiterin in einer Männerdomäne: Ursula Thier freut sich über das positive Feedback und sagt: "Schwierigkeiten haben mich erst recht gereizt." Bei ihrer Tätigkeit sind ihr Offenheit, Zeit und Kompetenz wichtig.
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WOCHE: Sie arbeiten bereits 24 Jahre als Notarin beziehungsweise Notarsubstitutin. Wieso bekommt Graz erst im Jahr 2017 ein Notariat, das von einer Frau geleitet wird?
Ursula Thier: In Graz gibt es 15 Notarstellen und diese werden erst nachbesetzt, wenn ein Notar in Pension geht oder verstirbt. Die Notariatskammer schlägt potenzielle Kandidaten für die Nachbesetzung vor und übermittelt die Liste an das Landesgericht. Von dort geht die Kandidatenliste weiter an das Oberlandesgericht, ehe vom Justizminister die endgültige Entscheidung über die Ernennung erfolgt. Dabei spielen Faktoren wie Qualifikationen, Praxiserfahrung oder Zusatzausbildungen eine Rolle.

Das Notariat ist ja nach wie vor eine Männerdomäne oder hat sich in dieser Hinsicht etwas geändert?
Mittlerweile sind bereits über 50 Prozent der Berufseinsteiger Frauen. Zu meiner Anfangszeit waren nur vereinzelt Frauen im Notariat tätig. Ich hatte keinen familiären Hintergrund in der Juristerei oder Selbstständigkeit und es war sehr schwer, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Zunächst bekam ich steiermarkweit keine Stelle und begann meine Tätigkeit in Kärnten. Auch von männlichen Notaren musste ich mir öfter sagen lassen, dass das Notariat nichts für eine Frau ist. Ich habe mich aber nie von meinem Weg abbringen lassen und immer mein Ziel verfolgt. Auch im Nachhinein gesehen würde ich diesen erfüllenden Beruf immer wieder ergreifen.

Warum? Was ist das Schöne an Ihrer Arbeit?
Bereits in der Schule hatte ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und den kann ich in meinem Beruf ausüben. Als Notarin bin ich unparteiisch, objektiv und immer darum bemüht, ein für alle Beteiligten zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Ich freue mich, wenn ich Menschen helfen kann und ihre Anliegen bestmöglich und im Konsens zu einem Ende bringen kann.

Worauf legen Sie bei Ihrer Tätigkeit Wert?
Ich liebe den Kontakt zu Menschen und gehe auf die Leute zu. Mir ist wichtig, die Probleme meiner Klienten zu verstehen und ihnen bei Lösungen behilflich zu sein und jeden Menschen gleich zu behandeln. Ich nehme mir für alle Klienten Zeit und biete eine erste kostenlose Rechtsauskunft an. Meine Kanzlei soll für alle offen sein, bei mir zählt der Mensch und nicht die Funktion oder der Beruf dieser Person.

Sie sind Mutter zweier Kinder und die letzten elf Jahre von Graz nach Friedberg gependelt. Wie konnten Sie Ihr Familien- und Berufsleben miteinander vereinbaren?
Ohne den familiären Rückhalt der Großeltern wäre es nicht gegangen, dafür bin ich sehr dankbar. Die Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe, widme ich wirklich nur meinen Kindern und bin nebenher nicht noch mit anderen Sachen beschäftigt. Ich denke, dass das wertvoller ist, als viel Zeit für die Kinder zu haben, aber diese nicht mit vollem Einsatz für die Kinder zu investieren.

Welchen Rat geben Sie den Menschen als Notarin?
Egal, was die Frage ist: beim Notar anrufen und fragen. Wenn jemand sein Vermögen geordnet weitergeben möchte, kann die Einholung einer notariellen Beratung nicht früh genug erfolgen. Das erspart oft viel Zeit und Mühe und vor allem im Ernstfall Missverständnisse und Probleme. Seit Jahresbeginn haben wir ein neues Erbrecht, wodurch unter anderem der Ehegatte bessergestellt ist, der Lebensgefährte – entgegen der Meinung vieler – alles andere als das. Beim Notar kann man kompetent und individuell Informationen einholen und danach handeln.

Neben Liegenschafts- und Gesellschaftsverträgen zählen Verlassenschaften zu den Hauptagenden der Notare.
Richtig. Ein vor dem Notar errichtetes Testament gewährleistet, dass nach dem Tod des Erblassers tatsächlich sein Wille eintritt. Ich kann jedem nur raten, sich nicht zu scheuen, einen Notar zu kontaktieren und eine Erstberatung einzuholen. Diese ist immer kostenlos, aber eigentlich nie umsonst (lacht).

WOCHE-WORDRAP
Ich kann nicht leben ohne ... meine Kinder.
Das letzte Buch, das ich gelesen habe ... die Notariatsordnung.
Zu dieser Frau schaue ich auf ... Mutter Teresa.

STECKBRIEF
Geboren 1964 in Graz
In festen Händen, zwei Kinder
Studium der Rechtswissenschaften in Graz
Seit 1992 im Notariat tätig
Seit 2006 selbstständige Notarin in Friedberg, seit 2017 in Graz
Gründung des karitativen Damenvereins "Lions Club Thermenland"

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