Auf den Spuren von Wilhelm Busch

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Als Dichter und Zeichner ist Wilhelm Busch nicht nur für seine Bildergeschichte Max und Moritz bekannt. Im Schaumburger Land in der Nähe von Hannover kann man zum Beispiel in den Ortschaften Wiedensahl und Stadthagen auf den Spuren des vielseitigen Literaten und Künstlers aus der Provinz wandeln. Dabei kann man auch die Natur- und Kulturlandschaft erleben, die Wilhelm Busch inspirierte und historische Gebäude und Museen in kleinen Städtchen besuchen. Auf den Spuren Buschs, der auch für seinen überzeichneten, manchmal makabren Humor bekannt ist, gibt es an vielen Stellen Interessantes zu entdecken.

Für viele Gäste beginnt die Reise auf den Spuren Wilhelm Buschs in seinem Geburtshaus. Das steht in der Ortschaft Wiedensahl direkt an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Heute leben in Wiedensahl tausend Einwohner. Auch wenn die Häuser längst modernisiert wurden, erinnert die Struktur des Ortes an das Hagenhufen-Dorf, das schon Wilhelm Busch an seinem Geburtsort vorfand. Damals hatten die Einwohner hinter dem Haus einen langen Streifen Land, der als Nutzgarten und Weide genutzt wurde und in der Ferne in den Wald überging. Während der Ortskern mit Kirche, von Weiden umrahmtem Teich und den Museen an beiden Straßenseiten schnell erlaufen ist, kann man mit dem Fahrrad die Orte rund um Wiedensahl besuchen, die Wilhelm Busch inspirierten. Entlang der 26,5 km langen Strecke, die überwiegend über Waldwege und Nebenstraßen führt, stehen bebilderte Infotafeln, die Buschs Darstellungen an den jeweiligen Orten zeigen. Der Routenverlauf ist in einem Flyer beschrieben und dezent am Wegesrand beschildert. Gleich am Wilhelm-Busch-Geburtshaus steht die erste Tafel. Sie zeigt ein Bild des längst nicht mehr stehenden Nachbarhauses, das Busch einst auf die Wand seines Zimmers malte. Besonders sehenswert ist zum Beispiel der Findlingswald Neuenknick. Dort hat der ehemalige Eigentümer des Waldstücks alle verfügbaren Findlinge aus der Umgebung zusammengetragen. Einige Kilometer weiter folgt das Schweinehirtenhaus. Wer sich den Sinnspruch über der Tür anschaut, hat etwas zum Schmunzeln.

Nach der Radtour kann man einen Blick ins Geburtshaus werfen. Aus alter Zeit erhalten geblieben ist unter anderem das Zimmer, in dem Wilhelm Busch als erstes von sieben Kindern im Jahre 1832 zur Welt kam. Monika Steinmeier aus dem Vorstand des Förderkreises kennt sich ganz genau aus. Sie weiß nicht nur, dass Busch seine Zeichnungen spiegelverkehrt aus Holzstöcken schnitzen musste, sondern auch, dass er aus Sparsamkeit seine Bleistifte so lange nutzte, bis er die Stümpfe mit einer Zigarettenspitze verlängern musste. Erst vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde ein verschütteter Vorratskeller im Haus des Bildergeschichtenerzählers. Durch eine Glasplatte kann man heute ins Untergeschoss schauen und sich vorstellen, wie Familie Busch damals lebte und arbeitete. Der Weg der Bildergeschichte „Max und Moritz“ wird als Sonderausstellung im Museum im Alten Pfarrhaus deutlich, in dem auch historische Möbel, Bilder, Alltagsgegenstände und Kleidungsstücke zu sehen sind. Bis zum 14. Mai 2017 wird im Geburtshaus eine Ausstellung von drei argentinischen Malern gezeigt, die Max und Moritz auf südamerikanische Weise interpretiert haben. Maximiliano Rodriguez, Danny Zelener und Max Pedreira zeigen Max und Moritz und andere Charaktere aus den Geschichten von Wilhelm Busch in leuchtenden Farben, aber oft in düsteren Posen. Wer sich durch Wiedensahl begleiten lassen möchte, kann einen Dorfspaziergang zum Beispiel mit Inge Frank buchen. Die engagierte Rentnerin sieht sich nach 14 Jahren in der Region immer noch als Neubürgerin. Sie zeigt nicht nur den heute von hunderten Goldfischen bevölkerten Teich und ein Denkmal, sondern weiß auch zu berichten, dass im jüngst geschlossenen Dorfladen auf private Initiative eine Comic-Ausstellung entsteht.

Auf Wilhelm Buschs Spuren kann man auch durch die nahegelegene Kleinstadt Stadthagen wandeln. Diese hat eine lebhafte Innenstadt und eine bezaubernde Architektur im Stadtkern, in dem es nicht zuletzt einige Fachwerkhäuser zu sehen gibt. Gästeführerin Gabriele Grohnert erwartet ihre Gäste am Marktplatz. Sie trägt ein historisches Kostüm und einen weißen Schirm, den sie als Sonnenschutz einsetzt. Mehrmals im Jahr ist Grohnert nicht alleine mit den Gästen unterwegs, sondern mit dem Ensemble der szenisch-historischen Stadtführung. Mit den anderen Darstellern bietet sie den Gästen beispielsweise am 4. und 25. September 2016 einen interessanten Einblick in die Geschichte der Stadt. Auf dem Weg durch die Straßen verweist die Stadtführerin nicht nur auf Parallelen zwischen den Streichen von Max und Moritz und denen des jungen Wilhelm Busch und seines Freundes Erich Bachmann. Auf der Führung durch die Stadt kommen die Gäste unter anderem in den Freihof von Oheim. Dort steht seit dreihundert Jahren eine geschlitzte Buche, die zwei Arten von Blättern trägt und einmal im Jahr unter ihren raschelnden Blättern das Fest der Sinne beherbergt. Gut versteckt in der Nähe des Baumes wird ein versteinerter Saurierabdruck aufbewahrt. Nicht weit entfernt steht ein rund um das Jahr 1500 als Franziskanerkloster gebautes Gebäude, das heute eine evangelische Gemeinde beherbergt.

Sehenswert sind auch der Landsberger Freihof und die St. Martini Kirche. Hinter dem Chor liegt eine siebeneckige Gruft, über der Anfang des 16. Jahrhunderts von Adriaen de Vries eine Auferstehungsgruppe aus Bronze geschaffen wurde. Warum dieser als bedeutendster Bronzeplastiker seiner Zeit gilt wird klar, wenn man sich die 19 zum Ensemble der Auferstehungsgruppe gehörenden Figuren anschaut. Dargestellt ist der auferstandene Christus, der sich über die schlafenden Wächter erhebt. Das Grabmal steht in einer 24 Meter hohen Grabkapelle, die auch von wertvollen Marmorsäulen geziert wird. Das Mausoleum ist ein Gesamtkunstwerk aus Architektur und Malerei. Die sieben Segmente der Kuppel sind mit musizierenden Engeln bemalt. Gemeinsam sind diese ein komplettes Renaissanceorchester – inkl. des heute längst vergessenen Instruments Krummer Zink. Auch zurück in der Kirche lohnt sich der Blick nach oben. Dort sind nicht nur hölzerne Logen für Ehrengäste der Kirche zu sehen, sondern auch eine historische Predigtuhr. „Diese schlug einst nach 20 Minuten zur Hälfte der Predigtzeit und ein weiteres Mal zum Ende der Predigt nach 40 Minuten“, erklärt Gudrun Fahlbusch, Expertin für die Kirche und das lichtdurchflutete Mausoleum.

Kommt man nach Stadthagen darf man einen Besuch im Museum Amtspforte nicht versäumen. Das alte Fachwerkhaus aus dem Jahr 1553 beherbergt auf drei Etagen eine interessante Ausstellung. Im Erdgeschoss wird die Chronologie der Stadtgeschichte erzählt. Ein Stoßzahn eines prähistorischen Mammuts hängt über den Köpfen der Zuschauer. In einer großen Vitrine sind Puppen mit Lindhorster Tracht mit spitzen Hauben und Bückeburger Tracht mit ausladenden Hauben zu sehen. Besonders ins Auge fallen die prachtvollen, mit Glasperlen verzierten Hüte. In der ersten Etage dreht sich alles um die Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Damals boomte der Bergbau in der Region. Gezeigt werden auch das Werkzeug der Schriftsetzer, eine Geigenbauwerkstatt und eine Gold- und Silberschmiede, in der Trachtenschmuck gefertigt wurde. In der obersten Etage geht es schließlich um das dörfliche Leben in der Region. Wer den Tag nach soviel Geschichte, Tradition und Wilhelm Busch ganz entspannt ausklingen lassen möchte, kann das im Spaß- und Erlebnisbad Tropicana tun. Während der Badebereich schön gestaltet aber überschaubar groß ist, hat die Saunalandschaft einen besonderen Reiz. Verschiedene Saunen, große Ruhebereiche drinnen und draußen und abwechslungsreiche Aufgüsse machen das Tropicana interessant. Wer in Wiedensahl mit dem Fahrrad startet kann den Weg, der sonst nur mit dem Auto zu bewältigen wäre, in eigener Kraft zurücklegen und später ganz entspannt zurückradeln. Am Wochenende 3. und 4. September 2016 präsentiert Stadthagen die Wilhelm-Busch-Tage mit zusätzlichen Ausstellungen, Programm in der Innenstadt und kostenfreiem Shuttle vom Bahnhof in den Stadtkern.

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