"Es braucht keinen Kommentator Willi"

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Bezirksblätter: Sie melden sich als grüner Landessprecher zur Landespolitik kaum zu Wort. Macht diese Aufgabenteilung Landessprecher – Regierungsmitglied Sinn?
Georg Willi: "Natürlich macht die Aufgabenteilung Sinn. Ingrid Felipe und ihr Team stehen als Regierung medial im Mittelpunkt – einen Landeskommentator Willi braucht's da nicht. Ich will – wie angekündigt – die Partei nach innen stärken und mithelfen, die Grünen für die Gemeinderatswahl 2016 fit zu machen."
Aber die grüne Basis beobachtet die Regierungstätigkeit mit Argusaugen. Natura 2000, Kraftwerksbauten und Kalkkögel sind wohl echte grüne Baustellen. Bringt das die Regierungsarbeit mit sich?
Willi: "Als Regierungspartei übernehmen wir Verantwortung. Das heißt für uns: mehr Natura-2000-Gebiete und ökologischer Ausbau der Wasserkraft als Beitrag zur Energiewende. Zur Kalkkögeldebatte: Schon 1985 gab es darüber hitzige Debatten mit denselben Argumenten: 'Ohne Liftverbindung stirbt die Region!' Tatsächlich sind die Winternächtigungen im Stubai von 722.000 (1981) auf 1.084.000 (2013) angestiegen. Diese 'Bürgermeisterbahn' bringt weder dem Tourismus noch den Menschen vor Ort etwas. Die Leut' haben längst kapiert, dass eine Erschließung für sie Nachteile bringt: mehr Verkehr auf Straßen und Pisten, höhere Ticketpreise und kein Geld für wichtige Gemeindeprojekte. Wir sind für den Erhalt des von Eduard Wallnöfer ins Leben gerufenen Ruhegebietes."
Wie beurteilen Sie nach allen Diskussionen der letzten Monate die Stärke des schwarz-grünen Koalitionspaktes als Nichtregierungsmitglied in Tirol?
Willi: "Ein Blick auf die Bundesregierung reicht: Während ÖVP und SPÖ in Wien den Stillstand zelebrieren, geht in Tirol etwas weiter."
Als Nationalrat sind Sie in Tirol weniger präsent im Vergleich zu Ihrer Zeit als grüner Klubobmann. Bereuen Sie manchmal den Wechsel ins Parlament?
Willi: "Ich brauche den roten Teppich nicht. Wenn wir ehrlich sind, ist jeder von uns ein kleines Rädchen im Getriebe. Als Verkehrssprecher ist es mein Ziel, die Mobilität der Zukunft mitzugestalten: Die Bedeutung des Autos schwindet, die Ansprüche, mobil zu sein, steigen. Das geht nur über massiven Ausbau umweltfreundlicher Fortbewegungsmittel."
Innsbruck ist in den vergangenen drei Wahlgängen mehrheitlich grün geworden. Könnte es nach den Wahlen 2018 einen grünen Bürgermeister Willi geben?
Willi: "Als stimmenstärkste Partei in Innsbruck ist es unser Ziel, den nächsten Bürgermeister zu stellen. Aber es wird noch viel Wasser den Inn hinunterfließen, bis wir uns mit dieser Frage konkret befassen."
Davor stehen aber 2016 Gemeinderatswahlen an. Welche Schwerpunkte setzen die Tiroler Grünen bei dieser Entscheidung?
Willi: "Die Schwerpunkte grüner Gemeindearbeit heißen Mitsprache, sparsamer Umgang mit Grund und Boden, lebendiges Dorfleben, gute Infrastruktur, leistbares Wohnen und gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz."
Wird es genügend gute KandidatInnen geben?
Willi: "Es kann nie genug gute KandidatInnen geben. Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die sich für ihren Wohnort engagieren wollen."

Word Rap

Tempo 100:
Mut zur Entschleunigung
Grüne Basis:
hart, aber herzlich
Politik ist für mich:
Chance
Wiener Parkett:
doch nicht so glatt
Klubzwang:
lieber überzeugen als erzwingen
Sommerurlaub:
in kleinen Portionen

Zur Person:

Georg Willi, Nationalrat, Landessprecher und Mitglied des Landesvorstandes der Tiroler Grünen;
Geboren am 6. Mai 1959 in Innsbruck, verheiratet mit Katharina, ein Sohn

Berufliche Ausbildung:
AHS-Matura und Wirtschaftskolleg in Innsbruck
Studium Biologie und Jus (nicht ganz abgeschlossen)
2004–2005: MediatorInnenausbildung (Abschluss: eingetragener Mediator)

Politischer Werdegang:
1989 - 1994: Gemeinderat in Innsbruck
2003-2005: Landessprecher der Grünen Tirols
1994 - 2013: Landtagsabgeordneter und Klubobmann der Grünen
seit 2006: Mitglied des Bundesvorstandes
Nov. 2013: Landessprecher der Grünen Tirols
Seit Oktober 2013: Nationalrat

Georg Willi | Foto: Müller
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