AM EIGENEN LEIB: Mit dem "Turbobike" auf den Berg
E-Bikes liegen im Trend, aber wie gut sind sie wirklich? Im Selbsttest ging es von Hall auf die Tulfeinalm.
Nachdem mir beim Wandern immer wieder aufgefallen ist, wie Radler mit ihrem E-Bike die steilsten Wege mühelos erklimmen, war klar, dass ich das auch ausprobieren muss. Fachkundigen Rat und ein E-Bike besorgte ich mir bei der Bike-Box in Hall. Die Einweisung geht schnell, die Bedienung ist sehr einfach, man kann mit der rechten Hand schalten und mit der linken Hand die Stärke der Elektrounterstützung wählen (es gibt vier Einstellungen: "Eco", "Tour", "Sport", und "Turbo"). Der Elektromotor funktioniert nur, wenn man auch in die Pedale tritt, also ganz ohne eigene Leistung geht es nicht. "Am besten ist es, wenn man sich beim Treten immer noch anstrengt und die höchste Stufe "Turbo" nur zuschaltet, wenn man extrem steile Passagen meistern muss", rät Bike-Box-Chef Dragan.
Von Hall auf die Alm
Als Teststrecke habe ich die Tour vom Unteren Stadtplatz in Hall zur Tulfeinalm in 2035 Metern Seehöhe ausgewählt – eine lange, meist recht steile und deswegen und sehr schwere Strecke, welche die meisten Hobbybiker wohl überfordern dürfte.
Die ersten Kilometer geht es eben nach Volders. Das E-Bike fährt sich hier wie ein normales Mountainbike. Fährt man schneller als 25 km/h schaltet sich nämlich der Motor ab.
Von Volders geht es weiter über die romantische, aber sehr steile Kleinvolderbergstraße. Schnell habe ich auf "Turbo" geschaltet und fahre mit einer Geschwindigkeit zwischen 15 und 20 km/h bergauf. Unterwegs überhole ich einen Rennradfahrer, der keucht und schwitzt und aus dem Sattel steigen muss, damit er überhaupt noch weiterkommt. Ich fühle mich großartig.
Als ich bei der Talstation der Glungezerbahn ankomme, habe ich noch kaum geschwitzt – ohne Elektromotor würde ich wohl hier völlig erschöpft vom Rad fallen. So geht's munter weiter, auch die Straße nach Windegg ist recht steil, also wähle ich hier ebenfalls die Einstellung "Turbo" und belasse es auch in etwas flacheren Teilstücken dabei. Als ich bei der Gluckserhütte vorbeifahre, zeigt der Akku nur mehr die halbe Kapazität an. Macht nichts, wird schon reichen. Bereits vor der Mittelstation Halsmarter zeigt der Akku nur mehr 25 % Ladevolumen an, trotzdem fahre ich weiter.
Schließlich geht der Akku mitten im Wald aus. Aus der Traum. E-Bikes sind nicht nur einige Kilo schwerer, sondern haben auch nur 8 Gänge, damit kann man unmöglich aus eigener Kraft steil bergauf fahren. Jetzt heißt es: Wer sein Rad liebt, der schiebt!"
So komme ich also doch noch gehörig ins Schwitzen, dafür schmecken das Bier und die Knödelsuppe dann auf der Alm umso besser. Bergab gehts dann wieder flott, das E-Bike fährt sich auch über Stock und Stein wie ein normales Mountainbike.
Selbstdisziplin gefragt
Fazit: Die E-Bikes sind technisch sehr ausgereift und fahren sich wie normale Bikes, nur dass man auch lange Touren mit sehr steilen Passagen bewältigen kann. Wer die nötige Selbstdisziplin hat, den Motor meist nur auf kleiner Stufe zuschaltet und sich beim Treten ordentlich ins Zeug legt, kommt mit einem vollen Akku sicher noch viel weiter, als es mir gelang.
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