Martin Eigentler erzählt über sein Leben im Husky-Rudel in Angerberg

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Was 1997 mit einem Hund anfing entwickelte sich stetig weiter. Vor 14 Jahren kam der erste Husky. Drei Jahre später startete er die ersten Rennen. Mittlerweile hat Martin ein sattes Rudel von 27 Huskys auf einem 8000 qm großem Gelände. Im Frühjahr und Sommer 2006 baute er die Husky Ranch in Angerberg nochmals kräftig aus und so entstand ein kleines Indianerdorf mit Trapper Cabins, Haustier Ranch und allem was dazu gehört.

Mit 12 Hunden im Gespann ging es mit 20 km/h auf einem Rollschlitten durch das Gelände von Angerberg. Sichtlich mühelos und voller Freude liefen die Huskys nach den Kommandos vom Musher Martin Eigentler. 10 km später sind wir wieder auf seiner Ranch angekommen und schon standen die nächsten Huskys für die Ausfahrt bereit.
Als wir uns in der Blockhütte, gemütlich ohne jeglichen Luxus, zum Frühstück setzten durftet es herrlich nach selbstgebackenem Brot, dass er nunmehr alle zwei Tage bäckt. „Ich mag das, kaufe auch das Fleisch vom Bauern, direkt in der Nachbarschaft, dort bekommen meine Hunde auch das Fressen her, ich halte nichts von dem Dosenfutter, ist viel zu viel Gemüse enthalten was Hunde nicht so vertragen, in der Wildbahn fressen sie ja auch keinen Maiskolben!“ erzählt Martin während er uns noch Kaffee nachschenkte.

Wie oft machst du mit den Hunden so eine Ausfahrt, wie gerade eben?
Einmal am Tag. Es ist für die Hunde sehr intensiv. Immerhin wiegt so ein Gespann an die 300 kg, das macht ihnen aber nichts. Ohne Probleme ziehen sie es auch 50 km. Wenn es sein muss auch 10 Stunden lang, dann traben sie halt gemütlich mit 10 km/h dahin.
So etwas mache ich aber nur viermal die Woche. Denn sie werden trainiert wie Sportler, brauchen auch ihre Regenerationsphasen. Die restliche Zeit können sie auf dem 8000 qm großen Gelände herumtollen wie sie wollen.

Kann das eigentlich jeder machen?

Noch schon, leider, muss man sagen. Denn schlussendlich sind die Hunde die leiden, weil ein Besitzer überfordert ist. Du kannst nicht auf einmal ein ganzes Rudel kaufen und hoffen dass es funktioniert. Mich rufen fast täglich Leute an weil sie nicht mehr weiter wissen.
Ich selbst fing damals mit zwei Huskys an, als das gut lief wurde das Rudel immer größer, zuerst sieben und Jahr für Jahr kamen welche dazu.

Woher kommen deine Hunde und wie erziehst du sie?

Meine sind alles nordische Rassen, sibirischer Inuit und Yukon. Das sind keine „Sitz, Platz, Fuß Hunde“. Sind eigenständig, von Natur aus Selbstversorger und wollen es einem eigentlich nicht recht machen. Das ist das tolle. Vor allem sie sind robust und alleine halten soll man sie nicht, es sind Rudeltiere.
Bei mir lernen die Jungen durch das anfängliche mitlaufen. Die gesamte Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und Respekt. Der Hausverstand ist dabei das Wichtigste. Diese Hunde unterwerfen sich einem Menschen nicht. Sie genießen viele Freiheiten, können ihre ureigenen Instinkte ausleben. Dieses Verhalten mache ich mir zu Nutze, um sie stressfrei und mit Begeisterung trainieren zu können. Die Bereitschaft, selbst alles zu geben, sind Grundvorraussetzungen, um das Vertrauen des gesamten Rudels gewinnen zu können. Ich muss ihnen Sicherheit bieten und ihnen gewissermaßen ein Vorbild sein.

Du hast gesagt du seist der einzige in ganz Europa der Rudelhaltung betreibt?
So viel mir bekannt ist, ja. Anscheinend auch das größte. So muss man sich mit dem Charakter eines Tieres befassen. Die Positionen innerhalb eines Rudels legt sich instinktiv fest.
Auch wenn sie mich in ihrem Rudel aufgenommen haben, bin ich mir immer bewusst, dass ich mehr Begleiter und Trainer bin und sie ihren Fähigkeiten entsprechend fördern muss.
Natürlich kostet es viel Zeit. Ich bin eigentlich die ganze Zeit mit ihnen zusammen. Schlafe auch das komplette Jahr bei ihnen. Ich finde, dass ist wichtig für die Beziehung zu einem Tier, sie wissen sie können mir Vertrauen.

Warum hast du mit den Schlittenhunderennen aufgehört, du warst sogar mal Europameister, 2008?
Das stimmt schon. Für viele Musher sind die Hunde oft nur noch Mittel zum Zweck, um Rennen zu gewinnen, Preisgeld gibt es nur äußerst selten. Sie werden in Zwingern oder an Ketten gehalten, das ist kein artgerechtes Hundeleben.
Es gibt aber natürlich auch genügend Musher, die ihre Hunde bestens betreuen und versorgen und absolut artgerecht halten.
Es sind auch fast keine Schlittenhunde mehr dabei, nur noch Kreuzungen zwischen Windhund und Husky damit alles schneller wird. Früher, mit den ursprünglichen Schlittenhunden, hat ein Alaskatrail, zum Beispiel, drei Wochen gedauert. Heutzutage nur noch zehn Tage.
Jetzt mache ich mit meinen Hunden Expeditionen. Am 12. Dezember findet in Wörgl die Filmpremiere von meiner Kaunertaler Gletscherüberquerung nach Italien statt. Sonst biete ich Touren und verschiedene Programme an. Führungskräfte Training, Stressbewältigung zusammen mit einer Freundin oder werde für diverse Phototermine und Filmproduktionen gebucht, wie Austria`s Next Topmodel, Servus TV, ZDF, Werbeaufnahmen, usw. Es muss schließlich auch alles bezahlt werden.
Vor kurzem haben wir Kinder aus einem Heim nach Schweden für eine Woche eingeladen. Es war ein besonderes Erlebnis.
Dieses Kinderprojekt in Schweden ist vom Verein „Ferien für alle Kinder“ organisiert und durchgeführt worden. Vereinsgründerin und Organisatorin ist Alice Neuböck. Die Hunde und ich unterstützen dieses tolle Projekt tatkräftig.

Du hast auch ein Buch geschrieben?
Ja genau. Nordische Hunde verstehen, heißt es. Mit einem Vorwort von Martin Rütter, der mich selbst auf der Ranch besucht hat.
In diesem Buch habe ich meine Erfahrungen aus den letzten 15 Jahren zum Ausdruck gebracht. Möchte aber auch mit den enthaltenen Informationen zu einer Bewusstseinsbildung beitragen. Denn die Schlittenhunde sind Urhunde und wer in der Lage ist, den Charakter, das Wesen und die Instinkte dieser Hunde zu verstehen, wird sich schon im Vorfeld Gedanken machen, ob und wie es möglich ist, diese Hunde artgerecht zu halten und glücklich zu machen.
Dieses Buch hat allerlei Reaktionen hervorgerufen, und war innerhalb kürzester Zeit verkauft. Ich habe es komplett in Eigenregie verlegt und bin gerade in Gespräch mit einem Verlag um es in größerer Stückzahl drucken lassen zu können.

Hast du schon Ideen was du als nächstes machen willst?

Habe ich. Wenn das Geld reicht, möchte ich 2015 den größten Festlandgletscher Europas in Norwegen überqueren. Sollte es nicht genug sein, dann werde ich den Adamello Gletscher in Italien bestreiten.
Sieht aber gut für Norwegen aus. Bisher konnte ich auf die Unterstützung von Servus TV und Carinthia zählen, sowie die TIWAG für alles was in Tirol passiert.

Ich möchte mich herzlich für den tollen Tag bei dir bedanken.
Schaut auch auf www.husky.co.at nach.
Das Interview führte Erwin Hofbauer.

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