Beklemmendes Familiendrama

Foto: TPZ Hall

Nicht nur das feudale Wien Schnitzlers vor und nach der Jahrhundertwende, auch das Leben der schwedischen Gesellschaft jener Zeit war von großem sozialen Gefälle bestimmt. Nur in diesem Kontext kann man die in dieser Ära oft aus materieller Not entstandene Verzweiflung verstehen und die Dramen erahnen, die sich so in vielen Familien abgespielt haben.
In August Strindbergs „Scheiterhaufen“ verquicken sich eine mühsam aufrecht erhaltene bürgerliche Fassade mit der brüchigen Scheinwelt persönlicher Beziehungen und Abhängigkeiten. Spielleiter Klaus Rohrmoser lässt die drei Damen und zwei Herren des Ensembles in knapp einer Stunde in sechs Hauptszenen mit stringenter Dichte zum dramatischen Höhepunkt streben, in welchem die narzisstische Mutter im Haus verbrennt und auch für die anderen Beteiligten kein Ausweg mehr möglich scheint.
Susanne Schartner ist eine durchgehend überzeugende selbstbezogene Mutter, Amarilla Ferenczy gibt allen Skalen der Wirklichkeitsverdrängung Gesicht und Stimme, Lucas Zolgar kann sich in der Rolle des verzweifelten alkoholkranken Sohnes glaubwürdig bewegen, Monika Schmatzberger ist die sympathische, in sich ruhende Dienerin, Helmuth A. Häusler setzt den Part des berechnenden und jäh ins Brutale umschlagenden Schwiegersohnes kraftvoll und routiniert in Szene.
„Es gibt viele Arten zu morden .. und deine Art hat den Vorteil, nicht unter das Strafgesetz zu fallen!“ – Zweifellos ein zentraler Satz, der das ganze Drama einer Lebenslüge sichtbar macht.
Sicher keine angenehme Unterhaltung, aber dichtes Theater mit hohem künstlerischen Anspruch, dem das derzeitige Atlantis“-Ensemble durchgehend gerecht wird. Die Ausstattung stammt von Andrea Spiegel & Theo Moschen, Licht & Ton von Dietmar Scherz.
Gespielt wird bis zum 12. März 2016.

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