Südburgenland-Manager Unger: "Das, was wir haben, besser verkaufen"
Seit letzter Woche ist er im Amt: Der neue Südburgenland-Manager Werner Unger über seine Aufgaben und Ziele.
Wie legen Sie Ihre Aufgabe als Südburgenland-Manager an?
Ich sehe mich als Schnittstelle zwischen Gemeinden, Wirtschaft und Politik, um festzustellen, wo die Sorgen der Südburgenländer sind, und als eine Verbindung zu diversen Förderstellen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Betriebsansiedlung und auf dem Ausbau der Infrastruktur. Aus parteipolitischen Debatten möchte ich mich raushalten, sonst funktioniert das nicht.
Welche Ihrer Kontakte können Sie als Südburgenland-Manager nutzen?
Mein Netzwerk geht vor allem in die Wirtschaft hinein. Das werde ich nützen.
Woran liegt es, dass es im Bezirk Güssing in den letzten Jahren kaum Betriebsansiedlungen gegeben hat.
Wenn das so einfach zu bewältigen wäre, hätten das schon viele andere vorher gemacht. Ein Faktor ist die Verkehrsanbindung. Man muss realistisch sein: Wir werden keine Autobahn und keine Eisenbahn herbekommen. Aber wir können darüber nachdenken, wie wir innovative Leute aus Branchen bekommen, für die die Verkehrsanbindung kein so großer Faktor ist. Wenn ein Betrieb nur wegen der Förderungen aufsperrt, wird er nicht funktionieren. Wir müssen Investoren überzeugen, die einen längeren Atem haben.
Hat die WIBAG in Sachen Betriebsansiedlung in den letzten Jahren genug unternommen?
Das kann ich noch nicht beurteilen.
Welche Rolle spielt die S 7 für den Bezirk Jennersdorf?
Eine entscheidende. Ich kann natürlich kein Genehmigungsverfahren beeinflussen, aber wird die S 7 tatsächlich gebaut, dann wird das eine Herausforderung. Wir werden nämlich gar nicht alle Arbeitskräfte haben, wie sie die Betriebe dann brauchen.
Welche Potenziale sehen Sie für den Bezirk Jennersdorf?
Ein großes liegt in der Optoelektronik, wie sie im Technologiezentrum Jennersdorf angesiedelt ist. Ich würde auch einen stärkeren Fokus auf das Drei-Länder-Eck legen. Wir haben dort unter anderem den Naturpark, aber darüber hinaus nicht viel. Vielleicht gibt es Investoren, die diesen interessanten Faktor nutzen wollen. Wichtig ist auch die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Jennersdorf - St. Gotthard.
Wie beurteilen Sie den Wirtschaftsstandort Güssing?
Güssing steht für erneuerbare Energie mit dem Schwerpunkt Forschung. Es wäre schlimm für die Region, wenn das verloren ginge. ich möchte dazu beitragen, dass die erneuerbare Energie in Güssing ihre Rolle behält.
Wie kann sich der Bezirk Oberwart weiterentwickeln?
Auch hier geht es in erster Linie um die Verkehrsinfrastruktur. Ich denke da vor allem an die Belebung des Bahngüterverkehrs zwischen Friedberg und Oberwart, hier laufen bereits Verhandlungen mit den ÖBB.
Wo sehen Sie Entwicklungspotenziale für den Bezirk Oberwart?
Wir müssen festlegen, welche Unternehmenstypen wir wo haben wollen. Pinkafeld mit seinen vielen Schultypen ist ein Juwel in der Ausbildung. Vielleicht können wir neue Betriebe herholen, die genau diese Absolventen suchen.
Man darf auch den Raum Steinamanger nicht außer acht lassen. Direkt in Grenznähe leben hier 180.000 Leute.
In vielen Gegenden im Südburgenland hält die Abwanderung an. Lässt sich das eindämmen?
Ein Ansatz könnte sein, leere Bausubstanz besser zu nutzen. Beispielsweise zur Zimmervermietung, aber auch für Zuzügler. Viele Leute aus anderen Bundesländern oder aus der Stadt würden sich gerne ein leistbares Eigenheim schaffen, solche Menschen gilt es anzusprechen. Es müsste eine Datenbank geben, in der man auf Knopfdruck alle leerstehenden Betriebs- oder Privatimmobilien im Südburgenland sehen kann.
Glauben Sie, dass das Südburgenland benachteiligt wird?
Nein, aber das Südburgenland muss sich besser mit dem verkaufen, was es hat. Wir werden uns beispielsweise nicht auf den Bus-Tourismus verlegen, sondern auf einen sanften Tourismus in einer schönen Landschaft. Hier kann es auch darum gehen, eine breitere Palette an Zimmervermietern aufzubauen, die Gästeauslastung außerhalb der Spitzenzeiten zu erhöhen und vieles mehr.
Ihr Vertrag endet in fünf Jahren. Was soll in dieser Zeit passieren, damit Sie 2021 sagen können, Ihre Arbeit war erfolgreich?
Es sollte der Norden nicht mehr gegen den Süden ausgespielt werden, es sollten sich mehr Betriebe angesiedelt haben und die Absiedlung gestoppt sein.
Zur Person
Werner Unger (58) stammt aus Strem und lebt in Oberwart. Er war über 35 Jahre lang Manager bei Coca Cola. Im September wurde Unger von der Landesregierung zum Südburgenland-Manager ernannt. Sein Vertrag läuft fünf Jahre, sein Büro befindet sich im Technologiezentrum Güssing.
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