Was braucht ein Start-up? Wie Firmengründer Kussmann mit Hightech-Wärme durchstarten will

Wunschlos glücklich verblieben Christian Kussman vom innovativen Start-up „ATT“ und WOCHE-Redakteur Robert Bösiger im „Bayernbrunnen“. Wirt Mario Müller versorgt seine Gäste mit Umsicht und Schlagfertigkeit. | Foto: prontolux
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Seine erste Firma gründete er mit Kollegen 2008. Bei deren Verkauf hatte die Firma über 100 Mitarbeiter. Anstatt sich zurück zulehnen, will es Christian Kussmann wieder wissen: Mit seiner neu gegründeten Firma „ATT — Advanced Thermal Technologies“ entwickelt und produziert er Hightech-Heizsysteme für die Mobilitätsbranche. Mit der WOCHE sprach er bei einem Mittagessen im "Bayernbrunnen" über das „wilde“ Risiko eines Unternehmers und die Herausforderungen eines Start-ups im Hochtechnologiebereich.

WOCHE: Was entwickelt Ihre Firma?

Kussmann: Maßgeschneiderte Heizsysteme auf Basis von thermo-elektrischen Heizelementen. Unser Ziel ist es generell, den Komfort eines Fahrzeuges zu optimieren.

Wie funktionieren diese Heizelemente?
Dafür verwenden wir ein „Heizpolymer“. Das ist wie ein Lack, den man in flüssiger Form auf eine Folie auftragen kann. Nach der Trocknung kann man diese flexible Folie unter Spannung in Sekundenschnelle gleichmäßig aufheizen. Etwa in die Türinnenseite eingebaut, heizt man ein Fahrzeug schneller, als durch eine übliche Heizung.

In welche Autos werden eure Heizsysteme eingebaut?
Vor allem in Premium-Fahrzeuge, etwa Jaguar und Landrover.

Und der Markt dafür wächst?
Ja, der Komfort wird in der Fahrzeugindustrie immer wichtiger. Vergleichen Sie einmal ein heutiges Auto mit einem Auto vor 20 Jahren. Heute sind Klimanlagen beispielsweise Standard. Auch für Elektrofahrzeuge muss man sich alternative Heizsysteme überlegen. Heizwasser ist dafür energetisch ein Schwachsinn, unser System ist sicher eine Möglichkeit. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Warum habt Ihr Graz-Reinighaus als Standort gewählt?
Mit meiner ersten Firma waren wir auch dort. Das Impulszentrum ist ein interessanter Standort für Firmengründungen: Gerade als Start-up ist es wichtig, sich ein Netzwerk aufzubauen. Außerdem hat man dort Zugriff auf Infrastruktur, in die man als Start-up nicht investieren will, wie Besprechungsräume, usw.

Was ist die größte Herausforderung, vor der Start-ups stehen?
Als Erstes musst du an die Kunden herankommen, ich kann bei VW nicht einfach beim Portier anrufen und um einen Termin bitten. Da braucht man schon ein Netzwerk. Zweitens braucht man zu Beginn einen langen Atem. Das Risiko als Unternehmer ist teilweise „wild“. Denn bei Konzernen können vom Erstgespräch bis zum Auftrag leicht sechs Monate vergehen. Bis man die erste Zahlung erhält, noch drei Monate. Das muss man erst einmal finanziell durchhalten. Der erste Auftrag ist ein Problem.

Wie übersteht man diese Phase?

Mit Banken, Privatinvestoren. Leute, die an deine Idee glauben. Wir wollen bis Ende 2015 unsere eigene Produktion aufgebaut haben. Aller Voraussicht
nach versuchen wir auch über Crowdfunding einen Teil davon zu finanzieren.

Woher kommt der Antrieb, sich dem täglichen Innovationsdruck Ihrer Branche auszusetzen?

Manche meiner Freunde haben mich schon für verrückt erklärt. Nachdem meine letzte Firma mehrheitlich übernommen wurde, hätte ich dort aus finanziell gesicherter Lage weiterarbeiten können.

Warum dann erneut der Schritt in die Selbstständigkeit, in die Ungewissheit?

Ich will es einfach. Ich habe eine viel zu umtriebige Persönlichkeit, ich muss ständig etwas Neues machen. Wir entwickeln jeden Tag neue Ansätze, denken jeden Tag an neue Horizonte. Ich glaube, das liegt in unserer Natur, wir stellen ständig die Dinge in Frage. Und mit so einer Einstellung wird man in einem großen Unternehmen wahrscheinlich nicht glücklich.

Und wie gehen Sie dabei mit Rückschlägen um?
Die Devise lautet: Nicht aufgeben. Wenn du aufgibst, bist du fertig, ganz einfach. Letztendlich steht die Bank oder irgendwer mit der Heugabel hinter dir und scheucht dich vorwärts.

Zur Person

Christian Kussmann
Geboren am 23.7.1974 in Graz
Lebt in einer langjährigen Partnerschaft
Studium der Fahrzeugtechnik an der FH Joanneum
Arbeitete bei AVL, Magna Steyr
Selbstständig seit 2008 mit seiner ersten Firma (Automobilentwicklung)
Zweite Firmengründung „ATT“ im Jahr 2014 gemeinsam mit Peter Oberauer
Schätzt die täglich neuen Herausforderungen eines Unternehmers.
Als „wild“ bezeichnet er das permanente Risiko, das er als Unternehmer hat.
Seine Batterien lädt er bei Ausfahrten mit seinem Oldtimer, einem MG 1960, auf.

Zur Firma

ATT — Advanced Thermal Technologies
Firmensitz Reininghausstraße 25-27, 8020 Graz
Gegründet 2014 von Christian Kussmann und Peter Oberauer
Entwicklung maßgeschneiderter Heizsysteme auf Basis von thermo-elektrischen Heizelementen
Schwerpunkt liegt auf der Automobilindustrie (Komfort-Heizsysteme für Premiumfahrzeuge, z. B. Jaguar und Landrover).
Exportanteil liegt bei 80%
Mitarbeiter: Zwischen fünf und acht
Ziel: Aufbau der eigenen Produktion noch im Jahr 2015
Web:www.thermaltech.at

Hier lesen weitere Interviews in unserer Serie "Business-Lunch".

Wunschlos glücklich verblieben Christian Kussman vom innovativen Start-up „ATT“ und WOCHE-Redakteur Robert Bösiger im „Bayernbrunnen“. Wirt Mario Müller versorgt seine Gäste mit Umsicht und Schlagfertigkeit. | Foto: prontolux
„Denke jeden Tag an neue Horizonte.“ CEO Kussman über seinen Antrieb in der Hightech-Branche. | Foto: prontolux
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